Wendersplatz

Gespräche von Fachleuten und Beteiligung der Bürgerschaft vor Beginn des Wettbewerbsverfahrens

Er gilt als wichtiger Trittstein zwischen der Neusser Innenstadt und dem Rhein: der Wendersplatz. Neben seiner alltäglichen Funktion als kostenloser innerstädtischer Parkplatz dient er auch einmal im Jahr dem Schützenfest. In seiner direkten Nachbarschaft liegt der Rennbahnpark als „grüne Lunge“ der Stadt. Der Wendersplatz soll zukünftig in seiner Bedeutung als Bindeglied zwischen der Innenstadt und dem Rheinpark gestärkt werden und sich als attraktiver und lebendiger Ort mit Nutzungen für die Neusser Bürgerschaft öffnen. Dazu startet ein zweistufiger Realisierungswettbewerb mit Ideenteil. Zuvor sollen aber Ideen und Vorschläge, auch aus anderen Städten, für eine Bebauung, die Nutzungen und die Gestaltung des Verkehrsraums und des öffentlichen Freiraums gemeinsam diskutiert werden. Dazu werden neben Expert*innenn der Bereiche Städtebau, Architektur, Kunst und Kultur sowie Verkehr auch lokale Akteure des Handels und der Industrie eingebunden. Einen hohen Stellenwert hat zudem die Beteiligung der Neusser Politik und insbesondere der Neusser*innen. Dies wird coronakonform mit passenden Formaten erreicht. Die Neusser Bürger*innen sollen die Möglichkeit erhalten, ihre Wünsche und Ideen zum Ort und dessen Gestaltung mitzuteilen. Auf welche Art und Weise dies im ersten Quartal 2021 stattfinden kann, wird jedoch von der Situation im Rahmen der Corona-Pandemie abhängig sein. Die Anregungen der Bürger*innen werden aber mit in die Aufgabenstellung für die Teams des Wettbewerbs einfließen.

Das erste Expertengespräch mit Prof. Jörn Walter (ehem. Oberbaudirektor der Hansestadt Hamburg), Detlev Cziesso (Beigeordneter für Kultur, Finanzen, Jugend und Gesundheit der Stadt Apeldoorn / NL), dem Neusser Bürgermeister Reiner Breuer und Planungsdezernenten Christoph Hölters hat bereits im September stattgefunden. Bilder zum Ort, dem Gespräch, Fakten und Statements der Teilnehmenden wurden in diesem kurzen Film festgehalten. Über die Ergebnisse der weiteren Gespräche, den Fortschritt des Verfahrens und die Möglichkeiten zur Beteiligung werden Sie auf dieser Webseite auf dem Laufenden gehalten.

Ende November erfolgte nun das zweite Expert*innengespräch im Ratssaal der Stadt Neuss mit dem renommierten Konzeptkünstler und Professor für public art Mischa Kuball aus Düsseldorf und dem ehemaligen Stadtbaurat der Stadt Münster, Hartwig Schultheiß. In diesem Gespräch mit dem Neusser Bürgermeister und dem Neusser Planungsdezernenten konnten neue interessante Aspekte beleuchtet und diskutiert werden. Da die Fläche des Wendersplatzes nach dem Wettbewerb so schnell nicht bebaut sein wird, sei die Bespielung des Platzes in der Zwischenphase nach dem Wettbewerb, vor der Bebauung und während der Realisierung des neuen Übergangs am Hessentordamm zentral, da waren sich die Experten Mischa Kuball und Hartwig Schultheiß einig. Dabei sollte ein Programm für zwei bis drei Jahre mit lokalen Kulturakteuren erarbeitet werden. Die Raketenstation auf der Museumsinsel Hombroich am Neusser Stadtrand oder der Künstler Thomas Schütte wurden von Mischa Kuball beispielsweise benannt. Eine professionelle Intendanz sei dafür notwendig, um nicht nur ein Programm für Zwischennutzungen aufzustellen, sondern vielmehr die Teilhabe der Neusser*innen und das Gemeinwohl zu stärken. „Die Kultur ist das stärkste auszubildende Narrativ“ und wenn man „Spill-Over Effekte vom Stadtrand in die Innenstadt erzeugen wolle, müsse man eine Koppelung erhalten, das heißt eine ähnliche – parkähnliche – Situation schaffen.“, betonte Mischa Kuball.

„Überlagert man die Ziele mit der Ausgangssituation, dann muss der Städtebau und insbesondere der Verkehr radikal verändert werden und man muss die vorhandenen kulturellen Einrichtungen stärken und um Funktionen ergänzen, damit städtisches Leben ganztägig erlebbar ist.“, so das Statement von Hartwig Schultheiß. Zudem schlägt dieser vor, dass das Zwischenstück des Wendersplatz mit der Entwicklung des Rennbahnparks als „Gegenpol der sonstigen städtebaulichen Verdichtung“ gestaltet werden sollte. Dies bedeute, eine zurückhaltende Bebauung, beispielsweise an der Hammer Landstraße, um den öffentlichen Raum als Potential für die Nutzungen zu verstehen. Dabei soll kein innenliegender Platz, sondern eine Verbindungsfläche von Markt über Kehlturm bis zur Rennbahn entstehen.

Die aus den unterschiedlichen Gesprächen und Vorplanungen ermittelten Ergebnisse werden Grundlage für die nächste Stufe sein. In einem Wettbewerb sollen interdisziplinäre Teams der Bereiche Architektur, Städtebau, Verkehr und Freiraum konkurrierend Ideen und bauliche Lösungen entwickeln. Die Vorschläge für den öffentlichen Raum bilden dabei den Realisierungsteil, die Bebauungskonzepte für den Wendersplatz sollen als Ideen erarbeitet werden. Beides kann jedoch nur in Verbindung zueinander gesehen werden.

Doch es gibt auch bereits Setzungen für die Entwicklung des Wendersplatzes. Neue Wohnungen wird es am Wendersplatz, auch aufgrund der Nähe zum Hafen, nicht geben können. Stattdessen soll es „publikumsintensive“, belebende und alltägliche Nutzungen geben, passende Einrichtungen der Bildung und Kultur sollen Platz finden .

„Der Wendersplatz hat auch eine wichtige Trittsteinfunktion zur Rennbahn. Hier wollen wir den Brückenschlag schaffen“, so Christoph Hölters, Planungsdezernent der Stadt Neuss. Und auch für die stark befahrene Kreuzung Hessentordamm - Hammer Landstraße – Batteriestraße soll es eine Lösung geben, die das Queren und Bewegen für den Fuß- und Radverkehr verbessert. Ein sogenannter Shared Space, ein gemeinschaftlicher Raum mit Gleichberechtigung für alle Verkehrsteilnehmenden, könnte entstehen. Der Radschnellweg nach Düsseldorf, mit Anfangs- und Endpunkt am Wendersplatz, soll bis zum Markt weitergeführt werden.“

Kurzum: hier soll ein lebendiger, pulsierender Stadtbaustein mit direkter Verknüpfung zur Altstadt und zum Rennbahngelände entstehen.