Helmut Hahn, „In der Nacht, die Schatten der Sonne“, 1991, Kreismuseum Zons, Foto Carsten Gliese
Helmut Hahn, „In der Nacht, die Schatten der Sonne“, 1991, Kreismuseum Zons, Foto Carsten Gliese

Inspiriert!

Helmut Hahn im Dialog mit Max Ernst, Elisabeth Kadow und Otto Steiner | Sonderausstellung im Clemens Sels Museum Neuss

Über 100 Exponate von Helmut Hahn, Otto Coester, Elisabeth und Gerhard Kadow, Max Ernst, René Laubiès, Otto Steinert und Rolf Sackenheim zeigt das Clemens Sels Museum Neuss, Am Obertor, vom 28. Februar bis zum 24. Mai 2021 in der Sonderausstellung „Inspiriert! HelmutHahn im Dialog mit Max Ernst, Elisabeth Kadow und Otto Steiner“.

3_Helmut Hahn, Max Ernst beim Boulespiel III, Huismes, 1957, Silbergelatineabzug, Max Ernst Museum Brühl des LVR, Stiftung Max Ernst.jpgHahn, der heutzutage fast ausschließlich als Farbmaler und Textilkünstler bekannt ist, wird in der Ausstellung auch als namhafter Fotograf vorgestellt. Zwischen 1950–1965 beschäftige er sich fast ausschließlich mit der Fotografie, die er sich als Autodidakt aneignete. Die intensive Auseinandersetzung mit der Natur ist neben seinen künstlerischen Vorbildern grundlegend für das Verständnis seines Gesamtwerks und ist wesentlicher Bestandteil der Ausstellung. 1999 hatte Helmut Hahn dem Clemens Sels Museum Neuss bereits 137 Arbeiten aus den Jahren 1989 bis 1999 geschenkt – darunter Bleistift-, Feder- und Farbstiftzeichnungen, Aquarelle, Gouachen und Gemälde. Kurz vor seinem Tod am 16. Februar 2017 hatte Hahn in seinem Testament als letztwillige Verfügung dem Clemens Sels Museum Neuss rund 250 Arbeiten auf Papier aus den Jahren 2013 bis 2016 vermacht, die hiermit auszugsweise der Öffentlichkeit gezeigt werden. Gezeigt werden Exponate aus dem eigenen Sammlungsbestand und Leihgaben aus dem Museum Folkwang Essen, dem Kreismuseum Zons, dem Max Ernst Museum Brühl des LVR, dem Museum Abteiberg Mönchengladbach und dem Deutschen Textilmuseum Krefeld.

1_Helmut Hahn, Mykonos, 1958, Silbergelatineabzug, © Fotografischer Nachlass Helmut Hahn, Museum Folkwang, Essen.jpgHelmut Hahn war Maler, Grafiker, Fotograf, Textilgestalter und vieles mehr. Ein Künstler, für den Inspiration und Dialog keine Einbahnstraßen bedeuteten, sondern ein ständiges und vor allem ein bewusstes Geben und Nehmen, ein Austausch mit anderen Persönlichkeiten und ein ständiges Zwiegespräch mit der Natur, deren Schönheiten seine Kreativität entzündeten: Über die Zeit und die Zeiten hinweg hatte er unterschiedlichste Medien und Ausdrucksweisen – oft genug in ganzen Serien – erprobt, bis er schließlich die für ihn perfekte Form gefunden hat. Helmut Hahn wurde am 4. Februar 1928 in Mönchengladbach geboren und verstarb kaum zwei Wochen nach seinem 89. Geburtstag, am 16. Februar 2017, in Korschenbroich. Zwischen diesen beiden trockenen Fakten breitet sich ein äußerst facettenreiches Schaffen aus, mit dem sich das Clemens Sels Museum Neuss vom 28. Februar bis zum 24. Mai 2021 in der neuen Ausstellung „Inspiriert!” auseinandersetzt.

