10.06.2005 - Barocke Kirchenmusik in Otzenrather Kirche - Clemens-Sels-Museum und Jüchener Choralschola nehmen Musik-CD auf

Neuss (PN/Fi). Choräle, die seit Jahrhunderten nicht mehr gespielt wurden, werden am Samstag, 18. Juni 2005, unter der Leitung der Jüchener Kirchenmusikerin Mechthild Heidel von der Choralschola St. Jacobus d. Ä aus Jüchen in der Otzenrather Kirche St. Simon und Judas Thaddäus aufgeführt und live für eine CD mit barocker Kirchenmusik aufgenommen.

Dabei wird insbesondere die historische Aufführungspraxis berücksichtigt. Mit den Aufnahmen soll der Klang der katholischen Pfarrkirche von Otzenrath für die Nachwelt festgehalten werden. Die Kirche von Otzenrath wird wie die ganze alte Ortslage in nächster Zeit dem Braunkohletagebau Garzweiler II weichen. Das Projekt wird von der RWE Power AG gefördert und als Musik-CD der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich gemacht werden.

Die eingespielten Noten sind einem Kirchengesangbuch entnommen, das 1619 von den Jesuiten beim Verleger Peter von Brachel in Köln herausgegeben wurde. Ein Exemplar des Gesangbuchs aus dem Archivbestand der Katholischen Kirchengemeinde St. Quirin in Neuss ist derzeit in der Ausstellung "Spurensuche im Barock - Archäologie des 17. Jahrhunderts am Niederrhein" im Clemens-Sels-Museum noch bis zum 24. Juli 2005 zu sehen. Das an "Pfarrer, alte Leute und junge Kinder" gerichtete Gesangbuch enthält in einem Anhang, der von dem Neusser Kanonikus Arnold Mandt verfasst wurde, die ältesten bis heute bekannt gewordenen Quirinuslieder in deutscher Sprache.

Auf der CD wird auch ein Lied zu Ehren der Heiligen Katharina von Alexandria zu hören sein, das Framigius Kocke, ein ebenfalls an der Neusser Hauptkirche St. Quirin tätiger Kanoniker, der enge Beziehungen zu den Jesuiten pflegte, im Jahr 1633 aufzeichnete. Im Zuge der Gegenreformation hatten die Jesuiten zu Beginn des 17. Jahrhundert die volksnahe Kirchenmusik als wirksames Instrument gegen den sich ausbreitenden Protestantismus entdeckt. Kirchenlieder, die von jedermann gesungen werden konnten, sollten die katholische Messe wieder attraktiver gestalten und ein Gegengewicht zu dem besonders beim Volk beliebten protestantischen Gottesdienst in deutscher Sprache darstellen.*