21.07.2017 - Eröffnung des Epanchoirs

Bürgerschaft zur Eröffnungsfeier eingeladen

Mit der Rekonstruktion der  napoleonischen Wasserkreuzung ist ein imposantes Bauwerk entstanden, dessen Wiederherstellung die Stadt Neuss nun feiert. Zur Eröffnung des Epanchoirs laden Bürgermeister Reiner Breuer und Christoph Napp-Saarbourg, Vorsitzender der Freunde und Förderer des historischen Nordkanals in Neuss, alle Bürgerinnen und Bürger am Freitag, 28. April 2017, 13 Uhr, zur Nordkanalallee/Selikumerstraße herzlich ein. Feierlich enthüllt wird an diesem Tage auch der Info-Point, der anschaulich die Funktion des technischen Bauwerks erläutert und die Geschichte dieses außergewöhnlichen napoleonischen Bauvorhabens im Rheinland erzählt.
Mit vereinten Kräften trugen Stadt, Stadtwerke Neuss und alle Beteiligten dazu bei, dass Neuss um eine Attraktion reicher ist. Pünktlich zum 200jährigen Jubiläum der Einweihung des Epanchoirs im Jahr 2009 gewannen die Planungen zur Sanierung und Sichtbarmachung des Bauwerks an Fahrt. Nach umfangreichen planerischen Arbeiten konnte 2015 mit den ersten baulichen Maßnahmen begonnen werden. Zunächst erfolgten Rodungsarbeiten und die Verlegung einer querenden Wassertransportleitung. Im Spätherbst 2014 begann die Freilegung der vorhandenen Originalsubstanz des Baudenkmals. Die Restaurierungsarbeiten des Wasserkreuzungsbauwerkes starteten im Herbst 2015 und wurden im Juli 2016 abgeschlossen. Insbesondere wurden dabei die Böschungskegel aufwendig aus Naturstein saniert.
Insgesamt wurden rund 2.200 Kubikmeter  Bodenaushub für das Becken des Epanchoir ausgehoben. Zur Begrenzung des Nordkanalprofils wurden circa 60 Tonnen Spundwandprofil eingebaut. Für die Instandsetzung und Ergänzung der Böschungskegel wurden rund 22 Kubikmeter Naturstein „Mendiger Basalt“ angefertigt und versetzt. Zudem wurden rund sieben Kubikmeter Ziegelmauerwerk ausgewechselt beziehungsweise ergänzt und rund 1.100 Quadratmeter Lehmabdichtung im Bereich der Sohle und der Böschungen aufgebracht. Der Bohlenbelag des Steges für das Wehr wurde ebenfalls erneuert.
Das napoleonische Wasserkreuzungsbauwerk im Zuge des Nordkanals ist ein Paradebeispiel französischer Ingenieurbaukunst des 19. Jahrhunderts. 1804 erteilte Napoleon den Befehl, eine künstliche Wasserstraße zwischen dem Rhein beim damals beim damals französischen Neuss über die Maas bis zum Hafen an der Schelde bei Antwerpen zu bauen. 160 Kilometer lang sollte das Bauwerk werden und eine Breite von 22 Metern aufweisen. An beiden Ufern verliefen Treidelpfade und mehrere Schleusen sollten dafür sorgen, dass der Höhenunterschied zwischen Rhein und Maas überwunden wurde. Der ambitionierte Bau wurde mit größter Intensität vorangetrieben, bis sich 1810 ganz plötzlich die politischen Rahmenbedingungen änderten. Das Epanchoir verlor seine Funktion. Zwar wurde der Kanal rund 20 Jahre später mit einem deutlich verkleinerten Querschnitt für ein knappes Vierteljahrhundert als Wasserstraße vor allem zum Kohlentransport genutzt, doch fiel das Bauwerk danach in einen tiefen Dornröschenschlaf.
In Neuss erinnerte Otto Saarbourg im Jahr 2005 an das historische Erbe an der Nordkanalallee. In Teilen war das Epanchoir noch sichtbar, in Teilen jedoch überbaut. Es waren die Neusser Heimatfreunde um Christoph Napp-Saarbourg und Klaus Karl Kaster, die anregten, das Wasserkreuzungsbauwerk weitestmöglich zu rekonstruieren. Der Stadtrat folgte der Idee und stellte die notwendigen finanziellen Mittel sicher. Der Förderverein bemühte sich im Gegenzug um Spender und Sponsoren, um die finanzielle Belastung durch die  Gesamtbausumme in Höhe von 1,3 Millionen Euro  zu verringern. Zahlreiche Spender und Sponsoren, unter anderem die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die NRW-Stiftung, der Landschaftsverband Rheinland und der Rhein Kreis Neuss beteiligten sich an dem Projekt. Heute zeigt sich das Bauwerk in seiner historischen Breite von 22 mal 45 Metern und gilt als größtes technisches Bodendenkmal am Niederrhein.