12.07.2010 - Neuss wird barrierefei

Neuss (PN/Sev). „Neuss barrierefrei“, lautet der Titel einer Aktion, die jetzt von Sozialdezernent Stefan Hahn vorgestellt wurde.

Neuss macht sich damit ab dem 1. August  2010 auf den Weg zu einer barrierefreien Stadt. Das Schild „Neuss barrierefrei“ an einer Eingangstür oder Schaufensterscheibe sagt aus, dass sich dort alle Menschen, auch solche mit den unterschiedlichsten Behinderungen, ohne Einschränkung bewegen können und bei Bedarf Unterstützung erhalten. „Hinkommen, Reinkommen, Klarkommen – ohne Fremde Hilfe“, fasst Max Fischer, Beauftragter für Menschen mit Behinderung bei der Stadt Neuss, die Intention des Signets kurz zusammen. Geschäftsleuten bietet das Signet die Möglichkeit, mit der bereits bestehenden barrierefreien Gestaltung ihrer Räumlichkeiten zu werben und damit neue Kundenkreise zu gewinnen. 

„Angesichts des rasanten demografischen Wandels in unserer Gesellschaft ist Barrierefreiheit für immer mehr Menschen – nicht nur behinderte – lebensnotwendig und entwickelt sich rasch zu einem allgemeinen Qualitätsmerkmal“ erklärt Andrea Schumacher, Sozialplanerin bei der Stadt Neuss. Diesen Prozess macht die Aktion „Neuss barrierefrei“ mit einem augenfälligen Signet sichtbar. Ein Pfeil auf gelbem Grund zeigt auf den Schriftzug „Neuss barrierefrei“ und symbolisiert damit einen Wegweiser zur barrierefreien Stadt. Das gleiche gilt für den gemeinsam erarbeiteten Katalog von Mindestkriterien für die Vergabe des Signets. Im Gegensatz zum Rollstuhlsymbol, das den Blick ausschließlich auf behinderte – eigentlich sogar nur auf mobilitätsbehinderte Menschen richtet, spricht das neutrale Pfeilschild alle an, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind: Seniorinnen und Senioren, Menschen mit Mobilitäts- oder Sinnesbehinderungen,mit Lernschwierigkeiten oder psychischen Problemen, Eltern mit Kinderwagen, Menschen mit schweren Lasten, vorübergehenden gesundheitlichen Einschränkungen und viele andere.

Experten gehen davon aus, dass zehn Prozent der Bevölkerung auf Barrierefreiheit angewiesen sind. 30 bis 40 Prozent brauchen sie als notwendige Hilfe bei der Bewältigung des alltäglichen Lebens und für alle anderen bedeutet Barrierefreiheit mehr Komfort. Als Maßstab für die Vergabe des Signets gilt grundsätzlich die Nutzbarkeit der betreffenden Einrichtung für alle Menschen. „Dabei ist es unvermeidbar, dass im Einzelfall auch mal kleinere Einschränkungen akzeptiert oder geringe Hilfen in Anspruch genommen werden müssen. Das perfekte Gebäude gibt es nicht“, so Schumacher weiter. Das Signet ist al-lerdings kein Zertifikat für barrierefreies Bauen! Schumacher betont „dass die Teilnahme an der Aktion „Neuss barrierefrei“ absolut freiwillig ist. Zudem kommt keiner auf eine ‚Schwarze Liste’ der die Kriterien nicht erfüllt.“
Das Signet wirbt für eine barrierefreie Stadt – eben eine „Stadt für alle“ und soll die erreichte Barrierefreiheit abbilden. Neuss übernimmt damit als erste Kommune in Nordrhein-Westfalen ein ursprünglich aus Berlin stammendes Projekt. Es ist in der Bundeshauptstadt in enger Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Handel, Tourismus, Kultur und Wissenschaft, sowie mit engagierten Menschen mit Behinderung und ihren Organisationen, mit Beiräten, Verwaltungen und anderen Institutionen entwickelt worden. Die Aktion hat sich in Berlin seit einigen Jahren gut bewährt und erfreut sich daher auch außerhalb der Bundeshauptstadt sehr positiver Resonanz. „Das Berliner Modell zeichnet  sich vor allem durch Einfachheit aus. Somit ist es für jeden gut umsetzbar“, so Fischer.

Interessierte Inhaberinnen und Inhaber von Einrichtungen, die an der kostenlosen Aktion teilnehmen möchten können sich an Projektleiter Harald Jansen unter 02131/905098 wenden.   
Ausführliche Informationen sind zudem auf der städtischen Website www.neuss.de im Bereich „Gesundheit und Soziales“ zu finden.
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