11.09.2013 - Kunstprojekt zum Thema Alkoholkonsum

Foto-Workshop veranstaltet von der Jugendeinrichtung Greyhound und dem Kulturforum Alte Post hilft jugendlichen Erststraftätern

Max, Jan und Thilo (Namen v. d. Red. geändert) sind zu Recht stolz auf sich. Sie haben gemeinsam mit einigen anderen Jugendlichen zwei großformatige, ausdrucksstarke Fotoserien zum Umgang mit Alkohol erstellt. 20 Arbeitsstunden steckten sie in die Idee und Ausführung. Das Ergebnis ist überzeugend gut gelungen und wird der Öffentlichkeit in mehreren Ausstellungen präsentiert. Marx, Jan und Thilo waren vor dem Fotoprojekt – veranstaltet von der Neusser Jugendeinrichtung Greyhound und dem Kulturforum Alte Post - gar nicht stolz auf sich. Denn Straftaten wie Drogenmissbrauch oder Körperverletzung waren ihre „Eintrittstickets“ zum Kreativwochenende. Straftaten, die sie heute von Herzen bereuen. Marc blickt beschämt zum Boden, wenn er erzählt, warum er Sozialstunden ableisten muss. „Wir kamen von einer Feier, waren angetrunken, da kamen andere Alkoholisierte auf uns zu und schon gab es eine Prügelei, ich wusste gar nicht richtig, was ich da eigentlich mache. Ich habe einfach zugeschlagen.“ Im Nachhinein zu realisieren, dass er einem anderen Menschen eine Platzwunde und damit Schmerzen zugefügt hat, war „echt schlimm.“ 
Gute Gefühle haben die von der Jugendgerichtshilfe vermittelten 15- bis 17jährigen Ersttäter nun bei der konstruktiven Auseinandersetzung mit dem Thema Alkohol- und Drogenmissbrauch erlebt. „Ich hätte niemals gedacht, dass mir das so viel Spaß machen würde“, äußert sich Jan schmunzelnd. Die Teilnehmer konnten unterschiedliche Talente einbringen, zum Beispiel als Ideengeber,  (maskierter) Darsteller, Fotograf, Beleuchter, Requisiteur, Regisseur oder Bildbearbeiter am PC.
Eine Fotostrecke zeigt einen jungen Mann der sich stehend betrinkt, die Kontrolle verliert, einsinkt, letztlich im eigenen Erbrochenen bewusstlos auf dem Boden endet. „Man sieht hier sehr deutlich, dass es beim ungezügelten Trinken nur eine Richtung gibt, und die führt abwärts“, kommentiert die künstlerische Leiterin Melanie Stegmann die eindringlichen Bilder. Die zweite Fotostory hingegen führt symbolisch aufwärts. Die zunächst in Liegestütz dargestellte Person gestaltet Freizeit aktiv und wächst dabei. Sport, gute Ernährung, Denken, Fotografieren, Begegnungen mit anderen Menschen führen zu einer aufrechten Haltung, zu Lob und Anerkennung. Björn Mertens – als pädagogischer Leiter der Aktion – findet es besser, „rückblickend stolz auf etwas zu sein, was man aktiv gestaltet hat, denn das ist sinnvoller, als stundenlang Schulhöfe zu kehren oder Müll aufzusammeln.“ Mit dieser Erfahrung im Gepäck wollen Mertens und Stegmann künftig weitere Projekte dieser Art gemeinsam anbieten. Der Jugendgerichtshilfe sind sie sehr dankbar, dass sie den Workshop begrüßte und die Jugendlichen dorthin vermittelte. Der Foto-Workshop in Neuss stand unter der Überschrift „Niederrheinische ALTernativen 2013“ übrigens im Kontext mit weiteren Veranstaltungen in der Region. Alle Arbeitsergebnisse werden abschließend in einer Ausstellung in Krefeld präsentiert. „Kreativ gegen Zuviel. Mach dir ein Bild, um im Bilde zu sein!“ heißt es vom 9. bis 21. November 2013 im Südbahnhof in Krefeld, Saumstraße 9, www.suedbahnhof-krefeld.de/info@suedbahnhof-krefeld.de. *