Dr. Jörg Geerlings

Volkstrauertag in Neuss:

„Die letzten Zeitzeugen hören – Verantwortung für die Zukunft übernehmen“

Zum Volkstrauertag erinnerte der erste Stellvertretende Bürgermeister Dr. Jörg Geerlings auf dem Hauptfriedhof an die Opfer von Krieg, Terror und Gewalt und betonte die Bedeutung, die letzten Zeitzeugen zu hören und Verantwortung für Frieden und Freiheit zu übernehmen.

Auf dem Hauptfriedhof haben am Sonntag zahlreiche Neusserinnen und Neusser gemeinsam der Opfer von Krieg, Terror und Gewalt gedacht. Der Volkstrauertag erinnere daran, dass Leid und Verlust nicht abstrakte Begriffe seien, sondern konkrete Schicksale, die Menschen auch in Neuss erfahren mussten. Die Feierstunde wurde unter anderem durch Schülerinnen und Schüler Gruppen sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Kirche begleitet.

Die Stimmen der Zeitzeugen werden leiser

Der Erste Stellvertretende Bürgermeister Dr. Jörg Geerlings hob in seiner Ansprache hervor, dass seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nun 80 Jahre vergangen sind. Mit dem Abschied der letzten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gehe auch ein wichtiger Teil lebendiger Erinnerung verloren.

„Gerade weil ihre Stimmen leiser werden, tragen wir Verantwortung dafür, ihre Erfahrungen wachzuhalten“, betonte Geerlings. 

Historisches Bewusstsein sei keine Rückschau um ihrer selbst willen, sondern Grundlage dafür, Gegenwart und Zukunft verantwortungsvoll zu gestalten.

„Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart“

Geerlings erinnerte an das bekannte Wort des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker:

„Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.“

Diese Mahnung habe angesichts aktueller weltpolitischer Entwicklungen besondere Bedeutung. Kriege seien nach Europa zurückgekehrt, demokratische Institutionen gerieten unter Druck – und viele Menschen spürten, dass Frieden brüchiger sei, als lange geglaubt.

Frieden braucht Haltung

In seiner Rede rief Geerlings dazu auf, Frieden nicht als Selbstverständlichkeit zu betrachten. Er sei das Ergebnis gemeinsamer Verantwortung, gelebter Demokratie und klarer Haltung: für Menschlichkeit, Respekt und Freiheit. 

„Wir dürfen nicht zulassen, dass Krieg und Gewalt wieder zur Normalität werden“, so der Stellvertretende Bürgermeister.

Neuss wurde aus Trümmern neu aufgebaut – eine Verpflichtung bis heute

Der Blick auf die eigene Stadtgeschichte unterstrich seine Botschaft: Neuss wurde nach den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs buchstäblich aus Trümmern wieder aufgebaut. Dieser Wiederaufbau, getragen von Mut, Zusammenhalt und Vertrauen, sei ein bleibendes Beispiel dafür, wie stark eine Gemeinschaft sein könne.

„Diese Geschichte verpflichtet uns auch heute: wachsam zu bleiben, Verantwortung zu übernehmen und unseren Beitrag für ein friedliches Europa zu leisten“, sagte Geerlings.

Kranzniederlegung für polnische und sowjetische Opfer

Im Anschluss an die Feierstunde wurde ein Kranz am Ehrenmal für die mehr als 350 polnischen und sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter niedergelegt, die in Neuss beigesetzt sind. Vertreter des polnischen Konsulats Köln und der ukrainische Honorarkonsul begleiteten die Zeremonie.

  • Hauptfriedhof Neuss - Volkstrauertag
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