26.11.2003 - Des Menschen Engel ist die Zeit - Ausstellung im Clemens-Sels-Museum

Unter dem Titel „Des Menschen Engel ist die Zeit - Juwelen der Zeit“ ist vom 27. November 2003 bis zum 1. Februar 2004 eine Ausstellung zur Jahres- und Zeitwende im Clemens-Sels-Museum zu sehen.

Seit mehreren Jahren pflegt das Neusser Museum die Tradition, zur Weihnachtszeit eine entsprechende Ausstellung zu präsentieren. Es ist dem Clemens-Sels-Museum gelungen, als erste Station in Europa die bedeutendste Uhrensammlung der Vereinigten Staaten erstmals außerhalb der USA zur Jahres- und Zeitenwende zeigen zu können. In Anlehnung und auch als Hommage an die ehemals hervorragende, leider durch Kriegsverluste nur noch rudimentär vorhande Sammlung von Taschenuhren des Museums wird diese außergewöhnliche Sammlung der Brüder Thomas und Frederick Proctor vorgestellt. Über 20 Jahre haben die beiden Amerikaner vorwiegend in Europa, in der Schweiz, England, Frankreich und Deutschland Taschenuhren erworben. Dabei suchten sie sich gegenseitig durch besonders ausgefallene und einmalige Stücke zu übertreffen. 1935 wurden beide Uhrensammlungen dem 1919 gegründeten Munson-Wiliams-Proctor Arts Institute in Utica im Staate New York als komplette Sammlung übergeben. Bis 1988 waren die Uhren als Dauerleihgabe an die Institution Smithonian in Washington ausgeliehen. Erst danach kehrten sie in ihr Stammhaus zurück. Anläßlich dieser Rückkehr wurde die Uhrensammlung erstmalig komplett kunsthistorisch bearbeitet. Es handelt sich um eine vollständige und absolut intakte Sammlung zweier wohlhabender Amerikaner, die das besondere Interesse ihrer Sammler, vor allen Dingen an kunsthandwerklichen Höchstleistungen, sehr deutlich macht. Dies ist der Grund dafür, dass diese Sammlung nicht in erster Linie unter technischen Aspekten, sondern vielmehr - wie es der Titel "Juwelen der Zeit" schon andeutet .- unter den Aspekten der Gold- und Silberschmiedekunst gesehen wird. Dementsprechend sind die Uhren nach ihrer Kunstfertigkeit der Gehäuse zum Beispiel in früheste Goldschmiedearbeiten, Emaille, Niellotechnik oder auch entsprechend der Vielfalt des verwendeten Materials unterteilt. Die 80 ausgewählten, hervorragendsten Exemplare der ca. 300 Stück umfassenden Sammlung vom frühen 16. bis späten 19. Jahrhundert stellen nicht nur einen lückenlosen Zusammenhang über die technische Entwicklung der Uhr dar, sondern erlauben vor allen Dingen auch einen wunderbaren Überblick über den Zusammenhang von Zeitgeschmack und den entsprechenden Uhren. Auch heute noch gehören Uhren zu den Statussymbolen schlechthin. Das war in vergangenen Zeiten nicht anders und so ist das Streben nach besonders ausgefallenen und wertvollen Zeugnissen der Zeiterfassung zu erklären. Man konnte es sich leisten, den sichtbaren Verlauf der Dinge des Lebens mit Muße zu betrachten. Die Zeit und ihr Messgerät trug man "angekettet", als Schmuckstück, und Statussymbol deutlich sichtbar an der Weste. Man war nicht mehr abhängig von den Tages- und Jahreszeiten, nach Belieben waren die genauen Zeiten persönlich verfügbar, während die Allgemeinheit auf die Kirchturmuhr angewiesen war. Hatte bisher das monastische Leben sowie der bäuerliche Tagesrhythmus das Leben bestimmt, wurde es im Laufe der Jahrhunderte durch das städtische Leben, das schließlich geprägt war von der Kirchturmuhr, abgelöst. Auch heute noch vermittelt die Taschenuhr einen souveräneren Umgang mit der Zeit, als die Armbanduhr, die am Anfang des 20. Jahrhunderts die Taschenuhr ablöste. Inzwischen ist der Mensch - so die weit verbreitete Meinung - zum "Sklaven der Zeit" geworden, mit der Armbanduhr als "Handfessel". Eine kleine Sonderausstellung, im Wesentlichen aus den Beständen des Clemens-Sels-Museums, reflektiert die Zeiterfassung und den Umgang mit Zeit seit der Geburt Christi. Die technische Entwicklung der Uhr wie die Zeiteinheiten, der Kalender, das Jahr, der Monat etc. wie auch die Phänomene Vergänglichkeit, Ewigkeit, Muße oder Teufelszeit als besondere Zeiterfahrung werden thematisiert. Sie sollen wie die Diaprojektionen und Videoinstallationen von karababa/kemmerling anregen, über die vierte Dimension nachzudenken. Die Ausstellung "Den Menschen Engel ist die Zeit - Juwelen der Zeit aus dem Munson-Wiliams-Proctor Arts Institute, Utica, USA" konnte Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Neuss realisiert werden. Die Eröffnung der Ausstellung ist am Donnerstag, 27. November 2003, 18.30 Uhr, im Gartensaal des Clemens-Sels-Museums.*