Hinter den Kulissen im Botanischen Garten der Stadt Neuss

von Henrike Mölleken im Dezember 2021

Seit einigen Monaten berichte ich Ihnen aus dem Botanischen Garten und stelle seine Besonderheiten vor. Jeden Monat habe ich ein neues Thema aufgegriffen, um Ihnen die Pflanzenwelt in ihrer Schönheit näher zu bringen.

Jetzt möchte ich Ihnen ein wirklich einzigartiges Geschöpf vorstellen, das wirklich niemals im Vordergrund steht und zu den eher scheuen Arten gehört. Dabei ist es mit Unterbrechungen seit 40 Jahren im Botanischen Garten aktiv und soll hier stellvertretend für viele andere vorgestellt werden:

Der Gärtner, die Gärtnerin

Wie oft waren Sie schon im Botanischen Garten? Und wie oft haben Sie dabei die Gärtner*innen gesehen? Sehen Sie – eine seltene und scheue Art!

Dabei tragen die städtischen Gärtner*innen eine gelbe Schutzausrüstung, mit der sie hier im botan. Garten und vor allem im Straßen- und öffentlichen Bereich auffallen sollen.
Versuche, die Kolleg*innen auf‘s Foto zu bekommen, sind übrigens auch eine echte Herausforderung.

Das und auch die Tätigkeiten der Gärtner*innen ähneln durchaus den Aufgaben der „Hausfrauen“: Solange wir Gärtner*innen unsere Aufgaben erledigen und die Pflanzenbestände pflegen, wird dies als selbstverständlich hingenommen, nie gelobt, … nur wehe, das Gras wächst zu hoch, das Unkraut macht sich breit, eine Staude wird zu spät zurück geschnitten, oder die Pflanzen zu spät gewässert… Dann waren’s die (faulen) Gärtner

Ein Name mit langer Tradition

Umschlag des Buchs „100 Jahre Botanischer Garten Neuss“.

Im Botanischen Garten ist ein Gärtner aktiv, der einen Namen mit langer Tradition trägt: Herr Gremmer.

Schon Herr Adolf Gremmer war im Gartenamt angestellt und hat die gesamte Phase der Nachkriegszeit des Botanischen Gartens begleitet. Er arbeitete seinerzeit eng mit dem stadtbekannten Gestalter Herrn de Cleur zusammen. Sein Sohn, Reinhard Gremmer setzt diese Tradition fort und kümmert sich nun schon seit 40 Jahren um die Pflege von Pflanzen und Tieren im Botanischen Garten.

Das sehr lesenswerte Buch „100 Jahre Botanischer Garten Neuss“, wurde von einem weiteren „Herrn Gremmer“ verfasst: Georg Gremmer (ein Cousin des letztgenannten) ebenfalls ein begnadeter Gärtner. In dem Buch finden Sie weitere „Gremmers“ und viele sehr interessante Informationen.

Jubiläum

Gärtner Reinhard Gremmer vor der Vogelvoliere. Er lächelt und hält eine Mappe mit der Urkunde für seine 40 Dienstjahre in den Händen.

40 Dienstjahre – wer schafft das heute noch?

Herr Reinhard Gremmer hat in den führen 80er Jahren seinen Dienst bei der Stadt Neuss im Garten- und Friedhofsamt begonnen und war damals zuständig für Planung und Ausbau von städtischen Grünanlagen.

Zwischendurch gab es ein Phase, wo er beim heutigen Amt für Liegenschaften und Vermessung arbeitete, bevor er sich entschloss, quasi zurück zu den Wurzeln, in den botanischen Garten zu wechseln. Seit 2014 ist er wieder für das Stadtgrün aktiv und wird auch hier seine Arbeitszeit beenden bevor er in den dann wohlverdienten Ruhestand geht.

Lieblingsbaum

Zwei Aufnamen von den Ästen des Amberbaums.
Früchte des Amberbaums

Der Lieblingsbaum von Herrn Gremmer ist einer mit wunderschöner, auffälliger, roter Herbstfärbung der Blätter, der an einen Ahorn erinnert:

Der Amberbaum: Liquidamba styracyflua – Laien verwechseln diesen Baum oft mit dem Ahorn, dabei gibt es einen leicht zu erkennenden Unterschied: Die Blätter der Ahorne stehen sich am Ast direkt gegenüber, beim Amberbaum stehen sie übereinander.

Auffällig sind auch die Früchte: sie hängen wie Sternenkugeln an langen Stielen im Baum und trotzen dort selbst stürmischen Herbsttagen. Erinnern sie nicht ein wenig an ein Virus, das derzeit die gesamt Welt in Atem hält?

… und sonst: die Voliere

Blick in die Vogelvoliere: zahlreiche Sittiche sitzen auf Ästen.

In den frühen Jahres des Botanischen Gartens gab es auch ein gemauertes Terrarium mit Griechischen Landschildkröten. Als die Tiere zu oft von Besucher*innen gequält wurden, wurde an dieser Stelle eine Voliere in Betrieb genommen, mit Vögeln wie z.B. Nymphensittichen, Ziegensittichen, Chinesischen Zwergwachteln, etc. Gegenüber befindet sich die kleinere, ältere Voliere mit Wellensittichen, Kanarienvögeln, Zebrafrinken.

Auch um diese Lebewesen kümmert sich Herr Gremmer: Die Vögel erhalten nicht nur regelmäßig Futter und Wasser und Reinigung. Sie haben in ihrer Voliere jede Menge Angebote in den Ästen hängen, auf denen sie ruhen, schaukeln, schnäbeln, etc. können.

Sobald es kühler wird stellt Herr Gremmer Rotlicht auf, damit es einen Ort gibt, an dem sich die Vögel wärmen können.

… und sonst?: Gärtners Gesundheit!

Gärtner Reinhard Gremmer beim Interview mit Amtsleiterin Henrike Mölleken.

Wer ein eigenes kleines Stückchen Land, einen Schreber- oder sogar einen Garten direkt am Haus hat und diesen selbst bewirtschaftet, weiß, dass diese Arbeit gut für Körper, Geist und Seele ist – vorausgesetzt, mindestens der Körper ist fit!

Wir Gärtner*innen haben seltener Erkältungskrankheiten im Winter, allerdings setzt das Gärtnern einen gesunden Rücken voraus, sonst kann man die Arbeit vergessen. Ich habe Herrn Gremmer gefragt, wie er sich so lange Zeit gesund gehalten hat? Hier ist seine Antwort:

„Das Arbeiten in der frischen Luft stärkt wohl meine Widerstandskraft. Dabei ist es stets mein Bestreben, das Grün, das Stadtgrün für alle Mitmenschen zu erhalten und zu pflegen. Positive Reaktionen seitens der Parkbesucher tragen zum Wohlbefinden bei“.