17.01.2013 - Ergebnisse ProVier vorgestellt

Das Neusser Modell ProVier hat sich...

als Konzept der gelungenen Kooperation zwischen den Partnern Ju-gendhilfe und Schule bewährt. Es wurde für drei Jahre  vom Landesjugendamt als Modellprojekt „Inklusion“ an zwei Neusser Schulen gefördert und wissenschaftlich begleitet. Der Leiter des Neusser Jugendamtes, Markus Hübner, stellte jetzt gemeinsam mit der ehemaligen Schulrätin Annegret Schulz vom Schulamt des Rhein-Kreis Neuss und anderen Beteiligten mit einer illustrierten Dokumentation und einem detaillierten Abschlußbericht die Ergebnisse des Projektes vor. Folgendes ließ sich erreichen:
1. Eltern, die vor dem Projektstart nicht erreicht wurden, konnten durch gezielte Maßnahmen erreicht werden.
In jedem der vier Standorte gab es vor dem Projektstart Eltern, zu denen weder von den Fachkräften der Kitas noch von den Lehrkräften der Schulen ein Kontakt aufgebaut werden konnte, trotz mehrmaliger Bemühungen und dringendem Bedarf zum Beispiel wegen Förderbedarf und Auffälligkeiten der Kinder. Nach dem Projektzeitraum konnten mehr Eltern erreicht werden, so dass in einer Schule sogar ein Wert von 95 Prozent-Teilnahme an dem Elternabend der Schulneulinge erreicht wurde.
2. Für viele Mädchen und Jungen mit besonderem Förderbedarf wurde eine Verbesserung der Chancen beim Schulstart erreicht.
Eine Psychologin, eine Schulsozialarbeiterin und zwei Schulsozialarbeiter haben bereits in der Kita die Kinder mit besonderem Förderbedarf kennengelernt und begleitet sowie zu den Eltern persönlich Kontakt aufgenommen. Durch die enge Vernetzung zwischen Fachkräften aus Kita und Schule konnten geeignete Unterstützungsmaßnahmen für die Förderung der Kinder vor der Einschulung aufgebaut werden, die den Kindern einen guten Start in die Schule ermöglichten.
3. Das Projekt ProVier hat die Kooperation zwischen Schulen und Kitas sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit in den Sozialräumen wesentlich verbessert.
Das Angebot für medizinische, psychologische und soziale Beratung wurde in die Stadtteile verlagert, so dass die Eltern einen direkten Zugang zu den Beratungsdiensten haben und diese Möglichkeit auch häufiger wahrnehmen. Die enge Netzwerkarbeit bewirkt ebenfalls eine frühzeitigere Erreichbarkeit von Familien in schwierigen Lebenssituationen.
4. ProVier hat alle Gremien der Entscheidungsträger überzeugt, wurde für die dauerhafte Fortführung bestätigt und im Finanzhaushalt der Stadt Neuss etatisiert.
Der Jugendhilfeausschuss hat damit den Fortbestand der Netzwerkarbeit für die nächsten Jahre garantiert. Die bestehenden Maßnahmen kommen weiterhin vielen benachteiligten Kindern und Familien zugute. Das Netzwerk ProVier wird in einer Zukunftswerkstatt am 04. Februar die bestehenden Stadtteilinitiativen auswerten und durch eine Weiterentwicklung die Weichen für eine weitere nachhaltige Verbesserung der Bildungschancen für Neusser Kinder in den vier Stadtteilen stellen.
5. ProVier ist als Modell über die Stadt Neuss hinaus auf Tagungen des Landes und bis in das Bundesjugendkuratorium der Fachöffentlichkeit bekannt geworden.
Die Arbeit des Netzwerkes ProVier und insbesondere das Modellprojekt „Inklusion“ wird inzwischen von anderen Kommunen als Modell angefragt. Neuss nimmt eine Vorreiterrolle unter den Kommunen ein, die sich der Herausforderungen zur Inklusion stellen. Das Deutsche Jugendinstitut hat sich im März 2012 mit dem Bundesjugendkuratorium, einem Gremium der Bundesre-gierung, mit dem Neusser Modell als Konzept für Schulsozialarbeit zur Inklusion auseinandergesetzt und in weitere Beratung einbezogen.

Die Intention von ProVier ist die Verbesserung der Zusammen-arbeit zwischen Kindertageseinrichtungen, Schulen und Eltern. Dabei geht es auch um die Stärkung der Erziehungskompetenz bei den Eltern. Zum Beispiel durch Hilfen bei Erziehung und Versorgung ihrer Kinder. Zudem werden entsprechende Fortbildungsangebote durchgeführt – nicht nur für Eltern aus schwierigen sozialen Milieus. So beobachten Experten auch bei Eltern aus den Oberschichten eine zunehmende Verunsicherung beim Thema Erziehung. Darüber hinaus gibt es Schulungen für pädagogische Fachkräfte, um den Umgang mit Eltern zu optimieren. Einige Grundschullehrerinnen besuchen die Familien ihrer Schüler in der unterrichtsfreien Zeit. Das hilft ihnen einen besseren Zugang zu den Schülern zu finden. Vor dem Hintergrund des 12. Kinder- und Jugendberichtes von 2007 ist bekannt, dass der Einfluss des Elternhauses auf die Bildungskarriere von Kindern größer ist als der Einfluss von pädagogischen Einrichtungen.  Der alleinige Appell an Eltern, sich auf ihre Erziehungspflichten zu besinnen scheitert oft am fehlenden Können, vor allem bei Kindern, die besonders der Anleitung und Begleitung bedürfen. Auch Eltern aus anderen Kulturkreisen, die we-der die deutsche Sprache beherrschen noch das deutsche Bildungssystem kennen, fällt es schwer, ihre Kinder zu unterstützen. Eine differenzierte Elternarbeit, die in der Kindertageseinrichtung beginnt und in der Grundschule aufbauend fortgesetzt wird, stellt die Weichen für eine gute Förderung der Kinder.
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