13.09.2013 - Workshop

Verwaltungsmitarbeiter lernen Situation von Älteren und Menschen mit körperlichen Einschränkungen kennen.

Wie verändert sich im Alter der menschliche Körper oder welchen Schwierigkeiten begegnen Rollstuhlfahrer beim Befahren von „nicht-barrierefreien“ Gebäuden? Durch verschiedene Simulationen und praktische Übungen lernten jetzt 22 Rathausbeschäftigte die Situation von Älteren und Menschen mit körperlichen Einschränkungen kennen und an sich selbst nachzuvollziehen.

Höhepunkt der ganztägigen Veranstaltung war die Vorführung des vom Meyer-Hentschel Institut aus Saarbrücken entwickelten „Age Explorer“. Der von Experten entwickelte Anzug zur Simulation altersbedingter Bewegungs- und Sinneseinschränkungen ermöglicht ein ganz hautnahes und individuelles  Erleben altersbedingter Veränderungen. „Ich fand das sehr beängstigend – es war mir kaum möglich mit den Spezialhandschuhen Geld aus meinem Portemonnaie zu holen. Erschwerend kam hinzu, dass ich durch das Visier des Age Explorer Helmes die einzelnen Geldstücke nicht unterscheiden konnte. Durch die sich im Anzug befindlichen Gewichte war ich auch sehr eingeschränkt in meiner Bewegungsfreiheit. Hinsetzen und Aufstehen war für mich ein schwieriger Balanceakt“, so Beate Kemper, Lektorin aus der Neusser Stadtbibliothek, über ihre Erfahrung mit dem Age Explorer.

Sehr lehrreich war für viele Teilnehmer auch ein Ausflug mit dem Rollstuhl durch das Rathaus und in die Innenstadt. „Bordsteine und Treppen sind für nichtbehinderte Menschen in der Regel kein Problem. Für Rollstuhlfahrer stellen sie aber unter Umständen eine Herausforderung dar. Diese Erkenntnis wurde heute wohl öfter gewonnen“, weiß die Neusser Sozialplanerin Andrea Schumacher. Bei der Veranstaltung waren zudem Ernst Balsmeier vom  Sehbehinderten- und Blindenverein für den Rhein-Kreis Neuss und Jürgen Brackmann vom Deutschen Schwerhörigenbund. So gab es für die Teilnehmer die Möglichkeit, mit Menschen, die von einer Sinnesbeeinträchtigung betroffen sind, direkt in Kontakt zu treten und Informationen aus erster Hand zu erhalten.

Die Veränderungen aufgrund des demographischen Wandels sind für die Stadt Neuss in verschiedenster Hinsicht von Bedeutung. Dazu gehört zum Beispiel, dass sie sich als Dienstleister für ihre Bürger auf die strukturellen Veränderungen der Gesellschaft einstellt. „Es ist sicher die Ausnahme, dass für Mitarbeiter, die außerhalb von Pflegeberufen tätig sind, solche Schulungen angeboten werden“, betont Projektleiter Harald Jansen. „Wir möchten mit dieser Maßnahme die Kolleginnen und Kollegen für die Schwierigkeiten von Älteren und beeinträchtigten Menschen sensibilisieren, um den entsprechenden Umgang noch weiter  zu optimieren“, so Jansen weiter. Nicht zuletzt wegen der positiven Rückmeldungen seitens der Teilnehmer ist für das kommende Jahr ein weiterer Workshop geplant.