05.02.2003 - Gisela Brinkmann - Die Zeit als Malmittel - Ausstellung im Clemens-Sels-Museum

Die Zeit als Malmittel ist Titel einer Ausstellung mit Werken der Künstlerin Gisela Brinkmann die am Donnerstag, 6. Februar 2003, 18.30 Uhr, im Gartensaal des Clemens-Sels-Museum eröffnet wird.

Ausstellungsdauer ist vom 6. Februar bis zum 30. März 2003.Bereits der Titel verrät, dass mit dieser Ausstellung eine neue Position innerhalb der so facettenreichen Konzeptuellen Farbmalerei besetzt wird. Die im Handel üblichen Malmittel, die den Charakter einer Farbe verändern helfen, sie etwa verdünnen, verdicken, mattieren oder glänzend machen, werden durch den Faktor Zeit als Malmittel ersetzt. Der durch additive Farbmischung gefundene spezifische Farbton - als polychromer Grauwert - verändert sich prozesshaft, indem er abgefüllt in Gefäße eine kürzere oder längere Zeit ruht. Die in zeitlichen Abständen durchgeführte Entnahme von Farbmaterie dokumentiert den jeweiligen Ist - Zustand des Grauwertes, der von selbst entsteht. Die unterschiedliche materielle Beschaffenheit der unbunten Farben ist als Ergebnis nicht vorhersehbar. Erst im Bild wird die Zeit der Farbe und die Farbe der Zeit anschaulich.Zu dem "Grauwerk" von Gisela Brinkmann gehören mehrere Werkgruppen, die jede auf ihre Weise Unkontrollierbares und Überraschende mit einer nahezu wissenschaftlichen Systematik dialektisch verknüpfen. In der Werkgruppe "Ein gemachtes Grau - eingemachtes Grau" werden polychrom ermischte Grautöne jeweils auf Karton notiert und zugleich in Gläsern eingemacht. In diesen Einmachgläsern entwickelt die Farbe je nach Zusammensetzung und Lagerdauer aus sich selbst heraus unterschiedliche Farbereignisse. Die zweite Werkgruppe benennt die Malerin mit "Bild & Dose: Die Basis für Zukünftiges". Hier werden Graumischungen nach einem definierten System auf Leinwände gemalt und gleichzeitig in Kunststoffdosen gefüllt. Jedes entstandene Bild wird mit der dazugehörigen Farbdose auf Lager genommen. Die Farbe in der Dose ist der Materialfundus der Künstlerin aus der sie in der dritten Werkgruppe ihre "Zeitbilder" schöpft. Ohne die Farbe zu verrühren wird sie in einem bestimmten zeitlichen Rhythmus vorsichtig mit dem Pinsel von oben aus der Dose genommen und auf selbst gefertigte, ungrundierte Leinwände verbracht. Aus einer Dose entstehen so mehrere Zeitbilder, die durch die Lagerung der Farbmischung jeweils andere Farbtonverschiebungen und eine unterschiedliche Materialität des Grauwertes aufweisen. Das Ende dieses Malvorgangs ist erreicht, wenn die in der Dose verbleibende Farbe derart fest geworden ist, dass sie mit einem Pinsel nicht mehr aufgenommen werden kann. Aus dieser gehärteten Farbmaterie entstehen die vierte und fünfte Werkgruppe. Entweder bildet der Bodensatz, nachdem er vorsichtig aus der Dose herausgelöst wurde, den sogenannten Farbstein, der die jeweilige Bilderreihe abschließt, oder er wird mechanisch pulverisiert und anschließend mit den Händen in die Leinwand eingerieben. Die Einreibungen werden den Bildern zugefügt, die mit dem Pinsel gemalt sind. Das künstlerische Konzept von Gisela Brinkmann verklammert objektive mit subjektiver Zeit, als Malmittel für den Betrachter im Grauwerk sichtbar gemacht.Biografie1955 in Witten geboren1984 Staatsexamen Germanistik / Ruhruniversität Bochum1985 Projektförderung / Kunst - und Kulturfonds der StadtWitten1986 Staatsexamen Kunst / Universität Gesamthochschule Essen1999 Katalogförderung / Kunst - und Kulturfonds der Stadt WittenGisela Brinkmann lebt und arbeitet in WittenEinzelausstellungen1987 Ableitungen / Galerie Cubus, Duisburg1988 Ableitungen / Hagenringgalerie, Hagen1994 Zu Zweit: Zeiträume / Forum Bildender Künstler, Essen (mit Dieter Lambrecht)1997 Ausstellungsdauer 1. Bis 31 März 1997 / Projekt Galerie Lygnaß, Herne1998 Kommt Zeit - Kommt Farbe / Kunstmuseum in der Alten Post, Mülheim/Ruhr1999 Grau - Komposition für konzeptuelle Malerei und elektronische Musik / Uraufführung im Kunsthaus Essen (mit Frank Niehusmann)Grau / Städtische Galerie Remscheid (mit Frank Niehusmann)Streifzüge durch Farbfelder / Märkisches Museum Witten2000 Farbereignisse / Galerie AlbstadtAusserdem seit 1988 verschiedene Ausstellungsbeteiligungen