17.08.2012 - Neuer Rekord bei Neusser Schützen

Bürgermeister Napp: „Ich würde das Schützenfest nie absagen.“...

...Beinahe ist es wie im bekannten Weihnachtslied „Alle Jahre wieder“.
Alljährlich feiern die Neusser Bürger-Schützen einen Teilnehmerrekord, so auch 2012: Erstmals marschieren über 7250 Schützen und Musiker über den historischen Markt der alten Römerstadt am Rhein. Mögen anderswo Traditionsveranstaltungen kriseln, in Neuss ist von alledem nichts zu spüren. Gerade die Jugend drängt immer wieder neu in den 1823 gegründeten Neusser Bürger-Schützenverein. Ohne die Musiker sind es genau 5380 aktive Schützen, 208 mehr als im vorigen Jahr. Einen neuen Rekord meldet der Neusser Bürger-Schützenverein auch für den Fackelzug am Samstagabend: Erstmals wird die Schallmauer von 100 Großfackeln durchbrochen, die von den Schützen das Geschehen in der Stadt glossieren – mit Ironie und liebevollem Spott. Von Samstag, 25. August, bis Dienstag, 28. August 2012, werden wieder bis zu eine Million Gäste zu Parade, Fackelzug und Umzügen erwartet. Schon einen Tag zuvor eröffnet die große Kirmes.

Mitte Juli bereits kamen die zukünftigen Schützen als Bürger und Bürgerssöhne erstmals offiziell zusammen, um über die Frage abzustimmen, ob das bekannte Volksfest auch 2012 stattfinden solle. Was regelmäßig ein bloß formeller Akt ist, war erstmals vor 175 Jahren ein streitiges Thema. Denn damals wollte der Bürgermeister die Festveranstaltung absagen. Das demokratische Votum der Bürger jedoch machte dem Bürgermeister einen Strich durch die Rechnung. Seither wird diese „Kardinalfrage“ jeden Sommer gestellt. Ein kleines Jubiläum also in der vielhundertjährigen Schützengeschichte der Quirinusstadt. „Heute würde sich kein Bürgermeister mehr trauen, das Schützenfest abzusagen. An eine Wiederwahl bräuchte er dann gar nicht mehr zu denken“, erklärt Bürgermeister Herbert Napp. Der aktive Schütze und ehemalige Schützenkönig aber käme ohnehin nicht auf diesen grotesken Gedanken.
Pünktlich um 12 Uhr am Schützenfestsamstag (25. August) wird Herbert Napp mit dem Schützenkönig und den Herren des Komitees zur Eröffnung durch Kanonendonner und Festgeläut schreiten. Der abendliche Fackelzug wird wiederum den ersten stimmungsvollen Höhepunkt darstellen. Nach dem Schützenhochamt in der Münsterbasilika St. Quirin marschiert das Regiment am Sonntag (26. August) zur Königsparade auf, die wiederum vom Westdeutschen Fernsehen direkt übertragen wird.
Im Mittelpunkt der großen Parade steht aber der Schützenkönig, der in diesem Jahr ein besonders bekannter Schütze ist. Rainer II. Halm ist nämlich seit vielen Jahren Hauptmann des Neusser Grenadierkorps von 1823, einem der großen Traditionskorps im Regiment. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Petra und deren beiden Söhnen bilden sie eine begeisterte und begeisternde Schützenfamilie. „Für einen kleinen Neusser Jun¬gen ist ein großer Traum in Erfüllung gegangen“, schwärmt der 52-Jährige, der vor lauter Glück „keinen Platz für Gänsehaut“ hat, schrieb eine Tageszeitung vor Jahresfrist.
Der Schützenumzug am Nachmittag, zahlreiche Bälle und Tanzveranstaltungen im Schützenzelt sowie in den verschiedenen Sälen der Stadt ergänzen den ereignisreichen Sonntag. Während sonntags stets zahlreiche Gäste und Schaulustige von Nah und Fern nach Neuss kommen, geht es an den beiden folgenden Tagen üblicherweise familiärer zu. An den Vormittagen laden viele Korps und Gesellschaften, aber auch Kultureinrichtungen und Unternehmen die Schützen zu morgendlichen Feiern und Zusammenkünften ein. Auch die Stadt Neuss empfängt am Dienstagmorgen traditionell viele Gäste zu ihrem Biwak. Mit dem Königsvogelschuss, bei dem der neue Schützenkönig ermittelt wird, und dem fröhlichen „Wackelzug“ am Dienstagabend neigt sich das Fest seinem Ende zu. Im abendlichen Fackelschein beendet der Zapfenstreich vor der romanischen Quirinusbasilika stimmungsvoll den diesjährigen Festreigen endgültig.
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