Luftbild vom Quirinusmünster und Umgebung, Juli/August 1931 (LAV NRW R RW 0261 Nr. 1075, Foto: Richard J. Kern Luftbild)

Novaesium 2021

Neusser Jahrbuch erhältlich | 400 Seiten voller Archäologie, Stadtgeschichte, Kunst und Architektur

1_Vom Foto zum Pastell_CSMN .jpgDruckfrisch präsentierte jetzt Dr. Christiane Zangs, Beigeordnete für Schule, Bildung und Kultur der Stadt Neuss, gemeinsam mit den beiden Leitenden der herausgebenden Institutionen Clemens Sels Museum Neuss und Stadtarchiv Neuss, Dr. Uta Husmeier-Schirlitz und Dr. Jens Metzdorf, die aktuelle Ausgabe des traditionsreichen und beliebten Neusser Jahrbuchs. An dem 400 Seiten starken Band haben auch diesmal wieder namhafte Autorinnen und Autoren mitgewirkt, die in ihren Beiträgen aus den Bereichen Archäologie, Stadtgeschichte, Kunst sowie Denkmalpflege und Architektur vielfältige Einblicke in die reiche Geschichte und das kulturelle Leben der Stadt geben.

Ein herausragendes Ereignis in diesem Jahr war die Ernennung des Niedergermanischen Limes zur UNESCO-Welterbestätte. Diese setzt sich aus insgesamt 44 Bestandteilen auf einem Gebiet zwischen Rheinland-Pfalz und dem niederländischen Katwijk zusammen. Auch Neuss gehört mit dem sogenannten „Koenen-Lager“ und dem Kleinkastell am Reckberg zu diesem Weltkulturerbe von außergewöhnlichem, universellen Wert für gegenwärtige als auch für künftige Generationen der Menschheit.

Dazu setzt sich Prof. Dr. Eckhard Deschler-Erb, geschäftsführender Direktor des Fachgebiets „Archäologie der römischen Provinzen“ an der Universität zu Köln im diesjährigen „Zeitpunkt“ als Auftakt des Jahrbuchs mit den Besonderheiten dieses Grenzabschnitts des Römischen Reiches und der Multikulturalität der damaligen Gesellschaft auseinander.

Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist auch im Jahr 2021, dem zweiten Jahr der weltweiten Corona-Pandemie, ein virulentes Thema. Historische Ausprägungen der Multikulturalität zeigen sich im Neusser Jahrbuch Novaesium immer wieder in Beiträgen der Rubrik „Archäologie“. Dem Aspekt der kulturellen Vielfalt in Bezug auf Herkunft und religiöse Prägung gehen auch Carl Pause und Andreas Wegert in ihrem Beitrag „Die Menschen im römischen Novaesium“ nach. Anhand einiger ausgewählter Funde wird aufgezeigt, welches Erkenntnispotential den archäologischen Hinterlassenschaften in Bezug auf die Herkunft, aber auch die Lebensumstände der Bewohnerinnen und Bewohner von Novaesium innewohnt.

6_Neusser Straßenfahrer.jpgDer Schwerpunkt der „Stadtgeschichte“ mit Beiträgen von Ragna Boden, Stephen Schröder und Kurt Duwell liegt in diesem Jahr auf der demokratisch-republikanischen deutschen Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert: die Anfänge der demokratischen Bestrebungen 1848 sind ebenso Thema wie der schwierige Start in die erste deutsche Demokratie nach dem Ersten Weltkrieg und der Neubeginn im Land Nordrhein-Westfalen nach Naziherrschaft und Zweitem Weltkrieg.

Mit dem zweiten Teil des Beitrags „Zwischen den Zeiten“ über das bemerkenswerte Jahr 1920 schließt der Mitherausgeber Dr. Jens Metzdorf in seinen Ausführungen zeitlich unmittelbar an die genannten beiden ersten Beiträge und seinen in Novaesium 2020 publizierten ersten Teil über „ein Jahr der Unsicherheit und Transformation in Neuss“ an. Dabei wird deutlich, dass gesellschaftliche Verunsicherung nicht nur Zukunftsängste und politische Polarisierungen erzeugt, sondern auch die Suche nach Heilung, neuen Wegen der Wohlfahrt, wie Jugendarbeit und Bildung, das Bedürfnis nach traditionellem religiösen Leben und Brauchtum sowie nach Angeboten der Kultur, der modernen Unterhaltung und des Sports als Ausgleich in schwerer Zeit.

