07.11.2000 - Untergrundliteratur aus Polen

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Polen erlesen. Literatur, Kunst, Kultur. NRW ...

...2000” wird am Mittwoch, 8. November 2000, in der Stadtbibliothek am Neumarkt um 19.30 Uhr die Ausstellung  “Untergrundliteratur in Polen (1970-1990)” eröffnet. Die Emanzipation von Wort und Schrift gehörte zu den wichtigsten Merkmalen der friedlichen Revolution in Polen. Sie begann noch vor der Gründung der Solidarnosc und fand ihre Erfüllung im Ende der kommunistischen Herrschaft 1989. Seit der Entstehung der Gewerkschaft  Solidarität begann man in Polen, Flugblätter, Zeitschriften und Bücher in großer Zahl illegal zu drucken, die sogenannte Literatur des “Zweiten Umlaufs”, die zwar in Polen auf eine reiche Tradition zurückblicken kann, zuvor aber keine so weite Verbreitung fand. In den 15 Jahren ihres Bestehens veröffentlichte sie ca. 15.000 Bücher, Zeitschriften und Zeitungen und etwa 10.000 sonstige Gelegenheitspublikationen. Ihre Bedeutung liegt unter anderem darin, daß sich kein Land aus dem früheren kommunistischen Block von seiner Breitenwirkung wie von seiner Vielfalt her eines ähnlichen Unternehmens rühmen kann. Es gab keinen Themenbereich, der nicht von den Verlegern im Untergrund aufgegriffen worden wäre. Damit wurde die unabhängige Kultur zu einer echten Alternative zur offiziellen Kultur. Dabei wollten die Untergrundverlage nicht die offiziellen Verlagshäuser ersetzen, die nichtsdestoweniger wichtige Werke veröffentlichten. Ihre Anstregung war es einzig, die unhaltbaren Lücken systematisch zu füllen, die ein Resultat der staatlichen Zensur waren. So bildeten sie im Verlagswesen den “Zweiten Umlauf”, den unabhängigen, freien Umlauf. Deutlich wird dabei die “Papierowa rewolucja”, ein Ausdruck, der einem Lied von Jan Krzysztof Kelus entnommen ist. Er bezeichnet nicht eine Revolution auf dem Papier, auch nicht eine papierne Revolution, sondern eine Revolution, die mit Hilfe des Papiers stattfinden konnte, ihren Erfolg also dem gedruckten Wort verdankt. Die Kantons- und Universitätsbibliothek Freiburg (Schweiz) umfaßt mit der Sammlung von Jacek Sygnarski den wohl größten und repräsentativsten Bestand an Untergrundpublikationen. Aus dieser Sammlung sollen Werke aller Sachgebiete in einer Ausstellung repräsentiert werden. Ein einführender Vortrag zeigt die Bedeutung dieser Texte auf und geht ihrer Wirkung im politischen Umwälzungsprozeß in Polen nach. Der Eintritt ist frei.
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