6_Elisabeth Kadow, Petit-Point (Rot-Blau), 1948, Gewebe und Stickerei auf Leinen, Museum Abteiberg Mönchengladbach.jpgMehr als einhundert Exponate zeigen den Weg von den Anfängen bis zum reifen Künstler: den Einfluss des Düsseldorfer Lehrers Otto Coester; die prägende Begegnung mit den Bauhaus-Schülern Elisabeth und Gerhard Kadow an der Krefelder Textilingenieurschule sowie die Spuren, die das Studiensemester bei Otto Steinert hinterlassen haben. Während er danach für die Industrie, die Werbebranche, für die Neusser Firma Feldhaus und andere Auftraggeber als Grafiker und Fotograf tätig war, Wände gestaltete und Tapeten entwarf, verlor er sein eigentliches künstlerisches Ziel nie aus den Augen: Zeichnungen, Aquarelle oder auch Gouachen markieren eine ebenso konsequente wie experimentierfreudige Entwicklung, die 1957 durch die Begegnung mit Max Ernst (1891–1976) auf dessen Landsitz im französischen Huismes einen weiteren, außerordentlich bedeutenden Impuls erhalten sollte. Hahn nahm damals eine Serie von Fotografien auf und reflektierte seine Eindrücke später in Zeichnungen und Objekt-kästen, die wie dreidimensionale Übertragungen der Frottagen (»Abreibungen«) anmuten, mit denen Max Ernst in den zwanziger Jahren seine Histoire Naturelle gestaltet hatte.

Eine enge Freundschaft verband Helmut Hahn mit dem Maler René Laubiès (1924–2006), den er in den fünfziger Jahren in der Wuppertaler Galerie Parnass, einem der damals einflussreichsten Künstler-treffs, kennengelernt hatte. Gemeinsame Reisen führten ans Mittelmehr sowie zwischen 1960 und 1964 immer wieder nach Paris, wo unter anderem die »Tachisten« und »Informellen« von sich reden machten, denen Laubiès zugerechnet wird: Ein Dialog mit seinen Bildern zeigt, dass auch diese Richtung nicht ohne Wirkung auf Hahn geblieben ist.

Ein neues Kapitel begann 1970, als die Fachhochschule Niederrhein Krefeld den inzwischen 42-jährigen Künstler zum Professor für Textil-Design ernannte. Um ein abgeschlossenes Studium vorweisen zu können, nahm Helmut Hahn 1970 sein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie wieder auf, welches er nach vier Jahren als Meisterschüler des – gleichfalls in der aktuellen Ausstellung des Clemens Sels Museums Neuss vertretenen – Malers und Grafikers Rolf Sackenheim (1921–2006) mit Erfolg beendete. In dieser Zeit entwickelte Hahn einen eigenständigen Stil, den er in verschiedenen Werkphasen und Medien bis an sein Lebensende zum Ausdruck brachte.

Seine tiefsten und nachdrücklichsten Eindrücke verdankte Helmut Hahn freilich den unendlichen Erscheinungsformen der Natur. Sein Wohnhaus in Korschenbroich war so etwas wie eine Wunderkammer, in der er Kristalle, Schneckenhäuser, Korallen, Äste und andere Fundstücke aufbewahrte, indessen ein scheinbar grenzenloser Garten mit Teich den Blick in die Weite lenkte: Die Schraffuren, Linien und Farbkontraste der späteren Werke erscheinen wie Antworten auf die Landschaften, Felder, Wälder und Horizonte, die durch die Betrachtung des Künstlers einen abstrakten Ausdruck fanden – wie auch Holzmaserungen, Wasserwellen, Wolkenformationen, kristalline Bildungen und Steinoberflächen in den unverwechselbaren Arbeiten ihren Niederschlag gefunden haben.

1982 wurde Hahn von der Fachhochschule Niederrhein Krefeld zum Professor auf Lebenszeit ernannt. 1985 erhielt er den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen im Bereich Textil. Bei seinem Tode am 16. Februar 2017 zählte Helmut Hahn zu den führenden Persönlichkeiten der Farbmalerei.

Druckfrisch zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der zum Preis von 24,90 Euro im Museum erhältlich ist. Für eine persönliche Abholung bietet das Museum montags von 10 bis 14 Uhr einen click&collect-Service an. Es besteht auch die Möglichkeit einer Versandbestellung per E-Mail an service@clemens-sels-museum-neuss.de sowie die Vereinbarung eines individuellen Abholtermins unter den E-Mail-Adressen birgit.raspels-neukirchen@stadt.neuss.de und melanie.tivadar@stadt.neuss.de.