16.12.2014 - Baubeginn EPANCHOIR

Mit dem Setzen von Spundwänden als neue Uferbegrenzung...

... des Nordkanals beginnen jetzt die Arbeiten zur Wiederherstellung und Sichtbarmachung des Wasserkreuzungsbauwerkes „Epanchoir“ aus dem Jahr 1809. Im Jahr 1804 hatte Napoleon Bonaparte befohlen, einen Kanal zwischen dem damals französischen Neuss über die Maas bis nach Antwerpen zu bauen. Der „Nordkanal“ sollte Holland mit seinen Zöllen umgehen. Nach gewaltigen Ingenieur- und Vermessungsleistungen entstand der 160 Kilometer lange „Grand Canal du Nord“ mit einer Breite von 22 Metern, einer Wassertiefe von 2,40 Meter und beidseitige sechs Meter breite und 1,40 Meter hohe Dämme mit begehbaren Treidelpfaden. Der Kanal war ausreichend bemessen für 35 Meter lange Schiffe mit 200 Tonnen Ladegewicht.

Der Höhenunterschied zwischen Rhein und Maas sollte durch mehrere Schleusen überwunden werden. Damit der Kanal einen gleichmäßigen Wasserstand führen konnte, wurden Kreuzungen mit natürlichen Flüssen gebaut. Ein solches Kreuzungsbauwerk war in Neuss das „EPANCHOIR“. Hier kreuzte der Nordkanal die Obererft. Die Aufgabe des Bauwerkes war es, das Wasser der Obererft gleichmäßig, höhengleich und ohne Beeinträchtigung der Kanal-Schifffahrt in den Kanal

einzuspeisen. Gleichzeitig musste sichergestellt werden, dass die Neusser Mühlen am Obertor noch mit genug Wasser versorgt blieben.

Zum 200jährigen Jubiläum der Einweihung des Epanchoir im Jahr 2009 regte die „Vereinigung der Heimatfreunde Neuss“ die Wiederherstellung und Sichtbarmachung des Wasserkreu-zungsbauwerks an. Möglich gemacht wurde diese Überlegung durch die umfangreiche Umplanung der benachbarten Augustinus-Kliniken bis 2012 und dem damit verbunden Abriss eines unmittelbar an das Epanchoir angrenzenden Gebäudes auf der ehemaligen Trasse des Nordkanals. In Abstimmung mit dem Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege in Bonn sowie betroffenen Versorgungsträgern entwickelte die Stadt Neuss eine Planung, die eine Wiederherstellung und Restaurierung des Wasserkreuzes inklusive eines Teilstückes des Nordkanals auf rund 45 Metern Länge in voller historischer Breite vorsieht. Dies ist im gesamten Verlauf des heutigen, noch vorhandenen Nord¬kanals in Deutschland und den Niederlanden einmalig. Die Planungen schließen an der symbolhaften Darstellung der ehemaligen Nordkanaltrasse als Wasserbecken seit dem Umbau der benachbarten St. Augustinus Kliniken an.  

Vor vier Jahren begann verwaltungsintern eine mit den Denk-malbehörden abgestimmten Entwurfsplanung durch das Tief-baumanagement Neuss. Die ersten Kostenschätzungen belie-fen sich auf rund 600.000 Euro plus Verlegung von Leitungen. Im Jahr 2011 beschloss der Rat die Umsetzung der Rekonstruktionspläne. Zur Finanzierung wurde ein Förderverein gegründet und Zuschussanträge bei Stiftungen, Bund, Land, Kreis und dem Landschaftsverband Rheinland gestellt. Anfang 2014 konnte dann mit der Planung und den umfangreichen Leitungs¬verlegungen durch die Stadtwerke, RWE/Westnetz und der Telekom in der Nordkanalallee begonnen werden. Mit Probeschachtungen wurde bisher überschüttete Originalbausubstanz gefunden, das Gelände vermessen und nivelliert, Bodengutachten erstellt und die Ausführung des Ingenieurbaus sowie die Denkmalrestaurierung geplant.  

In den nächsten drei Wochen werden jetzt durch die Baufirma Echterhoff GmbH & Co.KG aus Westerkappeln auf einer Länge von fast 28 Metern pro Seite Spundwände als neue Uferbe¬grenzung des Nordkanals gesetzt. Diese werden bis zu elf Meter tief gegründet. Die Kosten hierfür belaufen sich auf rund 125.000 Euro. Anschließend wird die Erde zwischen den Spundwänden bis zur original Sohle des Nordkanals ausgehoben sowie Keller- und Leitungsreste abgebrochen und die Ufer-Längsböschungen bis Ende 2014 profiliert. Im kommenden Frühjahr wird dann unter anderem das Basaltstein-Mauerwerk der Denkmalsubstanz instandgesetzt beziehungsweise restauriert. Dies wird etwa sechs Monate dauern. Anschließend wird der Geh- und Radweg der „Fietsallee“ sowie der Fahrbahnrand der Nordkanalallee angepasst. Die Gesamtkosten belaufen sich dann für das Bauwerk auf rund 690.000 Euro. Hinzu kommt noch ein Informations-Pavillon, der Ende 2015 in der angrenzenden, neu gestalteten Grünanlage errichtet werden soll. Die Finanzierung der geschätzten Kosten von rund 180.000 Euro erfolgt zu über 90 Prozent durch gesonderte und bereits bewilligte Zuschüsse und Spenden.
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