Tschaikowsky in großer Kooperation
Tschaikowsky in großer Kooperation

Tschaikowsky in großer Kooperation

Lesen Sie den Bericht von Hansgeorg Marzinkowski aus der NGZ vom 11. Mai 2016

Neuss. Das Ensemble "Sinfonia" aus Neuss und das Alt-Hasteder Kammerorchester konzertierten gemeinsam. Von Hansgeorg Marzinkowski

Mittelalterspektakel in Neuss, am Sonntag eine lebhafte Außengastronomie an der Neustraße und auf dem Markt - da war Wilhelm Wirtz, der Vorsitzende des Erwachsenenorchesters der Musikschule ("Sinfonia"), richtig glücklich, dass zum Frühjahrskonzert des Orchesters auch das Zeughaus am Nachmittag sehr gut besetzt war. Erstmals spielte Sinfonia in Kooperation mit einem gleichen Ansprüchen verpflichteten Ensemble, dem Alt-Hastedter Kammerorchester Bremen, zusammen.

Hinter einer solchen Kooperation steht ein immenser Aufwand. Anfang April trafen sich beide Orchester zu einem Probenwochenende "auf halbem Wege" in Lingen, vor gut zwei Wochen fand das erste gemeinsame Konzert im Sendesaal von Radio Bremen statt. Nun füllten beide Orchester das Podium im Zeughaus mit mehr als 60 Musikern vollkommen aus. Das Zusammenspiel begeisterte auch Musikschulleiter Reinhard Knoll, der sich in die erste Violine einreihte.

Das reine Tschaikowsky-Programm begann mit Ballettmusik aus "Schwanensee". Nach zögerlichem Beginn steigerte sich die Gemeinschaft gewaltig und reizte in der Einleitung die Akustik des Zeughauses bis an die Grenzen aus. Viele Blechbläser sorgten für festliche Stimmung, das bekannte Schwanenthema für stimmungsvolle Ruhe, der Tanz der Schwäne für beschwingte Heiterkeit. In den Szenen gelangen viele Soli (Oboe, Klarinette, Harfe, Trompete) ganz ausgezeichnet.

Mit vitalem Körpereinsatz dirigierte Grigori Pantijelew, der Leiter des Bremer Orchesters. Das gab Burkart Zeller, der die Sinfonia seit 2009 betreut, Gelegenheit, als Solist zu glänzen. Der Dozent für Violoncello an der Neusser Musikschule wählte Tschaikowskys "Variationen über ein Rokokothema für Violoncello und Orchester". Das Thema wird nach wenigen einleitenden Orchestertakten vom Violoncello eingeführt, sehr rein von den tiefen Streichern begleitet.

In sieben Variationen mit überleitenden Orchesterzwischenspielen wird dieses Thema abwechslungsreich interpretiert. Burkhart Zeller gestaltete viele Höhepunkte, etwa wenn zum Streicherpizzicato das Violoncello romantisch singt (Variation 3), eine ausladende Kadenz (Variation 5) temperamentvoll das Thema kontrastiert und ein virtuoses Finale (Variation 7) großartig gespielt wird.

Der Solist leitete dann die Orchestergemeinschaft bei der "1. Sinfonie g-Moll" von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky, die trotz vieler Wiederholungen als "Wintermärchen" stimmungsvolle Bilder zeichnet und spektakulär endet. Sehr viel Applaus vom Publikum.

 

Quelle: NGZ