04.09.2002 - EUROGA 2002 plus - Ausstellung präsentiert Historische Neusser Karte

Im Neusser Stadtarchiv befinden sich unzählige historische Dokumente, die weit über ihre lokalgeschichtliche Bedeutung hinaus von Interesse für die Forschung sind.

Zu den wertvollen Quellen der europäischen Geschichte zählt auch eine Karte vom Übergang der französischen Revolutionstruppen über den Rhein bei Neuss vor genau 207 Jahren. Als Leihgabe des Stadtarchivs Neuss wird das Exponat zur Zeit auf der EUROGA-Ausstellung „Wasser-Fälle. An Rhein und Maas“ im Düsseldorfer Medienhafen gezeigt. Am Beispiel der beiden Flussläufe veranschaulicht die breit angelegte Präsentation, auf welch unterschiedliche Weise das Wasser seit Jahrtausenden das Leben der benachbarten Regionen bestimmt hat.Der Rhein diente den Neussern von jeher als wirtschaftliche Versorgungsader und natürlicher Lebensraum ebenso wie als Einnahmequelle und Grenzfluss. In der Zeit, als noch keine Brücken die beiden Rheinufer verbanden, war der Flusslauf stets ein strategischer Faktor, sei es als natürlicher Schutz oder als militärisches Hindernis. So auch während der kriegerischen Auseinandersetzungen in den Jahrzehnten nach der Revolution in Frankreich. Die Karte aus dem Stadtarchiv Neuss zeigt im Detail, wo genau sich die französischen Truppenteile in der Nacht vom 5. auf den 6. September 1795 am Neusser Rheinufer für ihre Flussüberquerung in Position brachten. Die Stadt Neuss war bereits im Oktober des Jahres 1794 von den Franzosen besetzt worden; das Standbild Kaiser Friedrichs III. auf dem Markt war dem Freiheitsbaum mit Trikolore gewichen. Die Bevölkerung hatte Truppeneinquartierungen, Plünderungen und Zwangseintreibungen von Steuern zu erdulden. Nachdem der harte Winter 1794 Eisgang, Rheinhochwasser bis in die Stadt und eine Hungersnot gebracht hatte, begannen die französischen Besatzer im Sommer 1795 mit der Vorbereitung der großangelegten Überquerung des Flusses.In der Nacht vom 5. zum 6. September vor 207 Jahren setzte ein heftiger Beschuss der rings um Düsseldorf stationierten österreichischen Truppen ein, die anschließend das Rheinufer kampflos den angreifenden Verbänden Frankreichs überließen. Zwischen Neuss und Düsseldorf bzw. Hamm entstanden in kürzester Zeit zwei Schiffsbrücken, über die sich in den folgenden Wochen der militärische Nachschub der Franzosen in Richtung Nordosten bewegte. Die kolorierte Karte aus dem Neusser Stadtarchiv lässt über das konkrete Ereignis hinaus die über Jahrhunderte belegte strategische Bedeutung von Neuss lebendig werden.Die EUROGA-Ausstellung „Wasser-Fälle“ thematisiert auf 1.200 Quadratmetern die ganze Vielfalt der kulturgeschichtlichen oder naturkundlichen Aspekte der Flüsse Rhein und Maas bzw. der Städte und Menschen an ihren Ufern. Dabei nimmt sie auch die Nebenflüsse Erft, Niers oder Rur in den Blick. Neben der Karte des Stadtarchivs werden weitere Exponate aus Neusser Sammlungen gezeigt. Die Ausstellung im Bauch von vier umgebauten Lastkähnen („Schubleichtern“), die im Medienhafen unterhalb des Rheinturms vertäut sind, ist noch bis zum 15. Oktober 2002 täglich (außer Freitags) zu sehen. *