Felix Janosa begeisterte im RomanNEum
Felix Janosa begeisterte im RomanNEum

Felix Janosa begeisterte im RomanNEum

Lesen Sie hier den Bericht von Martin Horn aus der NGZ

Als Musikkabarettist war der Aachener Pianist Felix Janosa mit seinem Programm "Hitfabrik Reloaded" im Romaneum zu Gast. Und um abgründigen Einblicke in die Musikindustrie ging es unterhaltsame zwei Stunden lang. Der Kinderbuchautor und Komponist Janosa ist seit mehr als 20 Jahren als Produzent tätig - für einen augenzwinkernden Seitenhieb auf Deutschlands Hitgiganten eine scheinbar unerlässliche Voraussetzung.

Der Hieb fällt alles andere als sanft aus. "Dieter Bohlen hat BWL studiert und ist zudem vollkommen unmusikalisch. Das sind eigentlich die besten Voraussetzungen, um im Musikgeschäft wirklich erfolgreich zu sein. Ich dagegen habe ,nur' Musik studiert." Das kommt beim Publikum an und ebnet dem Musikpädagogen Janosa den Weg zum großen Rundumschlag. "Bei Produzenten wie auch bei anderen Mafiosi, gibt es eine eiserne Regel, die besagt, dem anvertrauten Talent niemals zu sagen, wie Scheiße es doch eigentlich ist!" Das blonde Tüsschen vom Plattencover könne zwar nicht singen, aber da lösche der Toningenieur einfach die Studioaufnahme und ersetze sie durch "echte" Musikerinnen.

Und das Publikum erlebte, wie innerhalb von zehn Minuten ein Schlager, ein Volksmusikhit und ein Kracher für den Ballermann entstehen. Da werden ganz einfach - im Baukastensystem Textelemente ein- und ausgewechselt und dazu immer die gleiche Melodie benutzt. Macht nichts, am Ende ist der ganze Brei trotzdem Hitparadentauglich. Und für den kommenden Eurovision-Song-Contest hat Felix Janosa auch schon das Erfolgsrezept: "Wir mixen einfach Jimi Hendrix' ,Hey Joe' und Paul McCartneys ,Michelle' und hängen dem Ganzen eine russische Weise an. Fertig ist der Siegersong."

Janosa arbeitete sich von Bach bis Grönemeyer, durch 300 Jahre Komposition durch, und das Publikum wurde Zeuge eines fulminanten Bushido-Raps auf Goethes "Faust". Und Death-Metall zur Ballade umarrangiert hört man auch nicht alle Tage. Felix Janosas Vortrag ist musikalisch hochkarätig und sprachlich, wie auch inhaltlich, messerscharf beißend. Dass der Abend nicht zur kollegialen Gesamtabrechnung wird, stimmt versöhnlich.

Quelle: NGZ