3.2.2 Baustein Netzergänzungen

Zur Behebung der festgestellten Mängel sind verschiedene neue Straßenverbindungen erarbeitet und hinsichtlich ihrer verkehrlichen Auswirkungen überprüft worden. Aufgrund ihrer Bedeutung und der überwiegend positiven verkehrlichen Wirkungen werden die folgenden Straßenverbindungen als Netzergänzung empfohlen.

Osttangente

Beschreibung

Die Osttangente stellt eine neue Verbindung zwischen der Brücke über den ehemaligen Güterbahnhof im Norden und dem Europadamm im Süden her. Sie verläuft auf der Ostseite der Hafenmole 1 und ermöglicht die Erschließung des geplanten Dienstleistungsstandorts Hafenmole 1. Zudem ist eine Neuordnung der Straßenverbindungen im Bereich des Wendersplatzes vorgesehen. Die Hammer Landstraße und die Industriestraße werden abgekröpft und bilden mit der Osttangente einen neuen Knotenpunkt. Die Hammer Landstraße als Verbindung zur Batteriestraße mündet in einem separaten Knoten in die Osttangente. Die beiden Fahrstreifen der Straße Am Kehlturm werden zusammengeführt und in die Osttangente verlängert. Die Hessenstraße mündet ebenfalls in die Osttangente ein.

Als Folgemaßnahme wird der Straßenabschnitt der Batteriestraße zwischen Hammer Landstraße und Am Kehlturm aufgehoben.

Begründung

Der Straßenzug Rheintorstraße – Batteriestraße wird heute nicht nur von Quell- und Zielverkehren in die Innenstadt, sondern auch von Durchgangsverkehren aus dem Neusser Norden in südliche Stadtteile und in Richtung Hammfeld, RheinparkCenter bzw. Südbrücke genutzt. Zudem stößt der Straßenzug aufgrund der hohen Verkehrsbelastung im Querschnitt von rd. 20.000 Kfz-Fahrten pro Tag zeitweise an seine Leistungsfähigkeitsgrenzen. Viele dieser Fahrten haben ihr Ziel bzw. ihre Quelle in der Neusser Nordstadt.

Die geplante Stadtbahnführung durch diesen Straßenzugbedarf einer Reduzierung der Verkehrsmengen, um den vorhandenen Straßenquerschnitt verringern zu können und damit Platz für eine eigene Stadtbahntrasse zu erhalten.

Auf dem nördlichen Areal der Hafenmole 1 soll in den nächsten Jahren ein Dienstleistungsstandort 4 entstehen. Die Erschließung dieses Bereichs kann aufgrund der vorhandenen Werksverkehre im südlichen Hafenmolenareal langfristig nicht über die Industriestraße erfolgen. Eine Erschließung von der Rheintorstraße aus wurde in einer separaten Untersuchung ausgeschlossen, da sie die Verkehrsprobleme im Bereich Theodor-Heuss-Platz/Knoten Düsseldorfer Straße/Rheintorstraße erheblich verschärft. Zudem wäre eine Realisierung der Stadtbahntrasse kaum möglich.

Auswirkungen5

▲ Zügige Verkehrsverbindung aus dem nördlichen Stadtgebiet in die südliche Innenstadt und umgekehrt
▲ Verlagerung des Durchgangsverkehrs vom Innenstadtstraßennetz auf die Osttangente
▲ Halbierung des Verkehrsaufkommens auf dem Straßenzug Rheintor-/Batteriestraße
▲ Verkehrsentlastungen in den Bereichen südliche Further Straße und Theodor-Heuss-Platz
▲ Leichte Verkehrsentlastungen im Bereich Zollstraße und Am Kehlturm
▲ Quell-/Zielverkehre in die Innenstadt sind besser abwickelbar
▲ Die Verkehrsentlastungen verbessern die Umsetzung der Planungen zum dezentralen Busbahnhof Hauptbahnhof und die Planungen im Bereich der südlichen Furth
▼ Veränderte Verkehrsströme im nördlichen Stadtgebiet mit zusätzlichen Belastungen für Anwohner an einzelnen Stadtstraßen
▼ Am heute bereits kritischen Knotenpunkt Fesserstraße/Further Straße/Engelbertstraße wird die Dringlichkeit eines Ausbaus weiter erhöht

Folgemaßnahmen

  • Ausbau des Knotenpunktes Fesserstraße/Further Straße/Engelbertstraße durch Anlage einer separaten Rechtsabbiegespur aus der Fesserstraße in Richtung Further Straße
  • Rückstufung der Rheintor-/Batteriestraße zu einer Hauptsammelstraße
  • Verkehrsentlastungen in der Rheintor-/Batteriestraße ermöglichen eine Reduzierung des Straßenquerschnitts und somit die Anlage einer separaten Stadtbahntrasse

AS Dormagen-Delrath

Beschreibung

Auf dem Gebiet der Stadt Dormagen, nördlich des Stadtteils Delrath ist eine neue AS an die Autobahn A 57 Neuss – Köln geplant. Von dieser AS wird eine Verbindung über den Zinkhüttenweg nach Osten zur B 9 hergestellt. Aus Richtung Südwesten wird von der L 380 und aus Richtung Nordwesten von der neuen Umgehungsstraße Allerheiligen jeweils eine Verbindungsstraße zur neuen AS eingerichtet.

