30.06.2005 - "Auftanken" und "Plätze im Licht" - Studentenentwürfe im Rathausfoyer

Neuss (PN/kl). Im letzten Wintersemester haben sich Studenten der Fachhochschule Düsseldorf, die kürzlich in Peter-Behrens-School of Architecture umbenannt wurde, bei Entwurfsseminaren unter Leitung von Professor Dierk van den Hövel vom Fachbereich Innenarchitektur/Architektur mit zwei Themen aus Neuss befasst.

Unter dem Titel "Auftanken" erarbeiteten die Studenten Vorschläge für eine Umnutzung der denkmalgeschützten Tankstelle an der Volmerswerther Straße in Grimlinghausen. Zum anderen ging es unter dem Titel "Plätze im Licht" um das Erleben des öffentlichen Raumes am Beispiel Neusser Plätze.Die studentischen Arbeitsergebnisse sind jetzt vom 1. bis zum 21. Juli in einer Ausstellung im Foyer des Rathauses zu sehen.Die Tankstelle in Grimlinghausen wurde 1948 von der Deutsch-Amerikanischen-Petroleum-Gesellschaft nach Entwurf des Architekten Philip Schmitz errichtet. Die DAPG war 1890 von Rockefeller, dem Gründer der Standard Oil Company, zusammen mit deutschen Unternehmern gegründet worden. Sie nannte sich 1950 in Deutschland in Esso um (von SO, Standard Oil). Bei dem Tankstellentyp handelt es sich um einen Kiosk-Typ, der kleinsten Tankstelleneinheit, bestimmt für Betriebe, bei denen die Räume für den Pflegedienst in bestehenden Gebäuden bereits vorhanden waren. Die Tankstelle ist seit Anfang 2000 nicht mehr in Betrieb. Das Gelände wird seitdem nur noch für Autoreparatur und –wartung sowie für Ausstellungszwecke durch ein Autohaus genutzt.Im Jahre 2000 wurde die Tankstelle unter Denkmalschutz gestellt. Für die Entstehungszeit typisch ist die werbewirksame horizontale Dachgestaltung, die sich deutlich von den späteren schwungvoll schwebenden Dachformen der 1950er Jahre unterscheidet. Sie repräsentiert einen frühen Tankstellentyp der Nachkriegszeit und dokumentiert die fortschrittliche Entwicklung auf dem Gebiet des Verkehrs und der Autoindustrie in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Die Tankstelle ist in Gestalt, Material und Konstruktion vollkommen erhalten.Die Studenten sollten nun nach einer Nutzung suchen, die zum Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes beiträgt. Das Thema "Auftanken" verknüpft Architektur, Innenarchitektur und Möbelentwicklung. Die Umnutzungsüberlegungen der Studenten spielen mit dem Begriff "Tanken". Früher wurde Benzin getankt, künftig könnten Erholung, Ruhe, Schönheit, Genuss, Freizeit etc. "getankt" werden. Dabei war auch an eine entsprechende bauliche Ergänzung zu denken. Wichtig war es, dass die Nutzung nach außen erkennbar wird.Ein weiteres Neusser Thema wurde von den Düsseldorfer Studenten unter dem Titel „Plätze im Licht“ bearbeitet. Urbanität und Stadtgestaltung drücken sich besonders auf städtischen Plätzen aus. Deren Ausstrahlung, Aufenthaltsqualität, Erscheinung bei Tag und Nacht prägen das Image einer Stadt. Es ist nicht entscheidend, ob die überplanten Plätze tatsächlich einer Erneuerung bedürfen, sondern wichtig ist der Umgang mit den gewachsenen Strukturen und der Umgebung.Auf der Grundlage einer Analyse der Plätze und ihrer angrenzenden Straßen und Passagen sollte eine atmosphärische Planung erstellt werden, die einen Kontextwandel erlebbar macht. Besonderer Wert wurde dabei auf den "richtigen" Einsatz von Licht gelegt. Gemäß der wechselvollen Geschichte und dem daraus resultierenden, facettenreichen Erscheinungsbild der Stadt wurden Lösungen gesucht, die die Vielfalt differenziert und stimmungsvoll zur Geltung bringen.Als Folge historischer Umbrüche von Epochen wirtschaftlicher Prosperität zu Krieg und Zerstörung ist eine große Heterogenität der den Straßen- und Platzraum bildenden Fassaden erkennbar. Die Studenten fanden heraus, dass die Vielfalt des Erscheinungsbildes sowohl Störung als auch Bereicherung sein kann. Hier galt es, sensibel darauf einzugehen, sowohl durch die Möglichkeit der Illumination wie auch der Möblierung.Unter anderem standen die Bereiche An der Münze, Neumarkt, Platz vor dem Weißen Haus, Marienkirchplatz und Drususplatzzur Bearbeitung zur Auswahl. Die Ausstellung im Rathausfoyer soll den Studenten Gelegenheit geben, ihre Arbeiten einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren und die Stadt mit neuen Ideen zu bereichern.Die Ausstellung, die bereits ab 1. Juli im Rathausfoyer zu sehen ist, wird offiziell am 8. Juli 2005, 11 Uhr, durch den Neusser Planungsdezernenten Stefan Pfitzer eröffnet. Interessierte sind herzlich eingeladen.*