06.06.2002 - Auf Werbetour für Hochwasserschutz

„Pegellatte“ macht auf Hochwasserproblematik aufmerksam

Neuss (PN/Kl/101). „Beim Hochwasserschutz setzen wir auf die Solidarität der Rheinanlieger“ so der Kölner Gerhard Müller bei seiner Ankunft im Neusser Hafenbecken 1, wo er jetzt von stellvertretender Bürgermeisterin Angelika Quiring-Perl begrüßt wurde. Auf einer Fahrt mit seinem Boot „Pegellatte“ rheinabwärts machten Müller und seine Frau Margot Toeller-Müller Mittwochnachmittag im Neusser Hafen fest, um für den Gedanken des Hochwasserschutzes zu werben. Müller ist Vorsitzender der Bürgerinitiative Hochwasser - Altgemeinde Rodenkirchen, die nach den extremen Hochwässern von 1993 und 1995 gegründet wurde und inzwischen die Hochwasserschutzinteressen von über 4.000 Bewohnern auf der linken Rheinseite von Köln vertritt.

Ein Stück ihrer Fahrt nach Neuss waren die beiden Kölner von Planungsdezernent Stefan Pfitzer und dem Uedesheimer Stadtverordneten Karl-Rüdiger Himmes begleitet worden. So ergab sich bereits auf dem Boot die Gelegenheit, über die Hochwassernotgemeinschaft Rhein, der die Stadt Neuss ebenfalls angehört, und über Gründe und Ursachen der immer wieder auftretenden Überschwemmungen zu reden.

Wie bei so vielen Bürgerinitiativen stand auch bei den Müllers die eigene Betroffenheit am Anfang ihres Engagements. Das katastrophale Weihnachtshochwasser 1993 mit enormen Schäden für die Betroffenen führte schnell zu der Erkenntnis: Hochwasser hat keine Lobby – wir müssen selbst was tun.

Seitdem ist die rührige Bügerinitiative dabei, die Rheinanlieger über die Hochwassergefahren aufzuklären. „Unser Problem“ so Müller, „ist die Tatsache, dass ein Hochwasser zwar im Moment des Geschehens alle Medienberichte beherrscht, zwei Wochen nach der Katastrophe spricht jedoch niemand mehr davon.“ Müller verdeutlichte bei einem anschließenden kurzen Vortrag im Zeughaus, dass Geld, das in vorbeugende Maßnahmen investiertwird, gut angelegt ist. Steckt man einen Euro in die Vorbeugung, spart man vier Euro für Schadensbehebungen.

Gerhard Müller und seine Bürgerinitiative wie auch die Mitglieder der Hochwassernotgemeinschaft propagieren die Erhaltung und Wiederöffnung sogenannter Retentionsräume, das sind Überflutungsflächen, in die sich der Fluss bei Hochwasser ausdehnen kann. Gleichzeitig werben sie für die Minimierung von Flächenversiegelungen, die Umsetzung geplanter Maßnahmen zum Wasserrückhalt am Rhein und seinen Nebenflüssen sowie für eine zentrale Hochwasserschutzstelle, die für den gesamten Fluss zuständig ist. Immerhin grenzen sieben europäische Länder an den Rhein. Die Verwaltungsvorschriften und Gesetze sind in jedem Land unterschiedlich, ein einheitliches Handeln zur Zeit noch sehr schwer.

Zur Unterstützung seiner Thesen zeigte Müller einen Film mit dem Titel „Hochwasser – was tun“, der im Auftrag der Stadt Köln von dem bekannten WDR-Redakteur Armin Maiwald, besser bekannt aus der Sendung mit der Maus, hergestellt wurde. Müller ist sich sicher: „Hochwasserschutz wird langfristig nur dann erfolgreich sein, wenn sich die Gesamtheit der Flussanreihner als Solidargemeinschaft begreift und auch so handelt“. Die Fahrt mit der „Pegellatte“ dient der Verbreitung dieses Gedankens. In den nächsten Wochen werden die Müllers noch in vielen Städten am unteren Rhein festmachen.