Weitere Stolpersteine in Neuss

Bisher erinnern 76 „Stolpersteine“ an 32 Orten in Neuss an die Opfer des Nationalsozialismus.

Der Kölner Künstler Gunter Demnigverlegte jetzt fünf weitere Stolpersteine an zwei Standorten in Neuss. Mit den Messingsteinen auf dem Gehweg vor den Häusern, in denen einst die Menschen wohnten, die der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zum Opfer fielen, hält er die Erinnerung an sie wach.

Vier Steine vor dem Haus Büchel 48 erinnern an die Familie Levy, deren Nachfahren aus Argentinien zur Verlegung angereist waren. Sally und Martha Levy emigrierten 1937 mit ihren Kindern Lore und Manfred in das südamerikanische Land. Am Standort des heutigen Rewe-Marktes wohnte die Familie und betrieb ein Bekleidungsgeschäft. Als Juden boykottiert und drangsaliert, gaben sie das Geschäft auf und gingen ins argentinische Exil. Dort bauten sie sich unter schwierigen wirtschaftlichen Umständen eine neue Existenz auf. Lore und Manfred Levy waren 1988 beim offiziellen Besuch ehemaliger jüdische Bürger in Neuss dabei. Damals entstand ein bis heute anhaltender Kontakt zur Neusser Familie Reinhart. Mitglieder der Familie Reinhart, darunter eine Mitschülerin von Lore Levy, sowie ein ehemaliges Nachbarskind der Familie Levy waren bei der Verlegung anwesend. Bürgermeister Reiner Breuer begrüßte die Gäste aus Argentinien in der Heimatstadt ihrer Vorfahren: „Ich danke den Nachfahren der Familie Levy, dass sie den weiten Weg auf sich genommen haben. Es ist mir eine Ehre, Sie in Neuss begrüßen zu dürfen.“

Der fünfte Stein liegt jetzt vor dem Haus Mühlenstraße 62. Hier lebte seit 1932 der jüdische Viehhändler Karl Frohwein, geboren 1885 in Grimlinghausen. Wohl wegen seiner Ehe mit einer „Arierin“ entging er den Deportationen aus Neuss und zog 1942 gemeinsam mit seiner Frau in ein „Judenhaus“ in Düsseldorf. Von dort wurde er (vermutlich im November) 1944 nach Theresienstadt deportiert. Er überlebte das KZ und kehrte 1945 nach Neuss zurück, ebenso seine Frau. Karl Frohwein starb 1961 in Neuss.

Die Stolpersteine enthalten lediglich die knappen Hinweise auf Namen, Geburtsjahr, Todesjahr und -ort und sollen damit die Passanten gedanklich über ein menschliches Schicksal in ihrer Stadt „stolpern“ lassen. Es werden auch Steine für Opfer verlegt, die die nationalsozialistische Gewaltherrschaft überlebten. Das Stadtarchiv Neuss ist mit der wissenschaftlichen Begleitung der Verlegungen in Neuss betraut und berät fachlich wie organisatorisch alle am Projekt Interessierten.

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