Georg Böhringer, Claudia Chehab und Stadtarchivleiter Dr. Jens Metzdorf vor den Leihgaben des Stadtarchivs Neuss.

Stadtarchiv

Theodor Schwann-Tagebuch übergeben | Bedeutende Unterlagen als Dauerleihgabe präsentiert

Das Neusser Stadtarchiv durfte sich pünktlich zum 210. Geburtstag des Neussers Theodor Schwann (1810-1882) über ein besonderes Geschenk freuen: Das einzig erhaltene Tagebuch des Naturforschers und Physiologen wurde dem Stadtarchiv jetzt als Dauerleihgabe aus Privatbesitz übergeben. Georg Böhringer, direkter Nachkomme eines Bruders von Theodor Schwann, vertraut dem Stadtarchiv das wertvolle Dokument zur dauerhaften Erhaltung und Bereitstellung für die Forschung an. Gemeinsam mit Archivdirektor Dr. Jens Metzdorf und der ehemaligen stellvertretenden Archivleiterin Claudia Chehab wurde das Tagebuch nun präsentiert. Neben dem Tagebuch ergänzen auch zwei unveröffentlichte Fotos seit Jahrzehnten in Neuss verwahrten Teilnachlass Theodor Schwanns.

„Schwann war sehr katholisch. Der Glaube spielte in seinem Leben eine wichtige Rolle“, beschreibt Böhringer seinen Vorfahren. „Das Tagebuch entstand zwischen 1842 und 1877 und handelt von Schwanns inneren Ereignissen. Er setzte sich darin intensiv mit der Wissenschaft und der Religion auseinander, hielt seine Gedanken jedoch nur mittels rein akademischer Formulierungen fest.“

Dr. Metzdorf ergänzte: „Das Tagebuch hat für unsere Sammlung einen sehr bedeutsamen Wert. Schwann schrieb seine Gedanken zur Rolle der (Natur-)Wissenschaften, zur Ethik und zur Medizin nieder. Was darf sie? Und was schafft und ermöglicht sie? In Zeiten der Corona-Pandemie sind seine Gedanken somit aktueller denn je.“

Seite 1 Tagebuch.jpgTheodor Schwann, 1810 als Sohn des Goldschmieds und Druckereibesitzers Leonard Schwann am Büchel in Neuss geboren, besuchte nach der Elementarschule und dem Progymnasium in Neuss das Kölner Marzellengymnasium, um anschließend in Bonn, Würzburg und Berlin Medizin zu studieren. Nach der Promotion zum Doktor der Medizin und Chirurgie 1834 und dem Staatsexamen arbeitete Schwann am Berliner Institut für Anatomie und Physiologie, wo er unter anderem das Verdauungsenzym Pepsin entdeckte, das Muskelgesetz und schließlich den Aufbau der Zelle bei Tieren und Pflanzen erforschte. 1838 erhielt er seine erste Professur für Anatomie an der katholischen Universität Löwen, von 1848 bis 1880 lehrte und publizierte er in Lüttich, wo er auch ein nach ihm benanntes Atmungsgerät für Bergarbeiter entwickelte. Schwann gilt bis heute weltweit als Wegbereiter der modernen Zellenlehre.