21.12.2005 - Prävention für Alleinerziehende: Zusammenarbeit der Hilfesysteme soll gestärkt werden

Neuss (PN/kl). Zur Ausweitung der sozialen Frühwarnsysteme in der Stadt hat das Jugendamt ein Projekt unter dem Titel „Prävention für Alleinerziehende“ initiiert.

Gemeinsam mit der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und dem Institut für Soziale Arbeit e. V. in Münster soll ermittelt werden, wie hoch der Unterstützungsbedarf Alleinerziehender in Neuss ist und welche Netzwerke aufgebaut werden können, um Unterstützungsangebote zu verbinden.

Sozialdezernent Erster Beigeordneter Peter Söhngen stellte das Projekt jetzt gemeinsam mit Professor Matthias Franz vom Klinischen Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universität Düsseldorf und Dr. Erwin Jordan, dem Geschäftsführer des Instituts für Soziale Arbeit in Münster, der Öffentlichkeit vor. Das Projekt „Prävention für Alleinerziehende“ kann dank einer großzügigen finanziellen Förderung in Höhe von 120.000 Euro durch die „Charlotte und Alfred Pierburg-Stiftung“ realisiert werden.
Insgesamt besteht das Projekt aus drei Einzelprojekten:
Das erste Teilprojekt ermittelt den konkreten Unterstützungsbedarf von Alleinerziehenden anhand der Schuleingangsuntersuchung für das Schuljahr 2006/2007. Eine Mitarbeiterin der Heinrich-Heine-Universität, die dieses Teilprojekt durchführt, wird in den Räumen des Kreisgesundheitsamtes die Mütter und Väter ansprechen, die während der Schuleingangsuntersuchung angeben, alleinerziehend zu sein. Neben der Datenerhebung sollen die alleinerziehenden Mütter und Väter darüber informiert werden, wo sie für ihre Situation in der Stadt Neuss eine konkrete Unterstützung erfahren können. Dabei wird besonders auf das bestehende Unterstützungssystem (Beratungsstellen, Jugendamt, Fachärzte, Therapeuten, Familienbildungsstätten etc.) verwiesen. Das Projekt, das am 1. Dezember gestartet ist, dauert bis zum 31. Oktober 2006.

Das zweite Teilprojekt findet parallel im gleichen Zeitraum statt und befasst sich mit der Erhebung von Basisdaten zur Lebenssituation Alleinerziehender (Sekundärstatistische Erhebung von Daten zur sozialen, familiären, ökonomischen und gesundheit¬lichen Situation Alleinerziehender), der Bestandserhebung der Angebote und Leistungen der sozialen und gesundheitlichen Dienste in der Einzugsregion und der Bedarfsermittlung und Schwachstellenanalyse durch Fachkräfteinterviews. Als Ergebnis dieses Projektes werden ein Bericht erstellt und Handlungsempfehlungen ausgesprochen. Durchgeführt wird dieses Teilprojekt vom Institut für Soziale Arbeit e.V. in Münster.
Beim dritten Teilprojekt beschäftigt sich ebenfalls das Münsteraner Institut mit dem Aufbau einer vernetzten und handlungsfeldübergreifenden Kooperationsstruktur unter Berücksichtigung der Erfahrungen und Ergebnisse der in NRW bereits erprobten „Sozialen Frühwarnsysteme“, wobei die Ergebnisse der ersten beiden Teilprojekte mit als Grundlage für dieses Projekt herangezogen werden. Dieses Teilprojekt soll vom 1. November 2006 bis zum 31. Oktober 2007 dauern, so dass die Auswertung des Gesamtprojektes Ende 2007 erfolgen kann.
Die Jugendhilfeplanung der Stadt Neuss übernimmt die Kooperation des Gesamtprojektes und stellt sicher, dass die Einzelprojekte mit den bereits bestehenden Unterstützungssystemen in Neuss zusammenarbeiten. Ziel des Gesamtprojektes ist es, die bestehenden Hilfesysteme an den Stellen, wo es erforderlich ist, besser auf den konkreten Unterstützungsbedarf auszurichten und - wo nötig - innerhalb des Unterstützungssystems neue Kooperationsformen zu finden.
Neueste Zahlen belegen, daß in der Bundesrepublik fast 26 Prozent aller Eltern mit Kindern alleinerziehend sind. Diese Bevölkerungsgruppe ist in besonderem Maße einer Vielzahl von Problemen ausgesetzt. Das Armutsrisiko zum Beispiel liegt bei Alleinerziehenden bei 40 Prozent, bei Verheirateten mit Kind oder Kindern dagegen nur bei zwei bis drei Prozent.
*