08.06.2009 - Start des Shakespeare Festivals im Globe Neuss: Sommernachtsträume in Worten und Klängen

Neuss (PN/kl). Einen schöneren Start hätte das 19. Shakespeare Festival jetzt in Neuss nicht erleben können: Als die Bayerische Theaterakademie August Everding ihren mit entzückend geringen Bühnenmitteln ausgestatteten „Sommernachtstraum“ beendete, entlud sich die Zauberspannung der letzten zwei Stunden in einem solch donnernden Beifall, dass einige der jungen Schauspieler förmlich erschraken.

Galt das wirklich ihnen? Ganz zweifellos, denn was sie und wie sie das unendlich vielschichtige »Märchen« realisiert, die verschiedenen Ebenen zwischen Geistern und Rüpeln aufgefächert hatten – das war schon eine Meisterleistung des brillant agierenden Septetts aus München.

Der komödiantische, frische und freche Tonfall und die echte Spielfreude übertrugen sich auch auf das berühmte musikalische Pendant: die Fairy Queen, die Henry Purcell drei Jahre vor seinem Tode auf der Basis des Shakespeare-Stückes auf die Bühne brachte. Sechs der sieben Schauspiel-Akteure, dazu acht junge Sänger(-innen) und ein neunköpfiges Kammerensemble der Neuen Hofkapelle München präsentierten das, was sich im Original als vielstündiges Gesamtkunstwerk darstellt, als halbszenisches und wiederum ungemein suggestives Geschehen. Kurzweil war das und Gemütsergötzung im besten barocken Sinne, wie selbst der »musikorientierte« Teil des Publikums spätestens in dem Augenblick einsehen musste, da  der schottische Countertenor Christopher Robson als betrunkener Poet über die Bretter schleuderte und in den höchsten Tönen erklärte, dass er »blau« sei. Das Missverständnis, man dürfe im Opernhaus und Konzertsaal nicht lachen, löste sich endgültig im Nichts auf – wie am Ende der Streit zwischen Oberon und Titania.

So also begann an diesem Wochenende mit fünf ausverkauften Vorstellungen das Festival im Globe.

Die nächsten Veranstaltungen ...

Entsprechendes dürfen die Zuschauer für die nächsten vier Wochen erwarten. Weiter geht es mit Norbert Kentrup und der Historie von Heinrich VIII., einer absoluten Rarität, die seit gut 80 Jahren nicht mehr auf einer deutschen Bühne zu sehen war. Eine Fronleichnams-Matinee entführt ins chiaroscuro der melancholischen Lieder und Consort-Musiken, mit der das elisabethanische Zeitalter einer scheinbar verlorenen Schönheit nachtrauerte, indessen man die höchste musikalische Schönheit erlangte: In Darkness let me dwell haben die exzellente Gambistin Hille Perl und ihr Ensemble das kostbare Programm überschrieben.

Zur Halbzeit folgen die beiden diesjährigen Romeo und Julia-Inszenierungen: Die französische Compagnie Los Figaros, die 2008 mit ihrer »fast geglückten Zähmung« wahre Triumphe feierte, bringt uns die »berühmteste Liebesgeschichte aller Zeiten« als turbulentes und doch tragisch empfundenes Capriccio, bevor am 16. Juni ein junges Ensemble namens This Bridge Theatre aus Phoenix/Arizona sich vorstellt, wie in einem katholischen Jungen-Internat allmählich die Begeisterung für dieses Stück ausbricht.

Die London Globe Touring Company bringt die Comedy of Errors nach Neuss, die Watermill Propeller Company bietet im Doppelpack den Merchant of Venice und ihren überaus poetischen Midsummer Night's Dream. Die Two Gents Productions wird den Freunden des besonderen Theaters eine tatsächlich auf Zwei Herren aus Verona komprimierte Verwandlungskomödie vorsetzen – und das Potsdamer Poetenpack, das im Vorjahr mit einem großartigen Hamlet gastierte, beschließt den Reigen mit einer Verlorenen Liebesmüh, deren Titel, das steht schon nach dem ersten Wochenende fest, kein Omen und auch kein Fazit sein wird.

Weitere Informationen: www.shakespeare-festival.de

Eintrittskarten und das vollständige Programm gibt es unter www.shakespeare-festival.de im Internet oder am Info- und Kartentelefon unter der Rufnummer: 0180 500 18 12 (0,14 Euro/Min aus dem dt. Festnetz, Mobilfunknetze abweichend).
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