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„Wendersplatz“ Neuss am Rhein
„Heimathafen zwischen Innenstadt und Bürgerpark“
Anlass des Entwicklungsvorhabens auf dem Wendersplatz
Das ca. 19.700 m² große Grundstück des Wendersplatzes ist einer der zentralen Orte in der Neusser Innenstadt, am Rande der Altstadt gelegen. Als Gelenk zwischen Altstadt, Rennbahn, der Achse zum Rhein und dem Hafenareal, besitzt er einen besonderen Stellenwert im Neusser Stadtgefüge. Seine Nutzung als Parkplatz wird der prominenten Lage in der Stadt nicht gerecht. Der historisch gewachsene Ort des Wendersplatzes skizziert den Verlauf des römischen Wasserbetts des Rheins nach und ist als Traditionsort in das überregional bekannte Neusser Schützenfest eingebunden – somit für die Neusser Stadtgesellschaft von hohem ideellen Wert.
Nördlich des Wendersplatzes befindet sich der gewerblich-industriell geprägte Neusser Hafen. Auf den gewerblich-industriellen Flächen mit den insgesamt fünf Hafenbecken befinden sich Produktionsstandorte verschiedener Unternehmen, Containerstationen sowie Ölmühlen. Die Zustellverkehre verschiedener Ölmühlen werden unter anderem über Gleisanlagen geregelt. Diese verlaufen über die westlichen und östlichen Randlagen des Wendersplatzes. Dieser Gleisapparat mit Rangier-, Abstell-, Auszieh- und Anschlussgleisen, muss in seiner Funktion für die Neuss Düsseldorfer Häfen in vollem Umfang erhalten bleiben.
Planungsgeschichte Wendersplatz
Der Wendersplatz ist seit vielen Jahren ein Diskussionsthema in der Neusser Stadtgesellschaft. Es gab unterschiedliche Planungen, die aufgrund von wechselnden Rahmenbedingungen bisher nicht umgesetzt werden konnten. Daher wurde im Jahre 2021 im Rahmen eines kooperativen Verfahrens unter intensiver Beteiligung der Politik und der Stadtgesellschaft ein neuer Ansatz gewählt, um den zentralen Standort in der Neusser Innenstadt zukunftsgerecht zu gestalten. Dafür wurden unterschiedliche Beteiligungsformate und Planungen im gesamten Rheinkorridor etc. einbezogen, um eine geeignete Zukunftsplanung für den Wendersplatz zu entwickeln.
Neben Werkstattrunden, einer städtebaulich-freiräumlichen Machbarkeitsstudie sowie einer Baumassenstudie des Büros scheuvens + wachten plus planungsgesellschaft mbh in Kooperation mit einer Verkehrsabschätzung des Büros Spiekermann GmbH Consulting Engineers wurden – immer im Dialog mit der Stadtgesellschaft und Politik – erste Rahmenbedingungen für den Wendersplatz entwickelt. Der Entschluss zur Entwicklung des Wendersplatzes wurde mehrheitlich von den Neusser Fraktionen getragen!
Daraus entstand ein weiterer Prozess, der die Zukunft des Wendersplatzes direkt ins Auge fasste. Unter dem Motto „Neuss Wendersplatz – Der Heimat einen Hafen geben“ wurden zwei eng miteinander verwobene Prozessbausteine entwickelt. Zum einen ist der Diskurs über potenzielle Nutzungen, Rahmenbedingungen des Standorts und Gestaltungsabsichten auf fachlicher Ebene mit Expert*innen sowie mit der Stadtgesellschaft und den Bürger*innen geführt worden. Zum anderen wurden die aus diesen Gesprächen und Beteiligungen herausgearbeiteten Aspekte in einen inhaltlichen Prozessbaustein eingebunden, der zur Ermittlung von Eckpunkten einer Entwicklung des Wendersplatz geführt hat. Die zwei Prozessbausteine ergänzten sich gegenseitig, um eine bestmögliche Zielsetzung für den bedeutsamen Standort Wendersplatz zu ermitteln.
Während des beschriebenen Prozesses wurde eine Vielzahl an unterschiedlichen Beteiligungsformaten umgesetzt. Dazu zählten Formate wie z. B. „Expert*innengespräche Wendersplatz“, „Fachgespräche Wendersplatz“, „Onlinebeteiligung zum Wendersplatz“, sowie ein mit Expert*innen besetzter Workshop zum Thema Verkehrsflächen. Zusätzlich gab es diverse Abstimmungsrunden zu der Thematik “Gleisanlagen / Gleisübergänge“ des Wendersplatzes und zu der gesetzeskonformen Einbindung der Hochwasserschutzmauer in das Entwurfskonzept. Darüber hinaus wurden erste Gespräche zu potentiellen Vermarktungsmöglichkeiten geführt.
