11.09.2015 - Das Virtuelle im Konkreten

Clemen Sels Museum Neuss zeigt Werke von Rita Rohlfing

Speziell für das Clemens Sels Museum Neuss hat die Kölner Künstlerin Rita Rohlfing mit ihrer Aus­stellung „Das Virtuelle im Konkreten“ ein ortsspezifisches Konzept aus Installation, Projektion, Objektkästen, Wand­arbeiten und Fotografien erarbeitet. Mit diesem wirkt die Künst­lerin der architektonischen Strenge und Schwere ebenso wie der Abgeschlossenheit des Hauses zugunsten von Leichtigkeit, Flüchtigkeit und Tiefenräumlichkeit entgegen. Die Ausstellung, die im Kontext zur museumseigenen Sammlung der Farb­malerei steht, ist vom 13. September 2015 bis zum 1. Januar 2016 zu sehen und wird von einem Katalog und einem reichen Veranstaltungsprogramm begleitet.

Für den Gartensaal des Clemens Sels Museums Neuss hat Rita Rohlfing eine Installation aus Plexiglasplatten und farbigen Elementen konzipiert, die ein Fenstersegment in einen leuch­tenden Farbraum verwandelt. Im Gegensatz zu den bisherigen Objektkästen der Künstlerin kann der Betrachter nun von zwei Seiten – von Innen und von Außen – in den diffusen Farbkörper visuell eintauchen. Je nach Einfall und Intensität des Lichts verändert sich die Farbwirkung des imaginären Raums, dessen Kolorit durch die mattierten Flächen als diffuser Farbschimmer in den Innen- und Außenraum strahlt. Rita Rohlfing schafft einen aus sich heraus leuchtenden Farbraum, durch den virtu­eller und realer Raum verschmelzen und die Trennung zwischen architektonischem Innenraum und natürlichem Außenraum optisch aufgehoben wird.

Für das Foyer des Clemens Sels Museums Neuss hat Rita Rohlfing erstmals eine Projektion realisiert. Der Eingangs­bereich wird von der Schwere und konstruktiven Strenge des Treppenhauses dominiert. Auf diesen Betonkörper projiziert die Künstlerin eine großformatige Architekturaufnahme, die nicht durch ihre Farbigkeit, sondern vielmehr durch ihre feine und kleinteilige Struktur der strengen Form und visuellen Härte der Treppenhauskonstruktion entgegenwirkt. Durch diesen geziel­ten formalen Eingriff hebt die Künstlerin das Konstruktive der realen Architektur auf und lässt ein visuelles Wechselspiel von Leichtigkeit und Schwere, Nähe und Ferne, Groß und Klein entstehen, das sich zwischen Realität und Projektion, zwischen Kunstwerk und Umraum wirkungsvoll entfaltet.       

In ihrem Schaffen überschreitet Rita Rohlfing eindrücklich die Gattungsgrenzen von Malerei und Bildhauerei, Installation und Fotografie. Durch das wohlkalkulierte Zusammenspiel der Werke spiegelt die Neusser Ausstellung ganz aktuell und beispielhaft jene Grenzbereiche wider, in denen sich das Schaffen von Rohlfing bewegt und das sie um das Medium der Fotografie erweitert hat. So vereint die Präsentation die verschiedenen Werkgruppen, die sich immer wieder neu und anders an der Schnittstelle von Malerei und Skulptur, Malerei und Fotografie sowie von Fotografie und Architektur bewegen. 

Rita Rohlfing verwandelt den Ausstellungsraum in imaginäre Farbräume, die die Wahrnehmung und das Empfinden des Besuchers nachhaltig für die Kraft und vielfältigen Wirkungs­weisen von Farbe, Form und Struktur sensibilisieren. Die Künstlerin hebt durch ihre Eingriffe die materiellen Grenzen und optischen Barrieren auf und wirkt der realen Wirkungsweise der Architektur entgegen. Die Ausstellung „Das Virtuelle im Konkreten“ eröffnet neue Blickwinkel und überraschende Erfah­rungsweisen, in denen sich Sehen und Denken, Wahrnehmung und Reflexion über die Kunst hinaus vereinen.  

Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Katalog beglei­tet, der das Gesamtkonzept aus Projektion und Installation, Objektkästen und Fotografien eingehend dokumentiert. Anhand von Aufnahmen, die die Räume vor und nach dem künstle­rischen Eingriff zeigen, lassen sich die vielfältigen Wandlungen nachzeichnen, die das Museum durch den künstlerischen Ein­griff im Innen- und Außenraum erfahren hat. Aus diesem Grund wird der Katalog erst nach der Eröffnung erscheinen und im Rahmen der Finissage präsentiert.

Zudem wird die Ausstellung von einem vielfältigen Veran­staltungsprogramm begleitet, das das Thema Farbe in all seinen Facetten beleuchtet. Neben Führungen und einem Workshop für Kinder finden ein Atelierbesuch und ein Künstler­gespräch statt. Diese Veranstaltungen geben tiefere Einblicke in das Schaffen von Rita Rohlfing sowie in die Konzeption und Realisation ihrer Ausstellung „Das Virtuelle im Konkreten“ im Clemens Sels Museum Neuss. Die Realisierung der Ausstel­lung und des begleitenden Katalogs werden vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nord­rhein-Westfalen sowie der Kunststiftung NRW gefördert.

 Rita Rohlfing, geboren 1964 in Bad Oeynhausen, lebt heute in Köln. Neben ihrem Abschluss als Master of Fine Arts an der School of Visual Arts in New York, hats sie unter anderem ein Studium der Freien Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig absolviert und war Meisterschülerin von Bernd Minnich und Roland Dörfler.