Beim Neusser Kulturforum mit dem Titel „Haste Töne“ ging es darum, junge Leute dafür zu begeistern, Musik zu machen. Foto: Georg Salzburg
Beim Neusser Kulturforum mit dem Titel „Haste Töne“ ging es darum, junge Leute dafür zu begeistern, Musik zu machen. Foto: Georg Salzburg

Haste Töne?

Musikalische Talentförderung von der Musikschule über die Castingshow bis zur Pop-Professur

Die musikalische Talentförderung stand im Mittelpunkt des Neusser Kulturtreffs. Eingeladen hatte unter anderem der Förderverein der Musikschule. Lesen Sie den Bericht von Hansgeorg Marzinkowski aus der NGZ vom 11. November 2019

Wie kann zeitgemäße musikalische Bildung junge Menschen heutzutage erreichen? Um diese Frage drehten sich viele Beiträge und Anregungen beim Neusser Kulturtreff, der im Pauline-Sels-Saal des Romaneum vom Förderverein der Musikschule in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung veranstaltet wurde.

Mara Bergmann„Haste Töne“ war der schöne Titel des Vormittags, der die musikalische Talentförderung von der Musikschule über die Casting-Show bis zur Pop-Professur ausleuchtete. Stefan Zellnig, der Vorsitzende des Musikschul-Fördervereins, zeichnete in der Begrüßung schon ein positives Bild. 9000 Schüler nehmen derzeit das musikalische Angebot der Stadt wahr, eine besondere Rolle spiele für ihn dabei die Exzellenzförderung. Auch der Schirmherr der Veranstaltung, der Neusser Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe, hatte positive Zahlen: Immerhin 20 Prozent der Bevölkerung machen aktiv Musik, vornehmlich in Chören. Die Journalistin und Moderatorin Mara Bergmann, seit 2017 beim Nachrichtensender n-tv, führte kompetent durch die Veranstaltung und lud Holger Müller, den Leiter der Neusser Musikschule, und Dieter Falk, Musiker, Komponist und Produzent, zum Gespräch.

„Wie werben Sie junge Menschen für Musik?“ Holger Müller stellte zunächst eine Gegenfrage: „Macht Musik schlau oder machen Schlaue Musik? In jedem Fall ist es schlau, Musik zu machen!“ Für die Akzeptanz durch junge Menschen sei ein breit gefächertes und qualitativ hochwertiges Angebot bedeutend. Bei der Musikschule Neuss beginne die musikalische Früherziehung mit 18 Monaten, ab sechs Jahren kann Instrumentalunterricht gewählt werden. Dieter Falk, der auch Musikprofessor an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf (Institut für Musik und Medien) ist, bestätigte, dass Neusser Musikschüler an seiner Hochschule zu den Besten gehören. Das liege auch am Tonstudio der Musikschule. Seiner Empfehlung, das Ensemblespiel zu pflegen, denn „Musik macht erst im Ensemble richtig Spaß“, konnte Holger Müller erneut gute Zahlen präsentieren: „Zur Zeit arbeiten an der Musikschule 39 Ensembles und allein 25 Grundschulchöre.“

Die Falks

Breiten- und Spitzenförderung haben dabei den gleichen hohen Stellenwert. Die Problematik durch Ganztagesschulen habe man auffangen können: „Wir sind mit Singprojekten und Instrumentalunterricht in die Schulen gegangen.“ Vom Leistungsstand der Musikschule gab es mitreißende und hautnahe Beispiele: Emilia Mandla und Jillian Kuhn von der Pop- und Jazz-Gesangsklasse der Musikschule glänzten mit begeisternden, ausnahmslos selbst komponierten Songs. Emilia mal von ihrem Vater Marek begleitet, mal von der jüngeren Schwester Maja, Jillian begleitete sich selbst an Gitarre und Flügel. In einem Kurz-Konzert spielte auch der Pop- und Jazz-Pianist Dieter Falk mit seinem Sohn Max (Drums) „Celebrate Bach“, Präludien und Choräle des großen Musikers. Bemerkenswert war auch das Schlusswort des Musikprofessors: „Social Media ist eine kleine Chance, zugleich aber eine große Gefahr, der Tod aller Kreativen. Emilia bekommt für ihren hier vorgetragenen und sehr schön auskomponierten Song bei Spotify pro 100.000 Klicks 30 Cent!“

Als Konsequenz forderte Dieter Falk die Zuhörer auf: „Die großen Künstler brauchen Ihre Unterstützung live. Also gehen Sie in Konzerte!“