13.11.2003 - "Aktivierende Hilfen" im Sozialamt - Neusser Sozialamt startet mit Fallmanagement

In diesem Monat führt das Sozialamt der Stadt Neuss das Modell „Aktivierende Sozialhilfe“ ein. Ziel des neuen Modells ist primär die Förderung der Selbsthilfekräfte der Hilfesuchenden und eine Vermeidung von Sozialhilfeabhängigkeit.

"Mit dem neuen Modell werden die bisherigen Maßnahmen - wie zum Beispiel die "Zugangsprüfung" oder die "Pauschalierung der Sozialhilfe" - sinnvoll erweitert und ergänzt," so Peter Söhngen, Erster Beigeordneter und Sozialdezernent der Stadt Neuss. Er informierte jetzt anlässlich einer Sitzung des Sozialausschussesdie Öffentlichkeit über die Umsetzung des in Projektarbeit entworfenen Modells des Neusser Sozialamtes."Es ist wichtig,"bekräftigt Söhngen "die hilfesuchenden Menschen bereits vor der Zahlung von Sozialhilfe zu aktivieren und ihre Selbsthilfebestrebungen zu unterstützen". Um dies zu erreichen, wird das Verfahren im Sozialamt in Zukunft kundenorientierter gestaltet: Die Antragsteller erhalten noch am Tag ihrer ersten Vorsprache im Sozialamt eine qualifizierte Erstberatung. Im Rahmen dieser Erstberatung sollen bereits die ersten Schritte besprochen, individuell verschiedene Selbsthilfemöglichkeiten und die Hilfsangebote des Amtes erörtert werden. In der Folgezeit bleibt der Erstberater ganzheitlich für die sozialhilfebezogenen Angelegenheiten des Antragstellers zuständig. Da in dem Team der Aktivierenden Erstberatung sowohl Verwaltungskräfte, als auch Sozialarbeiter und Arbeitsvermittler eng zusammen arbeiten, kann sehr schnell ein passendes individuelles Hilfsangebot für die Antragsteller erarbeitet werden. Der Erfolg hängt entscheidend von der Mitarbeit der Betroffenen ab. Gerade für Arbeitsfähige steht das Ziel einer Arbeitsaufnahme im Vordergrund. Erfreut hat der Neusser Sozialdezernent registriert, dass der Kreis Neuss als Träger der Sozialhilfe in enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt seine Aktivitäten in der Vermittlung von arbeitslosen Sozialhilfeempfängern stark forciert hat. Damit stehen neben den Aktivierenden Hilfen des Neusser Sozialamtes die Fachkräfte und die Maßnahmen des Job-Centers für weitergehende Beratungen und Unterstützungen für die Hilfesuchenden zur Verfügung.Auch die nicht kurzfristig zu aktivierenden Personen werden über ihre Möglichkeiten beraten. Söhngen: "Es ist von großer Bedeutung, dass zum Beispiel auch eine alleinerziehende Mutter bereits im Vorfeld die Betreuungssituation ihres Kindes klar vor Augen hat. Sie muss wissen, wie sie sich im Falle einer sich bietenden Arbeitsgelegenheit zu verhalten hat und welche Möglichkeiten für sie bestehen".Ein auf jeden einzelnen Fall zugeschnittenes systematisches Vorgehen - "Fallmanagement" - soll unter anderem durch Hilfevereinbarungen und Hilfepläne gewährleistet werden. Dabei sollen die in Kürze zu "Fallmanagern" ausgebildeten Mitarbeiter des Sozialamtes mit dem Arbeitsamt, dem Gesundheitsamt und den Fachdiensten der freien Wohlfahrtsverbände kooperieren. Die Neusser Verbände hatten frühzeitig ihre Bereitschaft zur Mitarbeit signalisiert und sind bereits in die Projektarbeit einbezogen worden.Durch die direkte Beteiligung der Hilfesuchenden bei der Erstellung von Hilfeplänen und Hilfevereinbarungen erhofft sich Söhngen eine deutlich höhere Identifikation mit den unterstützenden Aktivitäten des Sozialamtes. Für den Sozialdezernenten erfüllt das städtische Sozialamt hier auch einen gesetzlichen Auftrag: "Es ist Aufgabe der Sozialhilfe, Menschen wieder auf den Weg zu einem eigenständigen Leben - möglichst unabhängig von der Sozialhilfe " zu bringen. Je intensiver die Betroffenen selbst in die Aktivitäten eingebunden werden, desto größer ist die Chance, eine nachhaltige Wirkung zu erzielen".*