Immobilienmesse Expo Real 2019 Nachhaltig, urban, vernetzt – Neuss plant die Stadt von morgen

Neuss · „Die Zukunft gehört der Stadt.“ Was für Trendforscher Matthias Horx und sein Team im Frankfurter Zukunftsinstitut nach einer Studie zum Immobilienmarkt 2040 Gewissheit ist, treibt auch die Delegation der Stadt Neuss bei der Immobilienmesse Expo Real in München um.

 Die „Grüne Furth“: ein Projekt zur Quartiersentwicklung am Neusser Hauptbahnhof. In direkter Nachbarschaft zur Innenstadt entsteht auf dem rund 6,8 Hektar großen Areal der ehemaligen Schraubenfabrik „Bauer+Schaurte“ ein neues Stadtquartier.

Die „Grüne Furth“: ein Projekt zur Quartiersentwicklung am Neusser Hauptbahnhof. In direkter Nachbarschaft zur Innenstadt entsteht auf dem rund 6,8 Hektar großen Areal der ehemaligen Schraubenfabrik „Bauer+Schaurte“ ein neues Stadtquartier.

Foto: konrath und wennemar architekten ingenieure

In den kommenden Jahren werden die klassischen Grenzen zwischen Wohnen und Arbeiten, zwischen Beruf und Freizeit, öffentlich und privat zunehmend verschwimmen. Verstärkt, so die Erkenntnis des Zukunftsinstituts, wird dieser Trend noch von der Notwendigkeit, flexibel, mobil und permanent erreichbar zu sein, basierend auf Internet und digitaler Vernetzung.

Was heißt das für die Entwicklung einer Stadt? Zukunftsweisender Wohnungsbau und Stadtplanung müssen bislang vielfach getrennte Lebensbereiche integrieren: Wohnen und Arbeiten, Arbeiten und Konsum, Kinder- und Altenbetreuung am Wohn- und Arbeitsort, Privat- und Geschäftsleben. „Wir reagieren darauf mit Projekten der Stadtentwicklung, aber auch mit Blick auf die Anforderungen an die nötige Infrastruktur“, sagt Johanna Gatzke, Abteilungsleiterin Wirtschaftsförderung und Justitiarin im Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Neuss. Ziel sei es, Neuss auf der internationalen Immobilienmesse als Zukunftsstandort zu präsentieren, der für etablierte Unternehmen und Start-Ups ebenso attraktiv sein könne wie die benachbarten Metropolen.

 Bürgermeister Reiner Breuer (2.v.r.) aus Neuss mit Kollegen aus dem Kreis auf der Expo Real (v.l.): Martin Mertens (Rommerskirchen), Marc Venten (Korschenbroich), Erik Lierenfeld (Dormagen), Ulrike Nienhaus (Kaarst), Angelika Mielke-Westerlage (Meerbusch) und Klaus Krützen (r., Grevenbroich).

Bürgermeister Reiner Breuer (2.v.r.) aus Neuss mit Kollegen aus dem Kreis auf der Expo Real (v.l.): Martin Mertens (Rommerskirchen), Marc Venten (Korschenbroich), Erik Lierenfeld (Dormagen), Ulrike Nienhaus (Kaarst), Angelika Mielke-Westerlage (Meerbusch) und Klaus Krützen (r., Grevenbroich).

Foto: Frank Kirschstein

„Die Stadt Neuss ist mit ihren fast 160.000 Einwohnern, rund 72.900 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und ihrer vielfältigen Industrielandschaft ein starker, vernetzter Wirtschaftsstandort. Fit für die Zukunft ist Neuss, wenn wir den Status quo nicht als eine lineare Optimierung verstehen, sondern die Weichen für eine nachhaltige, urbane Zukunft stellen – nur so schaffen wir auch eine wirtschaftliche Stabilität“, sagt Bürgermeister Reiner Breuer (SPD). Wichtig sei in diesem Zusammenhang die Sicherung von Fachkräften, „ein treibendes Thema, auch in Neuss“.

