15.09.2009 - Rätselhafte Bleihämmer – Wer kennt die Bedeutung?

Neuss (PN/Sev). Ab sofort präsentiert das Neusser Clemens-Sels-Museum drei „Bleihämmer“, deren genaue Funktion bislang immer noch nicht geklärt ist.

Die rätselhaften Funde können zu den gewohnten Öffnungszeiten besichtigt werden. Die Verantwortlichen des Museums bitten zudem um Mithilfe, diese Gegenstände zu identifizieren. Die „Hämmer“ sind aus Blei gegossen und besitzen am unteren Ende eine Tülle, in der sich ursprünglich eine Holzstange befand. Bei einem Hammer wurde das Blei um eine Eisenstange in Lanzenform gegossen.

Bereits im Jahr 1876 stellte der Neusser Archäologe Constantin Koenen erstmals die drei bleiernen Hämmer vor, die wenige Jahre zuvor in Neuss auf einer Wiese zwischen dem Obertor und dem ehemaligen Oberkloster an der Kölner Straße beim Lehmstechen gefunden worden waren. Dort hatte 1474/75 Karl der Kühne, Herzog von Burgund, sein Hauptquartier aufgeschlagen, als er fast ein Jahr lang vergeblich die Stadt Neuss belagerte. Koenen hielt sie für „Streithämmer“, also für Waffen der burgundischen Belagerer. Die Objekte sind jedoch zu fragil, als dass sie als Kriegswaffen zum Einsatz kamen. Bisher sind derartige Waffen völlig unbekannt. Auch über 130 Jahre nach ihrer Auffindung ist die genaue Funktion der merkwürdigen „Bleihämmer“ nicht geklärt. Alle bislang vorgeschlagenen Deutungen waren nicht überzeugend. Handelt es sich um Werkzeuge eines Kesselschmieds, Zaunspitzen oder gar Bekrönungen der Burgunderzelte?

Bis in jüngste Zeit wurden in Neuss immer wieder Funde aus der Zeit der burgundischen Belagerung gemacht. Ende des 19. Jahrhunderts fand man beim Lehmstechen an der Kölner Straße zahlreiche Waffen und Ausrüstungsgegenstände der burgundischen Soldaten. Wenige Jahre später wurden beim Ausbau des Neusser Hafens zahlreiche Kanonenkugeln, Lanzenspitzen, Schwerter oder Helme mit Beschädigungen aus den Kämpfen gefunden. 2007 grub die Neusser Bodendenkmalpflege auf dem Gelände des St. Josef-Krankenhaus einen Teil des Heerlagers Karls des Kühnen aus.

Weitere Informationen gibt es im Clemens-Sels-Museum oder unter der Email Adresse carl.pause@stadt.neuss.de.
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