28.06.2005 - Modell-Projekt: PALME hilft alleinerziehenden Müttern
Neuss (PN/KL). PALME heißt ein bundesweit einzigartiges soziales Modell-Projekt, das jetzt von der Stadt Neuss und der Universität Düsseldorf ins Leben gerufen worden ist.
Es unterstützt alleinerziehende Mütter mit präventiven Hilfen und versucht so, Belastungen seelischer oder psychosomatischer Art vorzubeugen. Alleinerziehende Mütter sind nach deutschen und europäischen Studien von überdurchschnittlich hohen sozialen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen betroffen.
PALME ist die Abkürzung für Präventionsgruppe für Alleinerziehende Mütter geleitet von Erzieher/innen und zielt auf eine Stabilisierung und Stärkung der Mütter und die Beziehung zu ihrem Kind ab. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung und andere Stellen unterstützen die Einführung des Programms in die Neusser Praxis in den nächsten zwei Jahren mit insgesamt 340.000 Euro.
Zur Zeit leben in Deutschland rund drei Millionen Alleinerziehende mit Kindern. Das bedeutet, dass jedes fünfte Kind in einer Ein-Eltern-Familie aufwächst. Allein in der Stadt Neuss geht man davon aus, dass über 5.000 Kinder und Jugendliche ihre Kindheit und Jugend allein mit einem Elternteil, meistens der Mutter, verbringen. Wie Professor Matthias Franz vom Klinischen Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Heinrich-Heine-Universität bei der Vorstellung des Projekts erläuterte, sind Armut, soziale Randständigkeit, Rollenbrüche und beeinträchtigte Bildungs- und Berufsmöglichkeiten bei alleinerziehenden Müttern deutlich häufiger als bei verheirateten. Partnerschaftskrisen, Trennungen und Scheidungen wirken sich nicht nur belastend auf die Eltern aus, sondern sind Stress insbesondere für jüngere Kinder. Franz: "Die Überforderungen kann zu erhöhten psychischen und psychosomatischen Belastungen führen."
Als wichtiger Baustein eines sozialen Frühwarnsystems soll PALME helfen, negativen Entwicklungen schon frühzeitig vorzubeugen. Beteiligt an dem Projekt sind das städtische Jugendamt und Neusser Kindertageseinrichtungen in der Nordstadt und der Innenstadt sowie das Familienforum Edith Stein.
In einem zweijährigen Feldversuch können sich alleinerziehende Mütter an einem Kurs beteiligen, der sich aus 20 anderhalbstündigen Sitzungen zusammensetzt. Die Kurse für insgesamt 80 Mütter finden in Gruppen von acht bis zwölf Alleinerziehenden statt und werden sowohl von einer Erzieherin wie auch einem Erzieher geleitet. Programmstützpunkt ist das Familienforum Edith-Stein im Willi-Graf-Haus an der Venloer Straße 68. In den Kursen werden praktische Informationen zum Beispiel zu rechtlichen Situationen gegeben, es werden Fragen und Probleme geklärt, die sich speziell im Zusammenleben mit dem Kind ergeben und es werden gezielte Lösungswege erarbeitet. Darüber hinaus gibt es Infos und Übungen zur Stressbewältigung und zur Entspannung. Die Kurse sind kostenlos und beginnen im Herbst. Die Leiterinnen der Kindertagesstätten halten Informationen und Anmeldeunterlagen für Interessierte bereit. Mütter, die den Kurs belegen, erhalten für ihre Teilnahme an der wissenschaftlichen Studie ein Honorar und die Fahrkosten erstattet.
Wissenschaftlich begleitet wird PALME von Professor Matthias Franz, der das Projekt an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität in den vergangenen Jahren entwickelt und erprobt hat. Untersucht wird speziell die Frage, wie sich die Situation für die Mütter durch die Teilnahme am Kurs verbessert und wie das Programm im Praxistest von den Mitarbeiterinnen in den Kindertagesstätten bewertet wird.
Der Neusser Sozialdezernent Peter Söhngen bekräftigte bei der Präsentation des Projekts am Montag im Neusser Rathaus seine feste Absicht, für alleinerziehende Mütter und ihre Kinder bedarfsgerechte Angebote zu schaffen. PALME bietet hierzu eine gute Chance. Das Programm soll sich nach der Modellphase 2007 zu einem festen Angebot in Neuss entwickeln.
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