Foto: Melanie Stegemann

Bedeutender Teil Neusser Stadtgeschichte gesichert

Stadtarchiv Neuss übernimmt die Sammlung Schram

Dem Stadtarchiv Neuss ist es gelungen einen bedeutenden Teil der Neusser Stadtgeschichte langfristig für die Forschung und Öffentlichkeit zu sichern. Mit der Übernahme der „Sammlung Schram“ geht eine einmalige private Sammlung mittelalterlicher Handschriften, Urkunden und Drucke in den Besitz der Stadt Neuss über.

Ermöglicht wurde die Übernahme der herausragenden lokalen und regionalen historischen Quellen im Februar 2024 durch  Zuwendungen der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Neuss, der Regionalen Kulturförderung des Landschaftsverbandes Rheinland, des Forum Archiv und Geschichte Neuss e.V. und des Rhein-Kreises Neuss. Vom Kaufpreis in Höhe von 50.000 Euro liegt der Anteil aus städtischen Haushaltsmitteln bei vier Prozent. Ziel der Maßnahme ist der dauerhafte Erhalt der bislang in Privatbesitz befindlichen und unzugänglichen Sammlung. Zudem sollen die für die Stadt- und Regionalgeschichte wertvollen Zeitdokumente durch das Stadtarchiv online für Forschung, Lehre und die Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

Eine Sammlung mit bewegter Geschichte

Bei der Sammlung (früher: „Archiv Schram“) handelt es sich um den bedeutendsten bekannten Neusser Bestand mittelalterlicher Handschriften, Urkunden und Drucke v.a. aus kirchlichen Einrichtungen in Neuss und Umgebung. Sie geht zurück auf die Sammlung des Neusser Geistlichen Johann Heinrich Küpper (1767–1836), Kanoniker des Quirinus-Münsters, Leiter der Lateinschule und Pfarrer von Grimlinghausen, der insbesondere nach der Aufhebung der Klöster in napoleonischer Zeit viele Archivalien Neusser Klöster und geistlicher Einrichtungen vor dem Verlust rettete. Nach Küppers Tod gelangte ein wesentlicher Teil seiner Sammlung zunächst an die verwandte Familie Kamper und dann an die Neusser Familie Schram, deren Nachkommen den Bestand nun in öffentliche Hände abgegeben haben.

Kriegsbedingt hat die Sammlung einige Verluste bei Bombenangriffen und Beschädigungen durch einen Brand (Nudelfabrik Schram, Hansastraße, 1945) erlitten, einzelne Handschriften wurden später bei einer Auktion verkauft. Ein großer Teil der Sammlung konnte jedoch über 200 Jahre bewahrt werden. Dazu zählen einmalige Stücke, etwa aus dem Neusser Oberkloster, dem Kloster Marienberg, dem Sebastianuskloster oder dem St. Nikolauskloster bei Schloss Dyck.

Eine Veräußerung der Sammlung über ein Auktionshaus hätte die endgültige Zerstörung des Sammlungszusammenhangs und so den unwiederbringlichen Verlust des wertvollen Kulturguts bedeutet. Nach konstruktiven Verhandlungen räumten die Eigentümer dem Stadtarchiv Neuss ein  exklusives Vorkaufsrecht ein. Die Sammlung wurde dem Stadtarchiv zur physischen Sicherung zunächst als Depositum anvertraut. Nach der Akquirierung von öffentlichen Zuwendungen und Fördergeldern durch das Stadtarchiv konnte das Vorkaufsrecht wahrgenommen, ein Kaufvertrag geschlossen und die Sammlung in städtisches Eigentum überführt werden.

Die Sammlung Schram online erleben

Im Rahmen des Projekts „Sicherung und Zugänglichmachung der historischen Sammlung Schram" soll das erworbene Kulturgut im lokalen Kontext  dauerhaft archiviert werden. Dies beinhaltet die physische Sicherung der Originale, die Digitalisierung von Teilen der Sammlung sowie die Erschließung der aus über 130 Einzelstücken bestehenden Sammlung durch Ordnung und Verzeichnung des Bestandes.

Im Anschluss an die Erstellung eines elektronischen Findbuchs wird dieses über die Portale „Archive.nrw.de“, „Archivportal D“ und die Stadtarchiv-Homepage online präsentiert und zur Verfügung gestellt.

Weitere Informationen

Zur Sammlung Schram bietet das Forum Archiv und Geschichte Neuss e.V. am Donnerstag, 18. April 2024 einen Themenabend mit dem Titel "Das Archiv Schram - Ein (kirchen)historischer Schatz für Neuss" an. Neben dem Leiter des Neusser Stadtarchivs, Dr. Jens Metzdorf, referiert der Restaurator Marcus Janssen. Nähere Informationen unter www.forum-neuss.de

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Stand: 5. März 2024