16.08.2012 - Entwicklung von Wohnbaulandflächen

In Uedesheim an der Himmelgeister Straße, am Rande des künftigen Baugebietes Kreuzfeld...

...erläuterte Planungsdezernent Christoph Hölters jetzt die Entwicklung von Wohnbaulandflächen. Die Bereitstellung von Wohnbauland ist eine Daueraufgabe der Neusser Stadtentwicklung. Ziel ist es, die Stadt Neuss als Wohnstandort zur Sicherung der Einwohnerzahlen von rund 150.000 Einwohnern dauerhaft zu stärken. Indem entsprechend nachfragegerechte Wohnflächen zu akzeptablen Preisen zur Verfügung gestellt werden, wird die Bevölkerung in Neuss gehalten und werden neue Bürger gewonnen. Dies ist notwendig, um bezahlbare Infrastruktur für einen vitalen und attraktiven Lebensort aufrecht zu erhalten.
Die Stadt Neuss zählt zu den „Bevölkerungsgewinnern“ der letzten Jahre: In den letzten 15 Jahren wuchs Neuss um rund 4.500 neue Einwohnerinnen und Einwohner. Maßgeblich gefördert wurde diese positive Entwicklung in Neuss insbesondere durch bestimmte Rahmenbedingungen. Dazu gehört die Lage an zentralen Verkehrsachsen zwischen mehreren agilen Großstädten mit sehr hoher Zentralität ebenso wie die sehr gute infrastrukturelle Ausstattung vor Ort für Privathaushalte, verbunden mit guter Erreichbarkeit ergänzender Infrastrukturangebote in den Nachbarstädten. Die Prosperierende und wandlungsfähige Wirtschaftsstruktur mit großem Arbeitsplatzangebot und ein vielfältiges Bauland- und Wohnungsangebot zu angemessenen Prei¬sen zählt zu den herausragenden Standortfaktoren. Die Stadt Neuss hat mit diesen positiven Rahmenbedingungen gute Chancen, die demografischen Herausforderungen ohne spürbare Leistungseinbußen für ihre Bürger zu bewältigen. Die aktuelle Bevölkerungsprognose geht davon aus, dass die durch Zuwanderungen gewonnenen Einwohner die Bevölkerungsverluste aus der demografischen Entwicklung noch bis zum Jahr 2020 kompensieren können. Erst danach sinkt die Bevölkerungszahl ganz leicht, weil die Sterbefälle durch Zuwanderung nicht mehr kompensiert werden können. Trotz gleichbleibender Bevölkerungszahlen sind aufgrund der demografischen Effekte neue Baugebiete erforderlich, denn letztlich stellt die Zahl der Haushalte die relevante Größe der Wohnungsnachfrage dar. Die Haushaltszahlen sind in der Vergangenheit kontinuierlich gestiegen und werden dies auch künftig. Gleichzeitig verkleinern sich die Haushaltsgrößen. Unter anderem durch Singlehaushalte, insbesondere durch immer mehr alte Menschen, leben zurzeit durchschnittlich etwa 2,2 Menschen in jedem Neusser Haushalt. Als Effekt steigt die Wohnfläche pro Person auch in den nächsten Jahren von heute rund 40 Quadratmetern pro Person auf 43,2 Quadratmetern bis zum Jahr 2025.
Um Neuss fit für die Zukunft zu machen und die positiven Rahmenbedingungen weiterzuentwickeln, ist die Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes als räumlicher Leitplan erforderlich. Seine Aufgabe besteht darin, für das gesamte Stadtgebiet die Bodennutzung nach den voraussehbaren Bedürfnissen der Stadt in den Grundzügen darzustellen. Der Flächennutzungsplan stellt dar, welche Flächen in den nächsten mindestens 15 Jahren von den unterschiedlichen Nutzungen wie etwa Wohnen, Arbeiten, Freizeit in Anspruch genommen werden sollen. Da der bestehende Flächennutzungsplan von 1983 den heutigen Bedürfnissen nicht mehr gerecht wird, ist seine Neuaufstellung erforderlich. Die Erarbeitung eines Flächennutzungsplanes ist eine hochkomplexe, langwierige Arbeit, da alle Bodennutzungen für das gesamte Stadtgebiet überdacht und neu festgelegt werden müssen beziehungsweise überprüft werden muss, inwieweit die Darstellungen des bestehenden Planes noch aktuell sind. Hierzu sind eine Reihe von begleitenden Gutachten wie der Grünentwicklungsplan, eine Aktualisierung des Verkehrsentwicklungsplanes, der Umweltbericht, das Handlungskonzept Wohnen oder das Gewerbeflächenkonzept notwendig.
Der Vorentwurf des neuen Flächennutzungsplans soll Anfang des Jahres 2013 vorliegen. Der Rat der Stadt Neuss wird diesen dann abschließend beraten und beschließen. Der Vorentwurf bildet somit den Auftakt für das im Baugesetzbuch vorgeschriebene frühzeitige Beteiligungsverfahren der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange. Die öffentliche Auslegung des Plans kann dann voraussichtlich noch im Jahr 2013 erfolgen. Ende 2014 / Anfang 2015 soll der neue Flächennutzungsplan in Kraft treten.

