22.07.2011 - Mehr Interaktivität, Musik und Jugendkultur: Was Jugendliche von einem zeitgemäßen Museum erwarten

Eine 15minütige Videoumfrage unter 13- bis 25-Jährigen, die jetzt im Clemens-Sels-Museum vorgestellt wurde, untersucht die Frage, warum sich Jugendliche mit Museen oft schwer tun und wie man dies ändern kann.

Als Estira Memet während eines Praktikums im Clemens-Sels-Museums eine Besucherumfrage auswertete, bemerkte sie, dass der überwiegende Teil der Besucher zwischen 50 und 70 Jahren alt ist. Für die angehende Studentin ergaben sich zwei Fragen: „Warum ist das so?“ und „Wie kann man das ändern?“. Mit der Kamera zog sie gemeinsam mit Gabriel Rehlinghaus, ebenfalls Praktikant des Museums, durch die Neusser Innenstadt, besuchte verschiedene Schulformen oder öffentliche Treffpunkte und befragte Jugendliche. Ihre Interviewpartner berichteten, was sie mit Museen verbinden, warum so wenige Jugendliche ins Museum gehen und was ihre Änderungsvorschläge wären, um Museen für eine junge Zielgruppe attraktiver zu machen. Das Ergebnis ist ein Beitrag, der die Anliegen der Jugendlichen erfrischend einfach auf den Punkt bringt.
Erste Erkenntnis: Alle Befragten kennen das Clemens-Sels-Museum und waren selbst schon einmal dort, was aber schon lange her sei. Dies deckt sich mit der Erfahrung des stellvertretenden Leiters Dr. Thomas Ludewig. „Die meisten Besucher kommen als Kinder mit ihren Eltern und dann erst wieder, wenn sie selbst Kinder haben.“ Wie diese Lücke entsteht, wird in Memets Film deutlich. Jugendliche empfinden Museen als langweilig und uninteressant. Die Aufbereitung der Themen erscheint ihnen nicht zeitgemäß und spricht eine Generation, die neuen Medien gewohnt ist, nicht an. An Anregungen fehlt es nicht. Mehr Kreativität und Action wird gefordert, ebenso wie Interaktivität oder Ausstellungen über Jugendkultur, Tanz und Musik. „Für Jugendliche von Jugendlichen“ soll das ideale Museum sein, empfiehlt ein Befragter.
An diese Ideen knüpft das zukünftige Programm des Clemens-Sels-Museums an. Im Oktober hat die Veranstaltung „kUNSt gehört die Nacht“ Premiere, die Kunst und Kultur für Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren bietet. Dazu gehören unter anderem Musik, ein Poetry-Slam und Akt-Zeichnungen. Im Jubiläumsjahr 2012 (das Clemens-Sels-Museum wird 100 Jahre alt) will man nicht nur einen Blick auf die Vergangenheit sondern auch in die Zukunft werfen und junge Menschen mit einbeziehen, erläutert Museumsdirektorin Dr. Uta Husmeier-Schirlitz. Denn ein weiteres Ergebnis der Videoumfrage ist die Feststellung, dass Jugendliche Museen sehr reflektiert betrachten und viele Ideen haben, die wahrgenommenen Schwächen zu beseitigen. Die Möglichkeit dazu besteht im Rahmen des Wettbewerbs „Unser Museum der Zukunft“, bei dem Neusser Schülerinnen und Schüler im kommenden Jahr aufgerufen sind, ihre Gedanken und Wünsche zu formulieren und gestalten. So will das Museum eine „Brücke bauen, die auch Bestand hat und über die man immer wieder gehen kann“, so Husmeier-Schirlitz.
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