Bürger*innenbeteiligung und die Beteiligung von Akteur*innen der Stadtentwicklung hat in Neuss eine lange Tradition. Die Einbeziehung von Eigentümer*innen, Anrainern, lokalen Akteur*innen, zukünftigen Nutzer*innen, Politik, Fachvertreter*innen und Interessensvertreter*innen sowie interessierten Bürger*innen wurde während des Entwicklungsprozesses durchgeführt und soll den Prozess auch weiterhin begleiten.
Der Film zum Projekt
Bilder zum Wendersplatz, dem 1. Expertengespräch, Fakten und Statements der Teilnehmenden wurden in einem kurzen Film festgehalten (ca. 5 min. Länge):
Ziele und Ergebnisse des bisherigen Prozesses
Aus den unterschiedlichen Beteiligungsprozessen, mit einer Vielzahl von Anregungen und Vorschlägen, lassen sich wesentliche Eckpunkte für die Entwicklung des Wendersplatzes zusammenfassen, die eine zukunftsfähige Entwicklung ermöglichen sollen. Sie sind die gemeinsame Grundlage für die Entwicklung des Standortes.
Derzeit wird der Wendersplatz durch breite Straßenräume von der Altstadt abgetrennt. Ein Ziel ist es, die Trennwirkung der breiten Straßenräume Hessentordamm / Batteriestraße / Hammer Landstraße aufzuheben und dadurch die Rücknahme von Verkehrsflächen sowie qualitätsvolle Übergangsmöglichkeiten für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen zu schaffen und so den Wendersplatz „an die Altstadt anzubinden“. Gleichzeitig soll er als Trittstein in der Verbindung zwischen Innenstadt und Rhein – dem Rheinkorridor – und als attraktiver Übergang zum zukünftigen Bürgerpark – im Anschluss an die Landesgartenschau 2026 – dienen. Künftig soll er mit publikumsintensiven Nutzungen das Angebot der Neusser Innenstadt ergänzen.
Insgesamt lassen sich folgende Hauptziele zusammenfassen:
- Schaffung der städtebaulich-verkehrlichen Rahmenbedingungen für die Anbindung Wendersplatz an die Innenstadt und den Brückenschlag Innenstadt — Bürgerpark auf dem ehemaligen Rennbahnareal
- Darstellung des Umgangs mit dem öffentlichen Raum und der Verkehrsflächen
- Strukturierung eines Stadtbausteines, der städtisches Leben ganztägig ermöglicht
- Strukturierung eines Stadtbausteines, der vielfältige Nutzungen (Schwerpunkt publikumsintensive Nutzungen, Kultur, Bildung, Verwaltung, Soziales) ermöglicht; kein Wohnen aufgrund der Hafennähe
- Strukturierung eines Stadtbausteines, der die begrenzten baulichen Potentiale nutzt und sich in die Körnigkeit der Stadtstruktur einpasst
- Strukturierung eines Stadtbausteines, der die stadtentwicklungspolitischen und umweltpolitischen Ziele der Stadt Neuss berücksichtigt
Die Belebung des Wendersplatzes ist wesentlich von den Nutzungen abhängig, die in den Gebäuden und dort insbesondere in den Erdgeschossen liegen. Aufgrund dessen soll der Wendersplatz künftig mit publikumsintensiven Nutzung das Angebot der Neusser Innenstadt ergänzen. Folgende Nutzungsbausteine kommen nach dem umfassenden Beteiligungsprozess für eine Realisierung auf dem Wendersplatz in Frage.
- Bildungscampus der IHK mit Hochschulnutzung, innovativem Start-Up und Gastronomie
- Verschiedene gastronomische Angebote
- Publikumsintensive Einrichtungen aus den Bereichen Kultur, Bildung, Sport, Events
- Flächen für Start-Ups
- Büroflächen
- Integration eines Mobilitätscenters
Prozess der Ideenwerkstatt
Zur Vorbereitung der künftigen Entwicklung des Wendersplatzes wurde im Jahr 2021 eine Kooperative Ideenwerkstatt durchgeführt, um Vorschläge für eine baulich-räumliche Entwicklung verschiedener Nutzungsbausteine auf dem Wendersplatz zu prüfen, Gestaltungsvorschläge für die Verbindung zwischen Innenstadt und Wendersplatz zu erhalten sowie „erste Bilder“ zu produzieren, die eine Entwicklung greifbarer machen und sich damit auch leichter in der Stadtgesellschaft transportieren lassen.
Die Kooperative Ideenwerkstatt „Neuss Wendersplatz – Der Heimat einen Hafen geben“ zielte auf eine diskursive Entwicklung von Lösungsvorschlägen für die städtebaulich-freiraumplanerische Struktur des nah an der Innenstadt gelegenen Platzes ab. Dafür wurden drei qualifizierte und interdisziplinäre Planungsteams eingeladen, die zwar konkurrierend aber auch in gemeinsamen Austausch die Aufgabenstellung bearbeiteten.
