19.07.2005 - Römische Mühle zum Ausprobieren - Clemens-Sels-Museum verbessert Angebot für Kinder in der Römischen Abteilung

Neuss (PN/Fi). Zahlreiche Kinder gehören zu den Besuchern der Römischen Abteilung des Clemens-Sels-Museums.

In ihr sind Funde aus der 400-jährigen Garnisonsgeschichte von Neuss zu sehen. Damit die Abteilung für die jungen Besucher noch attraktiver wird, hat das Neusser Museum zum Beginn der Sommerferien sein Angebot erweitert: Die Nachbildung eines römischen Kettenhemdes und einer steinernen Getreidemühle laden ab sofort neben vielen anderen Dingen zum "Be-Greifen" der Vergangenheit ein. Die Spende einer Neusser Firma hat dies ermöglicht.Getreideprodukte nahmen in der Ernährung der römischen Soldaten einen wichtigen Platz ein. Da sich Mehl und Brot bei den hygienischen Verhältnissen der damaligen Zeit nur schlecht länger aufbewahren ließen, teilte man den Soldaten sogar auf Kriegszügen ungemahlenes Getreide aus, das sie mit Hilfe kleiner Handmühlen erst schroten mussten. Je acht Soldaten einer Stube teilten sich eine solche mola manuaria aus Eifeler Basaltlava, mit der man rund drei Kilogramm Mehl in der Stunde herstellen konnte. Wie schwer die tägliche Nahrungszubereitung war, kann nun jedermann selbst mit der originalgetreu nachgebauten Handmühle ausprobieren. Aus dem Schrot - grob zerkleinerte Getreidekörner - kochten die Soldaten Brei (puls), das Hauptnahrungsmittel der einfachen römischen Soldaten. Zusammen mit Öl, Speck, Gemüse, Kräutern oder Bohnen ergab er eine vollwertige Mahlzeit.Kettenhemden gehörten zur Standardausrüstung der römischen Soldaten. Sie waren aus über 30.000 kleinen Eisenringen zusammengenietet. Mit einem Gewicht von mehr als acht Kilogramm waren sie aber alles Andere als angenehm zu tragen, wie sich nun jeder selbst überzeugen kann. Gegenüber dem besonders im ersten Jahrhundert nach Christus gebräuchlichen Schienenpanzer, den man vor allem aus den Asterix-Heften kennt, hatte der Kettenpanzer den Vorteil, weitgehend atmungsaktiv zu sein und kein Schwitzwasser zu bilden. Außerdem ließ er dem Soldaten eine größere Bewegungsfreiheit. Vor einem direkt ausgeführten Speerwurf schützte das Kettenhemd weniger gut, doch zeigen Versuche mit nachgebauten Kettenhemden, dass ein Pfeil oder ein Speer das Kettenhemd meist nur geringfügig durchtrennte und danach von dem federnden Kettenhemd wieder herausgedrückt wurde.

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