16.08.2010 - 20 Jahre Shakespeare im Globe Neuss - Erfolgreicher Sommernachtstraum zum Festival Abschluss

Neuss (PN/Fi). Mit einem restlos ausverkaufen Sommernachtstraum des Rheinischen Landestheaters Neuss endete am Samstag das 20. Shakespeare Festival im Globe Neuss.

Die Auslastung lag in diesem Jahr bei 83 Prozent, wobei die Bandbreite des Programms und das unverwechselbare Flair zwischen Globe und Wetthalle sowie die schauspielerische Qualität der Gäste wieder ihre ganz eigene Zugkraft erzeugten, die vom ersten bis zum letzten Tag faszinierte.
 
Der  Midsummer Night's Dream der Londoner Globe Touring Company mit seinem besonders raffinierten Puck sowie das auch musikalisch umwerfende Much ado about nothing, das ALMA MATER ins mafiöse Chicago der Fünfziger verlegte - das war der Auftakt des begeisternden Jubiläumsfestivals. Die unglaublich originelle Bea von Malchus brachte in gerade einmal 90 Minuten die ganze Geschichte Heinrichs VIII. allein auf die Bühne und wurde dafür ebenso gefeiert wie die bremer shakespeare company mit ihrer in jeder Hinsicht beeindruckenden Doppelvorstellung von Julius Cäsar - Cleopatra - Antonius, die den ganzen Kreis der römischen Tragödie an einem Abend ausschritt. Irina Brook und ihre Truppe entfesselten bei ihrem diesjährigen Besuch den Sturm als eine spritzig-poetische Me¬lange aus Artistik, Träumerei, Wortwitz und Zauberei: Ein kochender Jongleur spielt mit Tomaten, Zwiebeln und Kasserollen, der Luftgeist lässt die Zeit rückwärts laufen, und alles vor bzw. in einer liebevoll eingerichteten Zauber- und Restaurantküche - denn Irina Brooks Prospero war ja der König der neapolitanischen Pizzabäcker. Als kontrastierendes Kammerstück lieferte Peter Brook sein Warum Warum: Eine brillante Miriam Goldschmidt im leeren Raum, wo alles begann, allein oder im Dialog mit dem sizilianischen Musiker Francesco Agnello, der die Darbietung auf einem »Hang« begleitete - einem neuen Schlaginstrument aus der Schweiz, das zwischen ätherischem Tönen und voluminösen Melodien eine Fülle unverwechselbarer Klänge beisteuerte.
 
Ein Höhepunkt des diesjährigen Festivals kam aus Ungarn und der ukrainischen Ungarn-Enklave Beregszász: Ahogy tetszik - "Wie es euch gefällt", als köstliches Quodlibet eines unbändig »schauspielerischen« Ensembles, das vor seinem wunderschönen, naiv gestalteten Bühnenbild bis in die kleinsten Nuancen hinein glänzte und wieder einmal nachdrücklich demonstrierte, dass sich William Shakespeare, wenn man ihn denn nur begriffen hat, auch dann überträgt, wenn man "scheinbar" kein Wort versteht.
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