14.03.14 - ZeughausKonzerte Neuss

Jerusalem Chamber Music Festival

Mit einem Besuch des Jerusalem Chamber Music Festival am Freitag, 28. März 2014, 20 Uhr, Markt 42-44, endet die Saison 2013/14 der Neusser Zeughauskonzerte. Die Musiker starten mit Joseph Haydns Trio für Flöte, Violoncello und Klavier G-Dur Hob. XV:15 . Der geschäftstüchtige Komponist hatte das Trio gleich bei zwei Verlegern untergebracht - bei dem Engländer John Bland und seinem Wiener „Hausverlag“ Artaria. Dass er an die Stelle der sonst üblichen Violine eine Flöte setzte, mag man bereits als ein Zugeständnis an die englische Mode der damaligen Zeit betrachten: Der Gentleman, ob er nun dem Adel oder dem vornehmen Bürgertum angehörte, ging bekanntlich nie ohne seine Flöte aus dem Hause.
Von Haydn, der viel Zeit an den Grenzen zum ungarischen Hinterland verbrachte hatte, führt der historische Sprung zu dem modernen Klassiker aus Ungarn - Béla Bartók, der in seinen Kontrasten die seltene, aparte Kombination von Violine, Klarinette und Klavier äußerst wirkungsvoll nutzte, um sein Verständnis der heimischen Volksmusik in den USA zu demonstrieren. Die Uraufführung fand 1939 in New York statt - und es musizierten der Widmungsträger Jószef Szigeti, der legendäre Klarinettist Benny Goodman und der Pianist Endre Petri.
Ein Blick ins klassische Wien bringt danach zwei der kammermusikalischen Schlager zum Vorschein, die Ludwig van Beethoven verfasste: das sogenannte Gassenhauer-Trio und die Variationen über „Ich bin der Schneider Kakadu“, worin der der durchaus humorvolle „Titan“ eine Melodie aus Wenzel Müllers komischen Singspiel „Die Schwestern von Prag“ (1794) verschiedene Kapriolen aufführen lässt.
Das Programm endet mit Arnold Schönbergs erster Kammersymphonie op. 9, deren Quintettfassung sein Schüler Anton Webern hergestellt hat. Das kühne Stück von einst, bei dem sich das Wiener Publikum vor hundert Jahren recht handgreiflich in die Haare kriegte, ist heute selbst ein Klassiker – auch wenn sich's vielleicht nicht so leicht pfeift wie Wenzel Müllers Kakadu oder Beethovens Gassenhauer.
Die Leiterin des Music Festivals Elena Bashkirova (Klavier) reist mit ihrem Sohn Michael Barenboim (Violine), dem Cellisten Andreas Brantelid, dem Flötisten Guy Eshed und der Klarinettistin Shirley Brill an, um die verschiedenen Möglichkeiten des Quintettspiels auszuloten und mit einem ebenso ungewöhnlichen wie farbigen Programm einen Bogen von der „ersten“ zur „zweiten“ Wiener Schule zu schlagen.  
Tickets können an den bekannten Vorverkaufsstellen, über die Karten-Hotline unter 02131-5269 9999 oder über das Internet unter www.zeughauskonzerte.de bestellt werden (zuzüglich Versandkosten).
Weitere Informationen unter www.zeughauskonzerte.de


Das Jerusalem Chamber Music Festival wurde im September 1998 ins Leben gerufen, wobei Jerusalem als Veranstaltungsort mit seinen verschiedenen Kulturen und seiner einzigartigen, anziehenden Atmosphäre als Wahl nahe lag.
Von Beginn an traf das Konzept bei begeisterten und renommierten Künstlern, aber auch beim Publikum, auf hervorragende Resonanz und das Festival konnte sich national sowie international etablieren.
Das hohe Engagement der Musiker und Helfer sowie die familiäre Atmosphäre halfen hohe musikalische Standards zu setzen und zu fördern. Die Künstler unterstützen das Festival durch ihren musikalischen Beitrag und ermöglichen es damit, das Festival für alle Musikliebhaber zu öffnen.
Im Mittelpunkt einer jeden Festivalsaison steht ein bestimmtes Thema, das einem roten Faden gleicht, der sich durch alle Konzerte zieht.
Im ersten Jahr wurde mit eklektischen Programmen experimentiert, welche je ein anderes Land repräsentierten. Dank eines aufgeschlossenen Publikums, wurden die Programme der nachfolgenden Saisons gewagter und die Schwerpunkte lagen auf folgenden Themen: Departing Centuries (1999), Wendepunkte in der Musikgeschichte (2000), Transcriptions and Transformations (2001), Families and Friends (2002), Wien (2003), Osteuropa (2004), Kammermusik Franz Schuberts sowie die Beziehung zwischen Wort und Musik (2005), Kammermusik der Jubilare Mozart, Schumann, Schostakowitsch (2006), Spätwerke (2007), National Spirit (2008), Außenseiter (2009), Brahms und die Zeit um 1900 (2010) Holocaust Komponisten (2011) und Russland (2012).
2008 wurde eine Dokumentation von EuroArts Music International in Kooperation mit ARTE Frankreich gedreht, die umfassende Einblicke in Proben und Konzerte des Festivals bietet und auf DVD erhältlich ist.
Tradition des Festivals ist zudem die jährliche Vergabe eines Auftragswerkes, welches in Jerusalem uraufgeführt wird. 2012 ging der Kompositionsauftrag an Faradj Karaev aus Aserbaidschan.
Neben dem Festival in Jerusalem, zu welchem Musiker aller Nationen und Religionen kommen, um ein inspirierendes Kammermusikleben zu fördern, begibt sich das Jerusalem Chamber Music Festival in wechselnden Formationen um Elena Bashkirova regelmäßig auf Tournee durch Europa und Amerika.
Seit 2006 gab und gibt das Jerusalem Chamber Music Festival Ensemble erfolgreiche Konzerte und Residenzen in Berlin (Konzerthaus), Paris (Cité de la Musique), Lissabon (Gulbenkian Foundation), Wien (Musikverein), Luxembourg (Philharmonie), Köln (Philharmonie), USA (Carnegie Hall) sowie Zürich (Tonhalle), Genf und Salzburg (Mozarteum). Auftritte bei international renommierten Festivals wie etwa dem Schleswig-Holstein Musik Festival, dem Rheingau Musik Festival, dem Beethovenfest Bonn, dem Lucerne Festival, dem Kissinger Sommer, dem Stresa, dem Menton und dem George Enescu Festival in Rumänien ergänzten die Tourneen, welche das Ensemble nach Südamerika und in die USA führte.
Im April 2012 fand das Festival erstmals unter dem Titel „Intonations“ in Berlin statt und erhielt mit dem jüdischen Museum während einer Woche eine zweite Heimat.
Die künstlerische Leiterin des Festivals in Jerusalem und Berlin sowie der Tournee-Programme ist die Pianistin Elena Bashkirova.