22.08.2008 - „03 Skulptur 08“ – Ausstellung in der Alten Post

Neuss (PN/Fi). In der Ausstellung „03 Skulptur 08“ zeigt das Kulturforum Alte Post von Sonntag, 24. August 2008, bis zum 28. September 2008, drei Positionen zeitgenössischer Skulptur.

Zu sehen sind aktuelle Arbeiten der Künstler Wolfgang Kliege, Jun-Ho Park und Jan Scharrelmann. Alle drei Künstler bewegen sich nach einem Hochschulstudium der Bildhauerei zwischen Galerien, Kunstmarkt und Museumsausstellungen. In diesem einmaligen Aufeinandertreffen in der Alten Post wird besonders die individuelle Absicht und Vorgehensweise des Einzelnen spürbar und sichtbar. Die Unterschiedlichkeit der gezeigten Arbeiten und Materialitäten erzeugen einen offenen und spannenden Wahrnehmungsraum für den Betrachter.

Das künstlerische Werk von Wolfgang Kliege kreist um die Momente des Verortetseins, um Bewegung, Transporte, Reisen, Eisenbahn, karge Landschaften und um Spanien als Kulturraum. Sein großes Leitmotiv ist der Mensch auf seiner Suche und bei der Tätigkeit sich im Hier-Sein Orte der Identität zu schaffen. In Klieges Arbeiten entdeckt der Betrachter komplexe Grundthemen des Menschseins in überraschenden Zusammenhängen verschiedenster Materialien, oft in ganz einfacher Weise. Mit unglaublicher Intensität und Feinheit differenziert und entdeckt er das Menschsein in seiner Gebundenheit und Bedingtheit immer wieder neu. Dazu gehören unzählige Texte und Notizen über Natur und Umgebung sowie Mensch und Technik. Ein Verlangen nach Klarheit und handwerklich perfekter Ausführung ist überall bei ihm anzutreffen. In Hinsicht auf Material ist Wolfgang Kliege Purist. Sein Materialvorrat ist unbegrenzt - Abgrenzung und Auswahl sind jedoch klar und deutlich getroffen.

Die Arbeiten von Jan Scharrelmann erreichen den Betrachter mit großer Wucht und Unmittelbarkeit, sie haben eine überraschende Präsenz. Sperrig und monolytisch stehen die Körper im Raum. Die plastische Grundform ist meist einfach – oft überragen die gebauten Körper den Menschen, er schaut auf und tastet ihren Abschluss. Die Objekte haben eine Bild- und Schokoladenseite. Es ist eine Schichtseite, bestehend aus Epoxidharz mit Pigmenten und Farbmassen. Die höchst anspruchsvollen Farbseiten arbeiten mit Illusionierungsstrategien aus der Rüstkammer der Malerei. Ganz entgegen ihrer elementaren Form entstehen hier räumliche Tiefen und bildnerische, malerische Spannung. Als Bildhauer entwickelt er seine Objekte aus additiv zusammengefügten Elementen. Plattenmaterial wie Styropor oder Glasfasermatten sind allgegenwärtig. Das Basismaterial ist leicht zu erkennen und zu bemerken, dass die Objekte nicht homogen sind. Darin liegen die Macht und das Faszinierende in seiner Kunst. Es ist ein Plädoyer für das Offene und Ungeklärte, bei aller sachlicher Festlegung. Mit einem tiefen Gespür für das Vorüberziehende erprobt Jan Scharrelmann hier offen und sichtbar bildhauerische Potentiale in Verbindung mit malerischen Strukturen.

Die künstlerische Arbeit von Jun-Ho Park basiert auf einem großen Fundus als Beobachter kulturell bedingter Abläufe, menschlicher Ereignisse und Reaktionen. Als Grenzgänger zwischen zwei Welten – aufgewachsen in Korea und Deutschland – ist er in beiden Kulturen zuhause. Seine Kunstausbildung hat er hier in Europa, Düsseldorf bei Professor Georg Herold an der Kunstakademie erfahren. Jun-Ho sucht und entdeckt die Lücke im System. In Warenhäusern, Warenlagern und Abfällen einer Industriegesellschaft findet er sein Material. Jun-Ho Park baut, bastelt und entwickelt. Die Fertigteile einer Warenkette werden im Verlauf eines Arbeitsprozesses umkodiert, erhalten einen neuen Kontext und stehen einem vertraut und gleichsam rätselhaft unbekannt gegenüber. Spielerisch entstehen seine Skulpturen, bei denen der Betrachter in der ersten Reihe sitzt. So sind viele seiner Arbeiten dialogisch aufgebaut. Als Bildhauer folgt der Künstler keinem Plan oder festgelegtem Muster, sondern tritt immer wieder von außen nah an den Menschen heran.
*