Als Vorstufe für die Neuaufstellung des Flächenutzungsplanes ist bereits das Räumliche Strukturkonzept aufgestellt worden. Dieses liefert den zentralen Beitrag zum Diskussionsprozess über die zukünftige Stadtentwicklung. Im Rahmen von Stadtteilwerkstätten konnte durch aktive Mitwirkung und Beteiligung der Bürgerschaft ein breites Spektrum an Interessen und Vorschlägen in das Räumliche Strukturkonzept eingebunden werden. Als Grundlage für die Neuaufstellung des Flächennut¬zungsplanes wurde es vom Rat der Stadt Neuss im November 2011 beschlossen. Das Räumliche Strukturkonzept hat insgesamt einen Bedarf von 140 Hektar Wohnbauflächen für die nächsten 15 Jahre ermittelt, von denen aber ein Großteil in den bestehenden Reserven untergebracht werden können.
Rund 1.000 Wohneinheiten sind als Wohnbauflächenreserven auf etwa 30 Hektar in rechtskräftigen Bebauungsplänen vorhanden. Davon liegen fast 40 Prozent in Bereichen der Nachnutzung und Nachverdichtung (Innenentwicklung). In Bebau¬ungsplänen, die zurzeit aufgestellt werden, werden Baumöglichkeiten für weitere 1.110 Wohneinheiten (cirka 35 Hektar) geschaffen; hier liegt der Anteil der Innentwicklungsflächen bei 70 Prozent. Weitere Reserven befinden sich noch im alten Flächennutzungsplan (ungefähr 440 Wohneinheiten) und in Baulücken (330 Wohneinheiten). Diese Reserven können aber nicht den gesamten künftigen Bedarf decken, so dass rund 60 Hektar Wohnbauflächen im neuen Flächennutzungsplan ausgewiesen werden müssen.

Ein zeitgemäßes, den Anforderungen und Bedürfnissen der ansässigen und potenziell neu hinzuziehenden Bewohner entsprechendes Wohnungs- und Baulandangebot entspricht dem Selbstverständnis der sozialen Großstadt Neuss. Die Bedürfnisse der verschiedenen Zielgruppen, wie von Familien mit Kindern, älteren Menschen und Singlehaushalten, sind dabei gleichermaßen zu berücksichtigen. Die Stadt Neuss ist sich ihrer Verantwortung bewusst und möchte die weitere Entwicklung des Wohnungsmarktes zukunftsfähig und nachhaltig gestalten sowie soziale Verwerfungen durch ansteigende Miet- und Immobilienpreise vermeiden. Dabei erfolgt die Auswahl von neuen Wohngebieten nach stadtplanerischen und landschaftsökologischen Auswahlkriterien. Diese zielen darauf ab, dass die Standorte möglichst umweltverträglich sind, Störungen mit der Nachbarschaft vermieden werden, eine gute verkehrliche Erreichbarkeit gegeben ist und die Bebauung wirtschaftlich attraktiv verwirklicht werden kann.
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