28.10.2010 - Ausstellung von Martin Mele in der Alten Post

Neuss (PN/Sev). „El Archivo en la Polilla | das Archiv im Wurm“ – so lautet der Name einer am 31. Oktober 2010 beginnenden Ausstellung in der Alten Post.

Sie ist zugleich die letzte Station eines Projektes des Künstlers Martin Mele, das acht Ausstellungen in Argentinien, Deutschland und der Schweiz umfasste. Die Orte waren: Museo de Bellas Artes, Salta - Museo Castagnino, Museo de Arte Contemporáneo, Rosario - Museo Nacional de Bellas Artes, Neuquén - Museo Marítimo, Ushuaia - Atelierfrankfurt, Frankfurt - Lokal-int, Biel - art-forum-berlin, Berlin. „Ich war jede Woche woanders“, so Mele. Das Besondere: alle Ausstellungen wurden vor Ort konzipiert und installiert. „Ich komme in einen Raum rein und versuche etwas daraus zu machen“, erklärt Mele sein Konzept kurz. So auch in der Alten Post. Das Material dafür wurde zusammengetragen wird direkt am Ort, innerhalb von 20 Minuten,  „verarbeitet“:  zirka zwei Kubikmeter alter Bücher, fünf Kartons Zigarrenkisten und drei Schachteln Postkarten bilden den Grundstock für die raumbezogenen Objekte. Das Reisen gehört seit je zu seiner Künstlerbiographie. „Wahrscheinlich ist es genetisch bedingt“, mutmaßt Mele. Seine Eltern kommen beide aus Argentinien, lebten aber auch in Europa. Und nicht zuletzt er selbst pendelt regelmäßig zwischen den Kontinenten. Einst folgte der Künstler dem Ruf seiner Mäzene an die verschiedensten Fürstenhöfe - heute reist er zu Ausstellungen, Messen und Projekten in aller Welt. Martin Mele expliziert dieses Phänomen zum Prinzip seiner anstehenden Ausstellungsprojekte. 1960 in Argentinien geboren, in Deutschland und Holland aufgewachsen, heute zwischen Düsseldorf und Buenos Aires pendelnd, ist Meles eigene Biografie eine des Reisens. Die Reisen schrieben Geschichten, die Mele fortan mit sich trägt, wie einen Koffer voller Erinnerungen, Bilder, Erlebnissen und Begegnungen. Aus dem sich stets regenerierenden Inhalt des Koffers, schöpft Mele Inspiration für seine Arbeit. Gefundene Sachen, gesehene Formen und Farben und spontane Gesten konstituieren sich zu einem Werk von überraschender Präsenz. Dem Prinzip des Ready-Made folgend, verarbeitet der Künstler Objekte und Sachen, oft Skurrilitäten von Flohmärkten und Trödelladen, in seine Live Skulpturen und haucht ihnen so ein neues, anderes Leben ein. Die Tätigkeiten des Suchen und Findens sind dabei essentiell - finde ich die Sachen oder finden die Sachen mich, fragt sich Mele immer wieder zum Verhältnis zur Sache. Die Materialität als Fundstücke der eigenen Geschichte zu verstehen, fordert große Offenheit, über die Mele zweifelsohne verfügt. Er stolpert gerne, die Angst vor dem leeren Raum (der leeren Leinwand) kennt er nicht; vielmehr setzt das Moment des Vakuums Energien frei, die im Arbeitsprozess umgesetzt werden. Dementsprechend ist Meles Vorgehensweise eine durchaus performative. Das Moment des „gar nichts wissen“ schlägt um in Phasen höchster Konzentration - intuitiv werden Sachen, und Materialien zu-sammengetragen, vernietet und vernäht, ausgestopft und umplatziert. Dabei bleibt Martin Meles Objekten immer ein gewisser Grad an Flüchtigkeit anhaften -jeden Augenblick könnten sie sich verwandeln oder gar verschwinden. Diese Art von – man könnte es plastische Konzeptualität nennen – verlangt eine große Präsenz seitens der Künstlerfigur. Die Figur des Martin Meles, seine eigene Geschichte und seine persönliche Wahrnehmung der ihn umgebenden Welt sind Ausgangs- und Schlusspunkt seiner Arbeiten. Die Ausstellung geht  bis 21. November dieses Jahres. Weitere Informationen gibt unter www.martinmele.com
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