2_Koenenlager interaktiv_CSMN.jpgAuch 2021 haben kulturelle Veranstaltungen Corona-bedingt immer wieder den Weg der virtuellen Begegnung beschreiten müssen. Diese extremen Herausforderungen in den Zeiten der Pandemie führte zu einer völlig neuen Evaluierung für die museale Vermittlungsarbeit. Die für das Clemens Sels Museum Neuss gefundenen digitalen Strategien und Konzepte erläutert die Mitherausgeberin Dr. Uta Husmeier-Schirlitz in ihrem Beitrag „Digitale Strategien in der musealen Vermittlungsarbeit“ und gibt dabei einen Ausblick auf die kommende Entwicklung.

In ihrem Aufsatz „Inspiriert!“ belegt Romina Friedemann M.A. sehr eindrücklich welche künstlerische Vielfalt das Werk des überregional bedeutenden Künstlers Helmut Hahn aufweist. Wechselseitige Beziehungen und Beeinflussungen führen bei den mit Hahn verbunden Künstlerinnen und Künstlern von Max Ernst über Elisabeth Kadow bis hin zu Otto Steinert zu einer Vielzahl an kreativen Anknüpfungspunkten, die es wert sind entdeckt zu werden, um Helmut Hahn und seinem Werk zu der Anerkennung zu verhelfen, die sie verdient haben.

7_Saarbourg_Sebastianus_1949.jpgDer Umschlag des diesjährigen Novaesium 2021 zeigt eine Ansicht der Ruine der Neusser Sebastianuskirche im Jahr 1949, gezeichnet vom damals 23-jährigen Studenten und späteren renommierten Neusser Architekten Otto Saarbourg. Der verantwortliche Architekt Severin Heiermann (Heiermann Architekten BDA, Köln) beschreibt in der Rubrik „Denkmalpflege und Architektur“ detailliert die denkmalgerechte Generalsanierung der Gebäudehülle der Saalkirche mit ihrem den Straßenzug prägenden Dachreiter.

Drei sehr unterschiedliche Quellengattungen – historische Druckgrafik, Luftbild-Fotografien und ein Protokollbuch – stehen im Mittelpunkt des Jahrbuch-Kapitels „Dokumentation“. Die bisher weitgehend unbekannten Quellen werden in den Beiträgen von Josef Burdich und Matthias Meusch nicht nur vorgestellt, sondern auch quellenkritisch und stadtgeschichtlich eingeordnet.

Danach macht der Leiter der Abteilung Bestandserhaltung des Stadtarchivs, Marcus Janssens, mit seinem Beitrag zu einer aktuell alle kulturgutverwahrenden Einrichtungen bedrohenden Gefahr auf die aktuelle Situation aufmerksam. Unter der Parole „Ihr kommt hier nicht rein!“ wird zunächst das durch den Klimawandel gestiegene Risiko eines Befalls von Archiv-, Museums- und Bibliotheksbeständen insbesondere durch eingewanderte und sich ausbreitende Schädlinge und Mikroorganismen aufgezeigt.

Zum Abschluss des Jahrbuchs wird in bewährter Form mit der Chronik noch einmal auf alle wichtigen Ereignissen in Neuss hingewiesen. Sie zeigt einmal mehr, wie vielfältig das Leben der Stadtgesellschaft in Neuss auch in Zeiten der Pandemie ist. Das Jahrbuch „Novaesium 2021“ ist zum Preis von 19,80 Euro im Neusser Buchhandel, in der Tourist-Information sowie im Clemens Sels Museum Neuss und Stadtarchiv Neuss erhältlich. Außerdem kann es per E-Mail an stadtarchiv@stadt.neuss.de bestellt und zugesandt werden.

9_Überfall Köln.jpg(Stand: 17.12.2021, Kro)