20.03.2008 - Ein mittelalterliches Abwasserrohr und sein Geheimnis

Das Clemens-Sels-Museum präsentiert zurzeit aktuelle Funde aus dem Abwasserkanal des 13. Jahrhunderts, der kürzlich bei Bauarbeiten im Bereich des Neusser Hauptstraßenzuges entdeckt wurde.

Die aus Tuffsteinen gemauerte Kanalröhre gehört zu den ältesten Zeugnissen für planmäßige Abwasserentsorgung im Rheinland. Die im Querschnitt 50 Zentimeter große Röhre leitete vermutlich das Schmutzwasser des an der Oberstraße gelegenen Haus Falkenstein in den Rhein und querte dabei den Immunitätsbezirk des Stifts St. Quirin. Eine derartig aufwendige Entsorgung von Fäkalien ist für hochmittelalterliche Bürgerhäu¬ser sehr ungewöhnlich. Bis Ende des 19. Jahrhunderts begnügte man sich in anderen rheini¬schen Städten in der Regel mit einem Plumpsklo im Garten, das sich pikanterweise oft nur wenige Meter vom Brunnen befand, aus dem man das Trinkwasser schöpfte.
Die entdeckte Anlage war nur 200 Jahre in Betrieb. Bereits im 15. Jahrhundert wurde der Tuffsteinkanal aufgegeben und als Müllkippe genutzt. Unter dem 500 Jahre alten Abfall befinden sich unter anderem zerbrochene Bierkrüge aus Siegburger Steinzeug, die ein aufschlussreiches Licht auf die Getränke werfen, die man damals in Neuss vornehmlich konsumierte.
*