Gatzke nennt als Beispiel Projekte, die Wirtschaft und Schule zusammenbringen, oder auch die Initiative „Kompass D“, die sich speziell um Ausbildung und Integration von Flüchtlingen ins Arbeitsleben kümmert. Eine Kooperation mit der Rheinischen Fachhochschule, die in Neuss einen neuen Masterstudiengang „Entrepreneurship“ anbiete, dessen Absolventen nicht nur den entsprechenden Hochschulabschluss, sondern auch ihr eigenes Unternehmen auf die Beine gestellt hätten, sei ein weiteres Beispiel für den Brückenschlag zur Start-up- und Gründerszene, die Neuss gezielt fördern möchte.

Ein Projekt, erstmals vorgestellt bei der Expo Real im vergangenen Jahr, könnte als eine Keimzelle dafür dienen: das Pressehaus im Gewerbegebiet an der Moselstraße. Für den Gebäudekomplex gibt es Pläne, nach denen frühere Produktionsbereiche und ungenutzte Büroflächen zu Coworking Spaces und Räumen für Gründer werden sollen. „Die Resonanz aus der Wirtschaft ist gut“, sagt Gatzke.

In den kommenden Monaten soll das Projekt – unterstützt von Stadt und Rhein-Kreis – an Fahrt gewinnen. Womit Neuss gegenüber bereits bekannten Start-up-Szenen punkten könne, sei eine besondere Branchenvielfalt und die Nähe zu produzierendem Gewerbe in einer Mischung von Mittelstand und Großunternehmen: „Daraus kann ein Netzwerk entstehen, von dem Start-ups, aber auch Unternehmen am Standort enorm profitieren können.“

Das Aufgabenfeld „Stadt der Zukunft“ sieht Bürgermeister Breuer entsprechend breit angelegt: „Neben einem attraktiven Standort, mit einem ansprechenden Wohn- und Freizeitangebot, gehört auch die Verknüpfung von Bestandsunternehmen und Start-Ups – als Treiber der modernen, agilen Arbeitswelt – dazu. Diese Themen gehen wir verstärkt an und schaffen so eine moderne, lebenswerte Zukunft für Neuss.“ Die Idee findet sich auch in Projekten wieder, die die Stadt auf der Expo Real präsentiert. Da sind zum Beispiel die Klimaschutzsiedlung am Blausteinsweg in Holzheim, die in großen Teilen mit fast CO2-emissionsfreier geothermischer Wärme versorgt wird, Bauvorhaben für eine Nach- und Innenverdichtung in Vogelsang und auf der Furth oder die bekannten Großprojekte des Neusser Bauvereins.

Ein weiterer Schwerpunkt: die „Grüne Furth“, das Projekt zur Quartiersentwicklung am Neusser Hauptbahnhof. In direkter Nachbarschaft zur Innenstadt entsteht auf dem rund 6,8 Hektar großen Areal der ehemaligen Schraubenfabrik „Bauer+Schaurte“ ein neues Stadtquartier. Neben dem Schwerpunkt Wohnen sind Flächen für Einzelhandel (Nahversorgung), Dienstleistung und „nicht wesentlich störendes Gewerbe“ geplant. Ergänzende Nutzungen wie Kitas sowie Grün- und Freiflächen runden das Gesamtkonzept ab. Die Bema-Gruppe als Investor kann sich zudem „ein bis zwei“ Hotels mit jeweils bis zu 200 Zimmern vorstellen, um das unter dem Namen „INBUS®VIERTEL“ vermarktete Quartier auch als Business-Standort zu entwickeln.

Und dann ist da ja noch der Wendersplatz. Für die Fläche zwischen Innenstadt, Hafen und Galopprennbahn, immer mal wieder überplant, aber über Parkplätze hinaus bislang nie weiterentwickelt, plant Breuer einen Ideenwettbewerb: „Wendersplatz – der Heimat einen Hafen geben“, unter dieser Überschrift werden – bei Ausschluss von Einzelhandel und Wohnen – Konzepte gesucht, vielleicht für Bürgerdienste der Stadt, für Gastronomie, für ein Kultur- und Eventzentrum oder auch einen Neubau des Neusser Clemens-Sels-Museums –  spannend und auch wenn von der konkreten Umsetzung noch weit entfernt, bei der Expo Real in München bestimmt schon eine Erwähnung wert.

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