Begründung

Die geplanten siedlungsstrukturellen Entwicklungen im Neusser Süden führen zu einer Zunahme des Verkehrsaufkommens. Das überregionale Straßennetz ist heute nur über die Ortsdurchfahrten in Allerheiligen, Norf, Derikum oder Rosellerheide / Neuenbaum erreichbar. Ähnliches gilt für den Dormagener Norden. Zur Verbesserung der Erreichbarkeit des überregionalen Autobahnnetzes für den Neusser Süden und den Dormagener Norden wird die AS Dormagen-Delrath vorgeschlagen. Verkehrsentlastungen für die heutigen Ortsdurchfahrten sind damit möglich.

Der am neuen S-Bahn-Hp Neuss-Allerheiligen eingerichtete P+R-Platz erhält mit einem unmittelbaren Anschluss an die AS Dormagen-Delrath regionale Bedeutung.

Auswirkungen

▲ Kurze Verbindung zwischen Autobahn und P+R-Platz
▲ Verbesserung der Erreichbarkeit des überregionalen Straßennetzes für das südliche Stadtgebiet mit den Stadtteilen Rosellen, Allerheiligen und Uedesheim und der angrenzenden Stadtteile der Stadt Dormagen
▲ Entlastungen der Zufahrten zur AS Uedesheim an der A 46
▲ Vermehrte Abwicklung der Fahrten über die Autobahn durch die kurzen Zulaufstrecken
▲ Entlastungen auf den Zufahrten zur AS Neuss-Norf und auf den Zufahrten in Richtungen Innenstadt
▼ Geringe Mehrbelastungen aus dem Bereich Rosellerheide / Allerheiligen in Richtung neue AS Dormagen-Delrath

 

Verbindung Dieselstraße – L 380

Beschreibung

Durch eine Verlängerung der Ruhrstraße mit Unterquerung der Eisenbahntrasse und Anschluss an die L 380 im Bereich der Südstraße wird eine Verbindung der Dieselstraße mit dem regionalen Straßennetz hergestellt.

Begründung

Das Gewerbegebiet Derikum und das östlich der Autobahn A 57 gelegene Gewerbegebiet Im Taubental sind aus Richtung Süden vorwiegend durch die Ortslage Norf erreichbar. Der LKW-Verkehr fährt somit in Teilen durch das Stadtteilzentrum in Norf.

Der gewerbliche Verkehr belastet zudem den ohnehin kritischen Knotenpunkt Nievenheimer Straße/Vellbrüggener Straße, über den auch die zum S-Bahn-Hp Neuss-Norf verkehrenden Buslinien abgewickelt werden müssen.

Die vorgeschlagene Verbindung verbessert die Erreichbarkeit der Gewerbegebiete und führt zu einer Verlagerung der LKW-Verkehre aus dem Stadtteilzentrum.
Das Wohngebiet Derikum ist heute aus Norf vorwiegend über die Vellbrüggener Straße erreichbar. Durch die vorgeschlagene Verbindung wird die Erreichbarkeit verbessert.

Auswirkungen

▲ Verbesserung der Zuwegung zum Gewerbegebiet Derikum / Norf
▲ Entlastung der Ortsdurchfahrt Norf vom LKW-Verkehr und vom Verkehr zu den Gewerbegebieten Derikum und Im Taubental sowie in das Wohngebiet Derikum
▲ Verbesserung der Zuwegung zum Gewerbegebiet Im Taubental
▲ Verkehrsentlastung in Norf führt zu einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit des kritischen Knotenpunktes Vellbrüggener Straße/Nievenheimer Straße
▲ Verkehrsentlastung der Grupellostraße als der zweiten Bahnunterführung in Norf, deren Ausbaucharakter und Umfeldnutzungen mit der vorhandenen Verkehrsbelastung unverträglich ist
▼ Schleichverkehre über die neue Verbindung und die anschließenden Wohngebiete in Richtung AS NeussNorf
▼ Zieht Verkehre von der großräumigen Verbindung K 30 – Am Blankenwasser ab

Folgemaßnahmen

  • Verkehrsentlastung in der Ortsdurchfahrt in Norf ermöglicht Überprüfung des Straßenquerschnitts hinsichtlich einer Reduzierung
  • Maßnahmen zur Unterbindung der Schleichverkehre (z.B. Vorfahrtsregelungen)

Verbindung K 7 – L 142n (Umfahrung Hoisten)

Beschreibung

Von der K 7 zwischen dem Stadtteil Hoisten und dem Stadtteil Weckhoven wird eine Verbindung zur Umgehungsstraße Norf vorgeschlagen. Die neue Verbindungsstraße verläuft im Korridor der ehemals vorgesehenen Autobahntrasse der A 46.

