05.08.2009 - Barrierefreie Haltestellen und Wartehallen

Neuss (PN/Fi). Die Stadt Neuss baut schon seit Jahren Haltestellen mit sogenannten Hochbordsteinen, die einen stufenlosen Ein- und Ausstieg ermöglichen.

Von den derzeit 450 Teilhaltestellen (eine Haltestelle besteht in der Regel aus zwei Teil- oder Richtungshaltestellen) sind inzwischen 30 Prozent barrierefrei ausgebaut. Weitere sind im Bau beziehungsweise in Planung, so die Haltestellen „Neuss-Süd S“ auf der Bergheimer Straße, „Böhmerstraße“ in Vogelsang und „Nikolaus-Otto-Straße“ auf der Kaarster Straße. Es ist beabsichtigt, den Anteil weiter zu steigern, ohne dabei die übrigen Verkehrsteilnehmer unangemessen zu benachteiligen.

Es werden bei den Bushaltestellen im Wesentlichen drei Haltestellenformen unterschieden: Busbucht,  Fahrbahnrandhaltestelle oder Buskap. Welcher Haltestellentyp zum Einsatz kommt, ist immer eine Einzelfallentscheidung, die von verschiedenen Rahmenbedingungen abhängt. Wichtige Kriterien sind die Anzahl der haltenden Busse, die Verkehrsstärke, die örtlichen Platzverhältnisse, die Anzahl der Fahrspuren, die zulässige Geschwindigkeit, die Führung des Radverkehrs und die Möglichkeiten zur Querung der Straße.

An Straßen, bei denen schneller als 70 Kilometer pro Stunde gefahren werden darf, kommen in der Regel nur Busbuchten zum Einsatz. Auch an Straßen, wo die Verkehrsmengen hoch sind und Busse länger halten müssen, werden Busbuchten oder Haltestellen mit Vorbeifahrmöglichkeit gebaut. Ein Beispiel für eine solche Lösung ist die Haltestelle „Schulzentrum“ auf der Weberstraße. In wenig befahrenen Straßen kann in der Regel auch bei Buskaps am stehenden Bus vorbeigefahren werden. „Echte“ Busbuchten haben eine Vielzahl von Nachteilen: Aufgrund der Größe können gegenüber anderen Haltestellentypen deutlich weniger Parkplätze gebaut werden. Da die Busbucht eine Breite von drei Metern hat, fehlt diese Fläche für Gehwege, Radwege, Grünflächen oder die Wartefläche. Oft kann dadurch auch keine Wartehalle aufgestellt werden. Außerdem kostet das Ein- und Ausfädeln nicht nur Zeit, sondern ist potenziell unfallträchtig. Die Zahl der Unfälle mit Personenschaden sowie die Unfallschwere sind an Busbuchten deutlich größer. Das Fahrmanöver des Busses kann zu Stürzen von Fahrgästen im Bus führen, da diese kurz vor der Haltestelle aufstehen und zur Tür gehen. Ähnliches gilt für das Anfahren, wenn Fahrgäste noch nicht sitzen oder schlechten Halt haben. Schließlich ist es für den Busfahrer deutlich schwerer, mit dem Bus dicht am Bordstein zu halten, damit kein Spalt an den Türen entsteht. Dies wird oftmals durch haltende Fahrzeuge in den Busbuchten noch zusätzlich erschwert.

Zehn Prozent aller Verkehrsteilnehmer sind auf die Barrierefreiheit angewiesen, entweder aufgrund altersbedingter Einschränkungen der Beweglichkeit oder aufgrund von Behinderungen. Weitere etwa 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung profitieren von diesen Hilfen. Dazu gehören auch Menschen, die nach einem Unfall oder einer Verletzung vorübergehend in der Beweglichkeit eingeschränkt sind sowie Personen mit Gepäck oder Einkäufen, aber auch Eltern mit Kinderwagen oder Kleinkindern an der Hand.

Der Anteil der Einwohner über 65 Jahren in Neuss beträgt inzwischen 20 Prozent, das entspricht knapp 30.000 Menschen. Zum Vergleich: in 2003 waren es nur rund 26.400 Personen, ein Zuwachs von über 3.000 Personen in nur fünf Jahren. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Für das Jahr 2020 wird ein Anteil der „Über-65-jährigen“ von 22 Prozent und für 2050 von 28 Prozent prognostiziert. Dann würden in Neuss schon über 40.000 Menschen dieser Altersgruppe angehören.

Von der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum im Allgemeinen und an den Haltestellen im Speziellen profitieren jedoch letztendlich alle Nutzer, nicht nur durch den Komfortgewinn. Ein stufenloser Ein- und Ausstieg beschleunigt den Fahrgastwechsel, so dass die Fahrzeiten für die Busbenutzer ebenso verkürzt werden, wie die Wartezeiten für Pkw-Fahrer an Haltestellen, wo das Vorbeifahren an haltenden Bussen nicht möglich ist.

Schon über 50 Prozent aller Teilhaltestellen haben eine Wartehalle, die nicht nur ein Witterungsschutz ist, sondern wegen der Sitzmöglichkeiten eine Erleichterung für ältere Menschen beim Warten auf den Bus bietet. Neue Wartehallen wurden jüngst an der „Alemannenstraße“ und „Königsberger Straße“ aufgestellt. Weitere Wartehallen sind an den Haltestellen „Neuss-Süd S“, „Böhmerstraße“, „Blücherstraße“, „Wolberostraße“, „Kolpingstraße“ und „Nikolaus-Otto-Straße“ geplant.
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