24.03.2010 - Neuer Leiter der Jugend- und Drogenberatungsstelle stellt Jahresbericht 2009 vor

Neuss (PN/Sp). Norbert Bläsing ist neuer Leiter der Jugend- und Drogenberatungsstelle Neuss. Bläsing ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Der Diplom-Sozialpädagoge  hat Zusatzausbildungen als Gestalttherapeut und Sozialtherapeut mit dem Schwerpunkt Sucht absolviert. Seit 20 Jahren ist er in der ambulanten Sucht- und Drogenhilfe tätig, davon 18 Jahre in einer Sucht- und Drogenberatungsstelle im Kreis Heinsberg. Dort gehörten die stellvertretende Leitung, die psychosoziale Begleitung von Heroinabhängigen und die ambulante Rehabilitation von Alkohol- und Drogenabhängigen zu seinen Aufgaben. Nebenberuflich ist Bläsing seit 1999 als Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Drogenarbeit und Drogenpolitik in NRW e.V. (AG Dropo) tätig, einer Vereinigung von Praktikern aus allen Feldern der Drogenhilfe.

Der Arbeit der Jugend- und Drogenberatungsstelle besteht aus drei Teilen.
In der Betroffenenhilfe fand 2009 eine Intensivbetreuung mit 405 Personen statt, davon 75 Prozent Männer.  369 Klienten (acht weniger als 2008) kamen primär wegen eigener Suchtproblematik, 36 der Intensivklienten waren Angehörige (26 davon Eltern). Für die Betroffenenhilfe stehen fünf Vollzeitstellen zur Verfügung, zwei davon waren 2009 längere Zeit unbesetzt. Das häufigste primäre Suchtmittel der Klienten war Heroin (183 Fälle oder 45 Prozent), gefolgt von Cannabis (107 Fälle oder 26 Prozent) und Amphetaminen (23 Fälle oder sechs Prozent). Die meisten Klienten waren zwischen 18 und 29 Jahren alt (188 Fälle oder 46 Prozent), gefolgt von den 30 bis 39-jährigen (107 Fälle oder 26 Prozent) und den 40 bis 49-jährigen (69 Fälle oder 17 Prozent). Die wenigsten Klienten waren unter 18 Jahre alt (24 Fälle oder sechs Prozent) oder älter als 50 Jahre (16 Fälle oder vier Prozent). Die Mehrzahl der Klienten verfügte über einen Hauptschulabschluss (142 Fälle oder 35 Prozent) oder hatte keinen Schulabschluss (101 Fälle oder 25 Prozent). Weniger Klienten hatten einen Realschulabschluss (77 Fälle oder 19 Prozent), die wenigstens Abitur (25 Fälle oder sechs Prozent). Eine Mehrheit hatte keine abgeschlossene Berufsausbildung (232 Fälle oder 57 Prozent). Etwas mehr als die Hälfte der Klienten (51 Prozent) beziehen Arbeitslosengeld II, wenig mehr als ein Viertel (111 Fälle oder 27 Prozent) haben einen Migrationshintergrund.
Der Kontaktladen „COME IN“ stellt eine erste, unverbindliche Anlaufstelle dar. Über diesen ersten Kontakt soll dann eine Brücke zum weitergehenden Beratungsangebot geschlagen werden. „COME IN“ war 2009 an 88 Tagen geöffnet. Insgesamt kam es mit 165 Personen zu 1.412 Besuchskontakten, 567 mehr als 2008. Es fanden 1.024 Beratungen statt, ein Plus von 329. Pro Öffnungstag kamen durchschnittlich 16 Personen, sieben mehr als 2008.
In der Prävention gab es 2009 984 Kontakte, 249 weniger als im Jahr davor. In der Suchprävention sind zwei Vollzeitmitarbeiter tätig. Aufgrund einer längeren Erkrankung der Leitung der Drogenberatungsstelle musste die Leiterin der Suchtprävention deren Arbeit zum Teil mit übernehmen, weshalb die Arbeit im Bereich Prävention nur stark eingeschränkt möglich war. Die Kontaktzahlen setzen sich zusammen aus Treffen mit Multiplikatoren (34 Veranstaltungen), Fortbildungen mit Pädagogen (acht Veranstaltungen) und Seminaren mit Schülern (elf Veranstaltungen). Es gab eine enge Kooperation mit einigen Schulen und Jugendeinrichtungen. Intensiv beraten wurden in der Fachstelle für Suchtprävention 25 Familien in der Familienberatung und 48 Jugendliche in der Jugendberatung. Viele der Familien sind gut situiert, gesellschaftlich und sozial eingebunden und haben schon mehrere Hilfemaßnahmen in Anspruch genommen, bevor sie sich in der Fachstelle für Suchtprävention melden. Hier legen sie Wert auf vertrauliche und anonyme Beratung. Sie kommen aus einer für Neuss typischen mittleren Gesellschaftsschicht. Von den 48 Jungendlichen waren fast 90Prozent Jungen im Alter von 15 bis 17 Jahren. Die Hälfte der Jugendlichen sind Schüler an höheren Schulen mit dem Ziel (Fach-)Abitur. Etwa 20 Prozent befinden sich bereits in einer beruflichen Ausbildung oder in einer ausbildungsähnlichen Maßnahme der Arbeitsagenturen. Die Übrigen waren auf der Suche oder bewarben sich um eine Ausbildung oder Maßnahme. Vier Jugendliche wurden bei Jugendgerichtsverfahren wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz oder anderen Delikten begleitet.
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