27.03.14 - Übergabe Holzschnitt

Einmalige Kooperation zwischen Fachhochschule Köln,...

...Stadtarchiv Neuss und Clemens-Sels-Museum ermöglicht umfassende Restaurierung eines japanischen Triptychons

"Ein junger Herr schreibt, auf einem Podest sitzend, Gedichte mit einem Pinsel" – so lautet der Titel eines Farbholzschnittes von Utagawa Kunisada (1786-1865), der jetzt wieder an das Clemens-Sels-Museum zurückgegeben wurde. Das großformatige Triptychon, das die einmaligen Gestaltungsprinzipien des japanischen Farbholzschnittes beispielhaft zeigt, wurde von Nicolai Krippner, Student am Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften an der Fachochschule Köln, im Rahmen einer Semesterarbeit zum Thema „Grafikrestaurierung“ von Oktober 2013 bis Januar 2014 komplett restauriert. Das Blatt, vermutlich entstanden im Jahr 1845, zeigt einen jungen Mann, der auf einem Podest sitzt und mit einem Pinsel einen Fächer beschreibt. Er wird von drei Hofdamen begleitet. Die Figuren stellte der Künstler vor einer Landschaftskulisse mit blühenden Sträuchern dar.
Durch den Einsatz des 23-jährigen Studenten der Konservierungswissenschaften wurde die Arbeit von schädlichen Substanzen befreit. Überdies wurden die Stabilität des empfindlichen Papiers und die Optik des Druckes entscheidend verbessert. „Das Ergebnis ist eine umfassend restauriertes Werk, was uns darüber hinaus noch sehr viel neues Wissen bringt“, schwärmt Marcus Janssens, Leiter der Restaurierungswerkstatt des Stadtarchivs Neuss, der bei dem Projekt als Kooperations- und Ansprechpartner fungierte. Allein 15 Stunden verbrachte Krippner mit Analysen und Versuchen. Zum Beispiel zur Klärung der Frage, wie das ehedem unfachmännisch angebrachte selbstklebende Band auf der Rückseite des Triptychons, welches den Farbholzschnitt zusammenhält, am besten zu entfernen sei. „Bei einem möglichen Versuch diese Verbindung mit Wärme zu lösen, hätte sich womöglich das oben im Bild befindliche Berliner Blau im Farbton geändert. Ab 30 Grad wird aus blau nämlich braun“ “, erklärt Krippner. Als optimal geeignet erwies sich nach mehreren „Dummy-Tests“ mit Selbstklebeband auf Pappe ein Gemisch aus den Chemikalien Xylol und Aceton.
Das dreiteilige Bild gehört zu einer umfangreichen Sammlung, die das Clemens-Sels-Museum zu Beginn der 1980er Jahre von Dr. Günter Rehbein vermacht bekam.  Durch die einmalige Kooperation zwischen der Fachhochschule Köln, dem Stadtarchiv Neuss und dem Clemens-Sels-Museum Neuss konnte es jetzt kostenfrei restauriert werden. „Der Wert des Triptychons liegt bei etwa 10.000 Euro. Durch die unternommenen Maßnahmen wird der Wert bestimmt gesteigert“, weiß Dr. Zeman vom Clemens-Sels-Museum.
Utagawa Kunisada gehört  zu den beliebtesten und bekanntesten Holzschnittkünstlern Japans. Charakteristisch bei  japanischen Farbholzschnitten ist der Verzicht auf Tiefenräumlichkeit, durch die fließende Konturierung und die ornamentale Auffassung der Naturformen. Im Zuge der Ablehnung der akademischen Traditionen und der daraus resultierenden Suche nach neuen Ausdrucksmitteln begeisterten sich auch die europäischen Künstler im 19. Jahrhundert für diese völlig neuartige fernöstliche Ästhetik. So nahmen die japanischen Blätter auch maßgeblichen Einfluss auf die Möglichkeiten und Perspektiven der modernen Kunst.
Das frisch restaurierte Werk kann ab sofort im Neusser Stadtarchiv im Rahmen der Ausstellung „Papier ist nicht geduldig“ von montags bis freitags in der Zeit von 9 bis 18 Uhr besichtigt werden.