11.06.2010 - STEREO in der Alten Post

Neuss (PN/Sev). Am kommenden Sonntag, 13. Juni 2010, 11.30 Uhr, wird im Kulturforum Alte Post die Ausstellung „STEREO“ mit Arbeiten der Künstler Kathrin Ahlt und Jan Holthoff eröffnet.

Mit der Auswahl der zwei künstlerischen Positionen „begegnen sich Malerei und Fotografie im Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Figuration“, erläutert Kuratorin Verena Freyschmidt. Beide Künstler sind Absolventen der Düsseldorfer Kunstakademie.
Kathrin Ahlt, Jahrgang 1976, erweckt mit ihren Arbeiten im ersten Moment den Eindruck als seien sie mit einer Digitalkamera fotografiert und mit verschiedenen Filtern einer Bildbearbeitungssoftware behandelt worden; sie sind jedoch ausschließlich analog entstanden. Bei der manuellen Belichtung der Negative stellt die Künstlerin die Bilder unscharf, was zur spezifischen Wirkung ihrer Arbeiten führt. Sie entzieht der Fotografie so ihre immanente „realistische“ Detailgenauigkeit. Das Prinzip des Entfremdens und Spielens liegt dieser Technik zugrunde. Auch auf inhaltlicher Ebene arbeitet Kathrin Ahlt mit diesem Prinzip: Bewusst spielt die Künstlerin mit vorhandenen Vorstellungs- und Bildmustern, Erinnerungen und Bildern, die jeder Mensch hat. Scheinbar Vertrautes entpuppt sich als befremdlich und unheimlich. Durch den Einsatz von Lichtregie und Unschärfe entsteht ein Gefühl von Unsicherheit und Unbehagen. Ihre Bilder sollen anregen, Geschichten zu weben. „Schließlich lädt der Mensch alles was er nicht kennt mit Bedeutung auf“, so Ahlt. Der Bildraum entwickelt sich zum Filmraum, der vom Betrachter durch die Verknüpfung mit seiner eigenen Bildwelt erschaffen wird. Dabei macht sich Kathrin Ahlt das Phänomen zu nutze, dass Menschen ihre Umwelt ständig interpretieren und dabei Orte mit Gefühlen und Handlungen verbinden, was sowohl aus deren eigenen Erfahrung entsteht, als auch durch das Konsumieren sie umgebender allgegenwärtiger medialer Wirklichkeiten und Geschichten. Im Sinne eines „Medien-Memorys“ geht es der Künstlerin somit um das Spiel mit vorhandenen Bildern.

In den Werken von Dr. Jan Holthoff, Jahrgang 1977, sieht man zunächst Landschaftsebenen, Berge, Wälder, Seen, Himmel und Horizonte. Die Farben sind zumeist erdig, grün oder blau, davon unendlich viele Variationen und Nuancen. Ausgehend von Fotografien, die Holthoff in der Natur macht, entstehen sei-ne Bilder im Dialog mit der Leinwand. Dabei bindet er seine Erfahrung der Natur in das Gemälde ein und lotet gleichzeitig malerische Möglichkeiten aus. Die gegenständlichen Szenerien entstehen dabei aus abstrakten Flächen. Seine Arbeitsweise ist durch ein prozessuales Vorgehen charakterisiert. Er trägt Farbe auf die Leinwand auf, wäscht sie wieder ab und trägt erneut weitere Farbschichten auf. Der Einsatz freier informeller Gesten und abstrakter Flächen gestaltet den Bildraum zunächst völlig ungegenständlich. Der weitere Arbeitsprozess offenbart zunehmend die Bildwerdung in Form von konkreten figürlichen Elementen. Dennoch bleibt stets eine abstrakte Ebene in den Bildern präsent. Der Landschaftsraum wird zu einer abstrakten Konstruktion, die durch unsere Erinnerungsspuren selbst erfahrener Natur und Landschaft nicht dekodiert werden kann und sich dem gewohnten Blick verweigert. Holthoff lotet somit die Grenzen zwischen Figuration und Abstraktion aus. Wann sieht man eine konkrete Landschaftsebene, wann gilt die malerische Oberfläche als selbstreferentielle Form? „Der Betrachter wird verunsichert, er wird zum aktiven Sehen angeregt, das Sehen selbst wird thematisiert“, erklärt Holthoff. Die Ausstellung geht bis 18. Juli 2010. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr und sonntags von 12 bis 18 Uhr.
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