Die formulierte Aufgabenstellung basiert auf dem intensiv abgestimmten Eckpunktepapier aus dem Beteiligungsprozess und war für die Teilnehmenden sowie alle anderen an der Werkstatt Beteiligten verbindlich, wurde aber innerhalb des Verfahrens weiter variiert, ergänzt und geschärft.
Ein Begleitgremium aus externen Expert*innen (Fachbereiche Architektur/Stadtplanung, Landschaftsarchitektur, Verkehr und Kultur) und Vertreter*innen der Stadt Neuss sowie zukünftiger Nutzer*innen und politischen Vertreter*innen begleiteten das Verfahren und leiteten Empfehlungen für die weitere Entwicklung und Konzeptionierung des Wendersplatzes ab. Dieser Prozess war nicht anonym. Die Zwischen- und Endergebnisse wurden in persönlichen Gesprächen mit den Entwurfsverfassenden diskutiert.
Im September 2021 fand dann eine dreitägige Werkstattphase vor Ort statt, die mit einem Auftaktkolloquium sowie einem öffentlichen 1. Forum Wendersplatz begann (siehe auch „Planungsgeschichte Wendersplatz“) und mit der Zwischenpräsentation vor einem Begleitgremium endete.
Nach der Werkstattphase vor Ort erfolgte eine dreiwöchige Ausarbeitungsphase in den Büros, die mit einer Abschlusspräsentation finalisiert wurde.
Das 2. Forum Wendersplatz fand am 9. November 2021 aufgrund der pandemischen Situation als hybride Veranstaltung zur Vorstellung der Ergebnisse der Ideenwerkstatt statt. Bei dieser öffentlichen Veranstaltung wurden die Ergebnisse der Ideenwerkstatt, insbesondere der favorisierte Entwurf durch das Entwurfsteam vorgestellt.
Nach der Abschlusspräsentation sprach sich das Begleitgremium einstimmig für die Weiterverfolgung der Planung des Teams JSWD Architekten GmbH & Co. KG, Köln zusammen mit LAND Germany, Düsseldorf und BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung, Aachen aus.
Vertiefende Entwurfsqualifikation
Im weiteren Verlauf des Entwicklungsprozesses wurde die vertiefende Entwurfsqualifikation des siegreichen Konzeptes durch das Büro JSWD Architekten vorgenommen. Dabei standen die beiden Gebäudekörper der damals geplanten Veranstaltungshalle sowie die Dependance des Clemens Sels Museums Neuss im Fokus. In diesem Zuge wurde auch eine Grobkostenschätzung vorgenommen, um den Finanzbedarf abschätzen zu können.
Aufgrund der sich in diesem Zeitraum abzeichnenden Leerstandsituation im innerstädtischen Kern (insbesondere die Schließung des Galeria Kaufhof 2023) wurde in dieser Folge der Fokus auf die Stärkung der zentralen Innenstadtbereiche gelegt.
Am 16.06.2023 beschloss der Rat der Stadt Neuss, dass neben der IHK mit ihrem Bildungscampus als Ankernutzer die beiden anderen Gebäude für privatwirtschaftliche Nutzungen vermarktet werden sollen.
Am ursprünglichen städtebaulichen Konzept wurde grundsätzlich festgehalten. Bei den Überlegungen zu möglichen Nutzungen sollten daher auch weiterhin publikumsintensive Einrichtungen aus den Bereichen Kultur, Bildung, Sport, Events, Start-Ups und Gastronomie im Fokus stehen. Zudem wurde die „Adressbildung“ des städtebaulichen Entwurfs weiter vorangetrieben, um insbesondere die Anbindung der Innenstadt an den Bürgerpark und die verkehrlichen Planungen in Zukunft umsetzen zu können.
Durch die fortschreitenden planerischen Entwicklungen im Hinblick auf die Landesgartenschau 2026 sowie auf konkreter zu fassende Planungsinhalte ergab sich weiterer detailbezogener Änderungsbedarf z. B. für die Integration der Hochwasserschutzmauer in das Konzept.
Diese sich ergebenden Planungsfixpunkte wurde durch die Architekten des Büros JSWD Architekten so in das Entwurfskonzept integriert, dass der Grundgedanke des städtebaulichen Entwurfes mit allen seinen Qualitäten nicht verlassen werden musste.
Diese aktuelle Entwurfsfassung, inklusive aller wichtigen Informationen, ist der aktuellen Broschüre Wendersplatz Neuss am Rhein “Heimathafen zwischen Innenstadt und Bürgerpark“ zu entnehmen.
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