08.04.2004 - Osttangente schon lange vor Hessentorwettbewerb diskutiert

Neuss (PN/Kl). Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen! Bürgermeister Herbert Napp ist sichtlich sauer. Die Presseberichterstattung über die Urheberrechtsklage der Architekten Ingenhoven & Ingenhoven sowie die Kommentierung aus den Reihen der politischen Opposition veranlassen ihn zu einer deutlichen Stellungnahme.

"Die, die da schon wieder "Skandal" rufen, wissen ganz offensichtlich nicht, was sie tun." Der eigentliche Skandal bei dieser Sache, so Napp, sei, dass hier offensichtlich bewusst Sachverhalte vor der Öffentlichkeit unterdrückt werden, um den politischen Gegner zu diffamieren. Ganz offensichtlich haben SPD und Bündnisgrüne aus ihrem Gedächnis getilgt, dass sie mit von der Partie waren, als die Trassenplanung der Osttangente auf Basis der vom Gutachterbüro Spiekermann empfohlenen Trassenvariante 4b beauftragt wurde. Mit dem Thema nämlich hatte sich der Planungsausschuss in seiner Sitzung am 29. April 2003 befasst. Damals ging es um geeignete Erschließungskonzepte für die zukünftige Entwicklung des ehemaligen Case-Areals und ganz konkret um die Osttangente am Hafenbecken II. Der Beschluss für die Planung erfolgte damals einstimmig, und zwar mit den Stimmen der Opposition. Ein weiteres Beispiel dafür, dass die Opposition in die Planungsprozesse eingebunden war und folglich alle Sachverhalte gewusst und gewollt hatte, bildet der Hessentorwettbewerb selbst. Das Preisgericht hatte damals zwei erste Preise vergeben. Einmal an die Architekten Ingenhoven & Ingenhoven, zum anderen an die Architekten Ralph Müller & Partner aus Darmstadt. Den dritten Preis erhielt das Architekturbüro Horst Hanrath. Auf Anregung des Preisgerichts folgte eine Überarbeitung der Entwürfe der beiden ersten Preisträger und des dritten Preisträgers. In einer weiteren Sitzung sprach das Preisgericht eine Empfehlung für eine Kombination aus den Entwürfen des ersten Preisträgers Ralph Müller & Partner und des dritten Preisträgers Horst Hanrath aus. Natürlich gehörten dem Preisgericht in diesem ganzen Verfahren auch Mitglieder der Opposition an. Für die SPD-Ratsfraktion war es Dr. Dr. Udo Kissenkoetter, für die Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Roland Kehl. Und schließlich: Schon lange vor der Auslobung des Wettbewerbs war über das Thema "Brückenschlag über den Hafen" in der Verwaltung diskutiert worden. Dazu zitiert Napp aus einem Protokoll aus dem Jahre 1997, in dem es wörtlich heißt: "...wird der Vorschlag einbezogen, in Zukunft einmal eine auch für den Straßenverkehr taugliche Brücke als Fortsetzung der Überführung Düsseldorfer Straße hin zur Industriestraße zu führen." Eine planerische Überlegung, die sich schon damals aufdrängte. Ganz ähnliche Überlegungen, so Bürgermeister Napp, seien außerdem im Zusammenhang mit der Planung eines Multiplex-Kinos an der Düsseldorfer Straße in den Fraktionen bekannt gewesen. "Muß man die Einwürfe der Herren Breuer und Klinkicht so verstehen, dass man sich auf diese Weise aus einer gemeinsam getragenen Beschlusslage zur Entwicklung des Case-Geländes verabschieden möchte?" fragt Napp und resümiert: Auch in Wahlkampfzeiten sollten alle Beteiligten hübsch bei den Tatsachen bleiben, unkontrollierte Steinwürfe aus dem Glashaus könnten halt schon mal ins Auge gehen.

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