Begründung

Der Stadtteil Weckhoven ist heute nur über die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Kreisstraße K 7 an das städtische Straßennetz angebunden. Querverbindungen sind erst südlich von Hoisten oder nördlich durch Reuschenberg bzw. Selikum möglich. Die entsprechenden Ortslagen werden somit durch den Verkehr aus Weckhoven belastet.

Auswirkungen

▲ Verkehrsentlastungen auf den Ortsdurchfahrten in Hoisten, Weckhoven und Bettikum
▲ Verbesserung der Anbindung von Weckhoven zur Autobahn A 57 über die neue Verbindung und die L 142n
▲ Verkehrsentlastungen im Bereich von Selikum durch die Umorientierung der Fahrten von Weckhoven zur Autobahn
▲ Verkehrsentlastungen in Reuschenberg durch die Verkehre aus Weckhoven/Hoisten, die aber durch Mehrverkehre über die L 201 bzw. B 477 wieder kompensiert werden.
▼Verkehrsmehrbelastungen auf der L 142n im Bereich von Norf
▼ Verkehrsmehrbelastungen im Bereich von Schlicherum

Folgerung

  • Die Mehrbelastungen auf der Ortsdurchfahrt in Norf führen durch die Entlastungswirkung der Verbindung Dieselstraße – L 380 zu keiner Verschlechterung der Leistungsfähigkeit des Knotenpunktes Vellbrüggener Straße/Nievenheimer Straße. Insgesamt tritt eine deutliche Verbesserung ein.
  • Die Erhöhung der Verkehrsbelastung auf der Ortsdurchfahrt in Schlicherum kann durch eine andere Anknüpfung der neuen Verbindungsstraße an die L 142n reduziert werden. Eine Auflösung der Einmündungen der neuen Verbindung und der K 20 in die L 142n in zwei getrennte Knoten führt zu einer Erhöhung des Widerstandes und damit zu einer veränderten Routenwahl. Im Bereich von Schlicherum verringert sich dadurch die Belastung; in Bettikum wird der Entlastungseffekt verringert.

Weitere Netzergänzungen

Von der Vielzahl der untersuchten Netzergänzungen sind neben den oben beschriebenen Maßnahmen weitere Vorhaben langfristig evtl. weiter zu verfolgen. Eine Weiterverfolgung hängt im wesentlichen von den künftigen Entwicklungen innerhalb von Neuss, aber auch im unmittelbar angrenzenden Umfeld ab.

In Abhängigkeit der Entwicklungen eines übergemeindlichen Gewerbegebietes Neuss-Holzheim / Grevenbroich-Kapellen ist eine Verbindung von der L 201 zur A 46 im Bereich der AS Neuss-Holzheim zu überprüfen. Durch eine solche Maßnahme würde die Ortsdurchfahrt der L 201 in Holzheim und der nachfolgende Straßenabschnitt durch Reuschenberg sowie der Straßenzug Kreitzer Straße/Bahnhofstraße/Maximilianstraße/Vereinsstraße in Holzheim entlastet.

Den weiteren Entwicklungen im Hammfeld I und II und den sich daraus ergebenden Verkehrsproblemen im unmittelbaren Umfeld, vor allem an dem kritischen Knotenpunkt Stresemannallee/Willy-Brandt-Ring/B 1, könnte langfristig mit einer Durchbindung der Straßenverbindung Osttangente – Europadamm bis zur B 1 begegnet werden. Eine Ausgestaltung des Anschlusses an die B 1 ist aufgrund der Platzverhältnisse nicht unproblematisch. Wenn aus mehreren Richtungen eine Auf- und Abfahrt zur B 1 möglich wäre, wäre die Verkehrsentlastung und damit eine Verbesserung der Verkehrssituation am kritischen Knotenpunkt am höchsten.

Für die Entwicklung des Gewerbegebietes Bataverstraße ist eine Anbindung über die Zülpicher Straße von Düsseldorf-Heerdt aus zu untersuchen. Ein Halbanschluss an die A 52 im Bereich Bataverstraße ist aufgrund des geringen Abstandes zur AS Meerbusch/Neuss sowie der zu erwartenden negativen Verkehrsverlagerungen im nördlichen Stadtgebiet von Neuss nicht empfehlenswert. Heute hier vorhandene Verkehrsprobleme würden durch einen Halbanschluss verstärkt, ein Vollanschluss ist nicht realisierbar.

  1. siehe auch Fußnote 2
  2. ▲Positive Effekte, ▼ Negative Effekte