30.04.2003 - Der Mauersegler - Brutkästen für den Meister der Lüfte

Der Mauersegler, ein rasanter Insektenjäger, ist wie kein anderer Vogel an den Luftraum angepasst.

Fast sein ganzes Leben verbringt er fliegend. Nahrungsaufnahme, Wassertrinken, Schlafen, Sammeln von Nistmaterial und oft sogar die Paarung erfolgen im Flug. Nur zum Brutgeschäft begibt der Luftakrobat sich auf festen Boden. Ursprünglich ein Fels- und Baumbrüter kommt er heute als sogenannter Kulturfolger hauptsächlich in unsere Städte und Dörfer. Und hier leidet er seit einiger Zeit unter Wohnungsnot: Mauersegler nisten gerne in hochgelegenen Nischen und Spalten, z.B. unter Dachrinnen, in Jalousienkästen oder dunklen Hohlräumen jeglicher Art. Aber immer mehr alte Häuser werden saniert und Neubauten aus Energiebewußtsein gleich hermetisch abgeriegelt. Wenn der standorttreue Koloniebrüter dann ab Anfang Mai aus seinen Winterquartieren südlich der Sahara zurückkommt, findet er immer häufiger seine Niststätten nicht mehr vor. Der Bruterfolg bleibt aus. Noch liegt keine akute Gefährdung des Bestandes vor, aber in einigen Regionen gibt es einen Rückgang von bis zu 50 Prozent. Aus diesem Grund hat der Naturschutzbund Deutschland und der Landesbund für Vogelschutz den Mauersegler zum Vogel des Jahres 2003 gekürt.Vor fast zehn Jahren hatten das Umweltamt der Stadt Neuss und der Neusser Bauverein schon einmal eine Mauerseglerkolonie gerettet. Bei der notwendigen Sanierung einiger Häuser im Neusser Norden waren Brutkolonien entdeckt worden. Die Arbeiten wurden sofort unterbrochen, bis alle Jungtiere flügge waren. Nach Abschluss der Sanierung wurden Nistkästen als Ersatzquartiere aufgehängt, die schon in der nächsten Saison von den ?Sommergästen? angenommen wurden.Auch in diesem Jahr sollen wieder Brutkästen in schwindelnden Höhen aufhängt werden. Insgesamt wurden 40 Kästen angeschafft, die an zwei Gebäuden an der Stifterstraße 1 und der Hölderlinstraße 25 angebracht werden. Vorausgegangen war eine erfolgreiche Brutkolonien-Suchaktion des Umweltamts mit mehr als 40 Hinweisen aus der Bürgerschaft. Das Auffinden der Brutstätten nämlich gestaltet sich äußerst schwierig, da man die Langstreckenflieger meist nur durch die Lüfte sausen sieht. Die gemeldeten Sommerquartiere der Mauersegler werden nun in ein Kataster aufgenommen und können bei zukünftigen Artenschutzaktionen berücksichtigt werden.Auf der Suche nach geeigneten Gebäuden muss man bedenken, dass die akrobatischen Flieger zum Start aus ihrer Nisthöhle Freiraum unter sich brauchen, in den sie sich fallen lassen können, um dann an Höhe zu gewinnen. So eignen sich nur drei-und mehrstöckige Gebäude, am besten mit Dachüberhang. Bäume sollten nicht zu dicht an der Fassade stehen, um besonders die Jungsegler beim An- und Abflug nicht zu behindern. Südfronten sind nicht geeignet, weil hier die Gefahr eines Hitzestaus zu groß ist und die Jungen dann vorzeitig aus der Nisthöhle springen. Viele Menschen haben Sorge, dass die Nachkommenschaft dieser Flugkünstler die Hauswände beschmutzt. Doch im Gegensatz zu den Schwalben, entsorgen die Mauersegler die Ausscheidungen ihrer Brut an einem anderen Ort, um keine Feinde anzulocken.*