„Ein Kunstwerk erklärt sich selbst. Warum also Erklärungen? Was für die Augen bestimmt ist, kann nicht mit den Ohren aufgenommen werden.“ (Josef Neuhaus), Foto: Sabine Dausend

Die Form wahren

Skulpturen von Josef Neuhaus präsentiert das Feld-Haus mit Vernissage am Sonntag, 24. Februar 2019, um 11.30 Uhr.

Als besondere Ehrung zum zwanzigjährigen Todestag von Josef Neuhaus (1923–1999) präsentiert das Feld-Haus die Ausstellung „Die Form wahren. Skulpturen von Josef Neuhaus“. In der geometrisch reduzierten Kirkeby-Architektur wird eine Auswahl von Neuhaus‘ Skulpturen und Reliefs aus der städtischen „Sammlung Kunst aus Neuss“ gezeigt. „Mit der Präsentation von Neuhaus‘ Skulpturen im Feld-Haus, das von Per Kirkeby als begehbare Skulptur verstanden wurde, verschaffen wir gleich zwei Künstlern Gerechtigkeit“, sagt Museumsdirektorin Dr. Uta Husmeier-Schirlitz, die das Publikum zur Vernissage am Sonntag, 24. Februar 2019, um 11.30 Uhr im Feld-Haus, Berger Weg 5 (auf dem Kirkeby-Feld zwischen Museum Insel Hombroich und Raketenstation) begrüßt. Kuratorin Romina Friedemann führt in die Ausstellung ein.Foto: Sabine Dausend

Neuhaus zählt heute zu den bekanntesten Vertretern der geometrisch-konkreten Kunst. Seine künstlerische Karriere begann er zwischen 1945–50 mit einem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf. In dieser Zeit entstanden zunächst figürliche Plastiken, bei denen sich Neuhaus noch stark am Menschenbild orientierte.

Nach seinem Abschluss arbeitete Neuhaus als freischaffender Bildhauer in Neuss und Düsseldorf und wandte sich in seiner Kunst vermehrt der Abstraktion zu. So schuf er Skulpturen, die sich noch als organisch und figurativ erweisen, aber den menschlichen Körper auf stark abstrahierte Weise präsentieren.

"Schleife", StresemannalleeOrientierte sich Neuhaus in seinem Frühwerk noch an künstlerischen Vorbildern wie Henry Moore oder Hans Arp, entwickelte er bereits kurze Zeit später seine charakteristische Formensprache: Seinem konkreten Stil folgend schuf Neuhaus viele Großplastiken für den öffentlichen Raum, wie beispielsweise den „Würfel“ (1974) im Stadtgarten hinter dem Clemens Sels Museum Neuss und die „Schleife“ (1996) als Stadteingangszeichen an der Neusser Stresemannallee.  Neben diesen monumentalen Edelstahlskulpturen gestaltete Neuhaus auch kleinere Reliefs und Skulpturen aus Holz, die u. a. in der Kunsthalle Düsseldorf (1974), im Lehmbruck Museum in Duisburg (1980) oder im Clemens Sels Museum Neuss (1988) umfassend präsentiert wurden.

Dabei eint sowohl die monumentalen als auch die kleineren Werke stets ihr Ursprung im Sinne der geometrischen Grundformen: Quadrat, Rechteck, Dreieck und Kreis. Auch die bildnerischen Elemente wie Raum, Fläche, Volumen und Leere spielen in den präzise gearbeiteten, dreidimensionalen Objekten eine zentrale Rolle. Für die Farbgebung nutzte Neuhaus aus-schließlich Weiß, da das Licht besonders auf einer weißen Fläche die gewünschten scharfen Akzente setzen könne. So bestimmen starke Kontraste zwischen heller und dunkler Fläche, hervorgerufen durch das Wechselspiel des Lichts auf den geometrischen Körpern, sein Werk.

 Durch den veränderten Standpunkt zum Objekt und den steten Wandel des einfallenden Lichts eröffnen sich neue Blickwinkel und Perspektiven, die die Skulpturen von Neuhaus immer wieder neu und anders erscheinen lassen. In seinen schlicht und zurückhaltend anmutenden Skulpturen und Reliefs kreierte er in sich stimmige Welten aus Geometrie, Proportion und

Rhythmus, die den Betrachter mit seiner Wahrnehmung von Wirklichkeit spielen lassen. Dabei konzentriert sich der Blick auf den Wechsel von Innen und Außen, Verschließen und Öffnen, Nähe und Weite. Dadurch werden Neuhaus Objekte zu „Sehgegenständen“, die sich jedweder inhaltlichen Interpretation und Symbolhaftigkeit entziehen.

Immer auf der Suche nach der objektiven, absolut idealen und reinen Form schuf Neuhaus Werke, die in ihrer Anmutung ähnlich zeitlos erscheinen wie ägyptische Pyramiden. Mit der Ausstellung „Die Form wahren. Skulpturen von Josef Neuhaus“ soll  2019 – 20 Jahre nach dem Tod des Künstlers – beispielhaft gezeigt werden, wie erstaunlich modern und zukunftsweisend sich seine Objekte damals wie heute erweisen. Das Feld-Haus – Museum für Populäre Druckgrafik ist samstags und sonntags jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen sind telefonisch unter  02131/904141 oder online unter www.clemens-sels-museum-neuss.de erhältlich.