Goldener Oktober im Botanischen Garten der Stadt Neuss

von Henrike Mölleken im Oktober 2021

Auf den Spätsommer folgt der Herbst mit seiner Herbstfärbung, die die Parks und Gärten in warme Gelb-, Orange-, Braun- und Rottöne verwandelt, begleitet von letzten Gehölzen, die noch grün sind.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie die Herbstfärbung zustande kommt? Warum werden die einen Bäume gelb und wieso verfärben sich andere in rot oder bleiben einfach grün? Welche Faktoren beeinflussen die Herbstfärbung?

Begleiten Sie mich auf einem digitalen Rundgang mit ein paar Erläuterungen zum Hintergrund der Herbstfärbung:

Woher kommt die Herbstfärbung?

Alle Pflanzen haben einen grünen Farbstoff (Chlorophyll) in ihren Blättern, der aus der Energie des Sonnenlichts Zucker für den pflanzlichen Stoffwechsel produziert. Dieser Prozess nennt sich Photosynthese und ist der einzige, bei dem Lichtenergie in chemische Energie umgewandelt wird! Dabei wird das – für unser Klima schädliche – CO2 aus der Luft gebunden und stellt zusammen mit Wasser eine energiereiche organische Verbindung her.

Dieses Chlorophyll wird im Herbst in seine Bestandteile zerlegt und eingelagert. Im Laufe dieses Prozesses verschwindet die grüne Laubfarbe und es wird sichtbar, dass die Blätter auch orange und gelbe Farbstoffe (Carotinoide und Xanthophylle) enthalten. Sie sind zwar immer vorhanden, werden aber im Frühling und Sommer vom Chlorophyll überlagert

Aus Grün wird Gelb

Gingko biloba
Ginkgo (bot. Ginkgo biloba) mit Früchten

Bäume, wie beispielsweise der rechts abgebildete Ginkgo (bot. Gingko biloba), bauen die Carotinoide im Herbst gleichzeitig mit dem Chlorophyll ab. Bei ihnen wechselt die Blattfarbe übergangslos von Grün zu Gelb, denn die gelben Xanthophylle bleiben in den Blattzellen zurück.

Der Gingko gehört zu den Nadelbäumen, auch wenn uns seine Blätter etwas anderes glauben lassen, und gehört gemeinsam mit der Lärche und der Sumpfzypresse zu den wenigen Nadelbäumen, die eine Herbstfärbung haben und im Winter ihre Nadeln abwerfen. Tannen, Fichten, Kiefern, Eiben etc. machen das nicht.
Außerdem ist er zweihäusig, das bedeutet, es gibt männliche und weibliche (mit Früchten s. Foto) Bäume.

Von Grün über Rot zum Gelb

Goldahorn ‚Aureum‘
Goldahorn ‚Aureum‘

Bei anderen Gehölzen wie auf dem Fotorechts lässt sich im Herbst sehr schön beobachten, wie der Abbauprozess der Farbstoffe über die Farben Grün, Rotorange zum Gelb etappenweise stattfindet.

Der in Deutschland seltene japanische Goldahorn (Acer shirasawanum) stammt ursprünglich aus den kühlen Wäldern der japanischen Inseln Honshu und Shikoku, ist frosthart, verträgt jedoch keinen Kalk.

Im Handel ist die Sorte ‚Aureum‘ zu erhalten, die gerade wegen ihrer Herbstfärbung und dem kompakten Wuchs, der dicht verzweigten Krone und einer Wuchshöhe von max. acht Metern gepflanzt wird (Foto rechts).

Aus Grün wird Rot

Roter Hartriegel
Roter Hartriegel
Roter Schlitzahorn
Roter Schlitzahorn

Bäume mit roter Herbstfärbung der Blätter stehen bei Gestaltern wie privaten Gärtnern gleichermaßen hoch im Kurs.

Für diese Farbtöne ist eine andere Farbstoffgruppe zuständig: die Anthocyane (anthos = Blume, kyanos = blau), ein Fabstoff, der dem Rotkohl, vielen Früchten und eben dem Laub – nicht nur im Herbst – Farbe verleiht. Die Rolle der Anthocyane in den Pflanzen ist noch nicht so ganz geklärt, derzeit wird vermutet, dass sie erst im Herbst gebildet werden und als Sonnenschutz wirken. Möglicherweise schützen sie die Abbauprodukte der anderen Farbstoffe vor unkontrollierter Zersetzung durch das UV-Licht. Daher soll das Rot bei kühler Herbstwitterung besonders leuchten.

Übrigens: Bei rotlaubigen Bäumen wie Blutbuche oder Blutpflaume sind ebenfalls Anthocyane für die Blattfarbe verantwortlich.

Noch mehr zur Herbstfärbung in Neuss

Tulpenbaum
Tulpenbaum

Zu den schönsten herbstfärbenden Gartengehölzen zählt übrigens der Amberbaum (Liquidambar styraciflua): Er zeigt mit seinen ahornähnlichen Blättern im Herbst von Dunkelviolett bis Gelborange fast die gesamte Farbpalette – nur leider nicht in Neuss: Hier scheint der Baum Schwierigkeiten zu haben – warum? Wir wissen es (noch) nicht.

Dagegen macht sich der Eisenholzbaum (Parrotia persica) als Klimabaum in Neuss richtig gut: Er glänzt mit einer leuchtend orangefarbenen bis bordeauxroten und schließlich gelben Färbung.

Zum Abschluss noch zwei Sträucher, die ebenfalls Hingucker ist: Der Liebesperlenstrauch (Callicarpa bodinieri var. giraldii ‚Profusion‘ o.l.) bezaubert im Spätherbst mit auffälligem lilafarbenen Fruchtschmuck und gelbem Laub und der rot färbende Japanschneeball (Viburnum plicatum).

Liebesperlenstrauch (Callicarpa bodinieri var. giraldii ‘Profusion’ o.l.)
Liebesperlenstrauch (Callicarpa bodinieri var. giraldii ‘Profusion’ o.l.)
Japan-Schneeball
Japan-Schneeball (Viburnum plicatum)